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1. Mai Wuppertal

25 Jahre autonome 1.Mai Demo

14:00 Uhr Treffpunkt Gathe vor dem AZ Wuppertal
anschließend Straßenfest auf dem Schusterplatz
Alle sollen verschwinden – Regierung stürzen! Für die soziale Revolution!
Liebe Genoss*innen aus aller Welt, liebe Freund*innen des autonomen 1.Mai in Wuppertal

1986 Vor genau 25 Jahren wurde die Tradition einer autonomen 1.Mai Demo in Wuppertal begründet, als wir uns – aus guten Gründen – von der DGB-Demonstration trennten und nach links in die Elberfelder Nordstadt zogen. 250 Demonstrant*innen zogen am Arbeitsamt und bei diversen Sklavenhändlern/Leiharbeitsfirmen vorbei, um ihrer Ablehnung gegenüber dem kapitalistischen Normalzustand Ausdruck zu verleihen. Auch die 1. Mai-Straßenfeste sind 1986 zum ersten Mal organisiert worden und finden seit 25 Jahren mit oder ohne Giraffen auf dem Schusterplatz statt.
Das Jahr 1986 war ein besonders ereignisreiches Jahr – nicht nur – für Wuppertal. Im März griffen die USA Libyen an und die Straßen waren voller protestierender Menschen, auch in Wuppertal. Kurz vor dem 1.Mai war das Atomkraftwerk in Tschernobyl explodiert und hatte ganz Europa mit radioaktivem Material verseucht und zahlreiche Menschen getötet. Die Menschen reagierten zunächst voller Angst, dann aber voller Wut und gezielter politischer Militanz. In Wuppertal wurde das Rathaus gestürmt, es gab in Wuppertal zahlreiche Brandanschläge gegen Nutznießer*innen des Atomprogramms. Pfingsten und im Juni 1986 zog eine neue starke Anti-Atom-Bewegung nach Brokdorf und Wackersdorf und kämpfte gegen Bullenarmeen und gegen die mörderische Atom-Technologie. In Wackersdorf entstand im Schulterschluss mit der einheimischen Bevölkerung in der Oberpfalz eine massenmilitante Bewegung, die schließlich die geplante Wiederaufbereitungsanlage verhinderte.
2011 Die jüngsten Ereignisse, die Explosion des Atomkraftwerks in Japan und die Militäreinsätze gegen das Gaddafi-Regime und gegen viele unbeteiligte Zivilist*innen in Libyen, sind wie ein Déjà-vu von 1986.
Allerdings ist die Situation nach dem Super-Gau in Fukushima 25 Jahre nach Tschernobyl gänzlich anders. Die militante Anti-Atombewegung ist fast ganz verschwunden. Auf den Straßen sind zwar wieder Massen unterwegs, aber nach der Wahlniederlage der Atommafia in Baden-Württemberg träumen sie nur von der Abwahl von Gelb-Schwarz und erhoffen sich wieder einmal einen Atomausstieg von Rot-Grün. Noch wissen wir nicht, ob RWE, E.ON und Co. wirklich kampflos auf die 750.000€ pro Tag Gewinn verzichten werden und welche Tricks die Atommafia-Parteien noch anwenden werden, um die Mehrheit der Bevölkerung wieder auf ihre atomare Seite zu ziehen.
Unsere Demos der vergangenen Tage sind ein guter Anfang, aber sehr handzahm und wenig zugespitzt. Es wird Zeit für radikalen, antikapitalistischen und emanzipatorischen Widerstand!
Warum entziehen wir der Atommafia nicht mit einer wirksamen Blockade ihre Atomfabrik in Gronau?! Wann werden die Nutznießer*innen des Atomprogramms, die Aktionär*innen von RWE, E.ON, Vattenfall und CO., mit unseren Argumenten konfrontiert?! Eine gute Gelegenheit ist die RWE–Jahreshauptversammlung der Aktionär*innen am 20. April 2011 in der Grugahalle in Essen. Anti-Atomgruppen aus NRW mobilisieren ab 8:00 Uhr zu einer Blockade der Halle.
Brot und Würde…
Uns begeistert der weitgehend emanzipatorische Aufruhr in den arabischen und nordafrikanischen Ländern. Mit den Kämpfen und den Militärschlägen in Libyen drohen die emanzipatorischen Kräfte allerdings wieder ins Hintertreffen zu geraten und den Traum von einem selbstbestimmten Aufbruch in Nordafrika und in den arabischen Ländern sehr schnell zu beerdigen.
Dies wird zahlreiche Menschen mobilisieren, in die Festung Europa zu kommen. Versenken wir die Frontex-Flotte, bereiten wir uns auf den Schutz der Flüchtlinge vor und kämpfen wir gegen die rassistische Hetze!
Trotzdem, wir sind sehr bewegt über den Mut und die Solidarität der Aufständigen, über die neue Rolle der Frauen im Aufstand und der Bewegung der arbeitslosen Unterschichten, der sich bald verschiedenste Jugendliche und Gewerkschaften anschlossen.
Für diese Bewegungen ist der Kampf um Menschenrechte und Demokratie direkt verwoben mit dem Kampf um soziale Rechte, gegen Perspektivlosigkeit und die neoliberale Wirtschaftspolitik. Wir waren begeistert von den Bildern auf dem Tahrir Platz in Kairo und von den Soldaten und Bullen, die sich der Bevölkerung angeschlossen haben. Wie schnell es gehen kann, wenn die Menschen keinen Bock mehr haben…. Das wollen wir hier auch, Regierung stürzen, würdige Lebensverhältnisse für alle, nieder mit Hartz IV und der Lohnarbeit.
Auf die Straße! Für die soziale Revolution auch im Nordseeraum! Für offene kollektive Strukturen und schöne Autonome Zentren!
So jung werden wir uns nie wieder sehen…
Es ist natürlich klar, dass wir 2011 zu der Demo unsere alten Mitstreiter*innen und Genoss*innen besonders herzlich einladen. Ein „Ehrenplatz“ in der 1. Reihe ist euch sicher!
Wir laden aber auch die vielen tausend Menschen ein, die mit uns am 29.1.2011 den Nazis in Wuppertal entschlossen Paroli geboten haben. Ihr wart wunderbar, eure Entschlossenheit, eure (kreativen) Wurfgeschosse, euer Witz und eure Solidarität waren großartig.
Herzlichst eingeladen ist natürlich zur Autonomen 1.Mai-Demo und zum Straßenfest die nordstädtische Bevölkerung, die uns und unsere Hausbesetzungen, Demos, Volxküchen, Kickbox- und Antifagruppen usw. so lange ertragen und z.T. getragen hat, mit denen wir immer mal wieder gegen Polizeigewalt und Nazis gekämpft haben.
25 Jahre ist eine verdammt lange Zeit, voller gemeinsamer Erfahrungen, weniger Siege und vieler Niederlagen, Frust, Rückzug und depressiver Erlebnissen. Trotzdem gibt es immer noch – wie der 29.1. eindrucksvoll gezeigt hat – viele Menschen, die den „Kopf nicht verlieren und den Geiern nicht das Land überlassen.“ (Wuppertaler Volxslied)
Nicht betteln und bitten, sondern mutig gestritten. Für ein Leben ohne Ausbeutung, Chefs und sonstige Herren!
Was sich über die Jahre gehalten hat, ist unsere Allergie gegenüber Parteien und hierachischen Organisationen, die jede Bewegung und Organisierung kontrollieren und steuern wollen, die emanzipatorische Politik mit einem Werbeauftritt verwechseln.
Auch lehnen wir – wie vor 25 Jahren – 66 Jahre nach der Befreiung vom Nationalsozialismus eine deutsche Beteiligung an Kriegen und militärischen Interventionen ab.
Vergessen wir niemals, welche Verbrechen die deutsche Militärmaschine im Vernichtungskrieg und bei der Vernichtung der Jüdinnen und Juden zu verantworten hat. Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg!
Auch bleibt es dabei, der herrschende Kapitalismus ist nicht nur eine abstrakte Struktur und Herrschaftsform, sondern trotz aller Komplexität auch eine Herrschaftsformation mit konkreten Ausbeuter*innen und Ausgebeuteten, mit Verantwortlichen und Verantwortung. Gerade die deutsche Geschichte mit Holocaust und Vernichtungskrieg lehrt uns, kein Mensch darf seine Verantwortung abgeben. Das Unrecht hat Name und Adresse, das gilt – wie vor 25 Jahren – für alle Lebensbereiche und Herrschaftsverhältnisse. So sind z.B. Aktionen gegen Spekulant*innen, Banken, Knäste, fiese Unternehmer*innen, Frauenhändler*innen, brutale Bullen, widerwärtige ARGE-Mitarbeiter*innen etc. natürlich „verkürzte Kapitalismuskritik“, weil jede politische Praxis notgedrungen vereinfachen muss. Sie sind und bleiben aber notwendig für eine lebendige Bewegung gegen den kapitalistischen Normalzustand und für ein schönes Leben.
Und natürlich müssen wir unsere eigene Verstrickung in Herrschaftsverhältnisse z.B. als männliche Metropolenbewohner und als Mittelstandkinder mitdenken. Unsere Radikalität darf sich nicht in radikalen Parolen erschöpfen. Die Glaubwürdigkeit unserer Aktionen im Jobcenter, im Stadtteil und in den Betrieben steigt, wenn wir wirklich anders und solidarisch leben und kleine Schritte des Widerstands wagen. Unsere Anstrengungen bei Agenturschluss, beim Zahltag oder bei der 4. Woche gehen in die richtige Richtung. Sie sind bescheiden und alltäglich, aber mitunter sichtbarer und wirkungsvoller als manches Szene-Flugblatt zum Thema „Lohnarbeit“ und „Kapitalismus smashen“…
Abschaltung aller Atomanlagen sofort und weltweit – Abschaltung der herrschenden Klassen!
Belagerung der Atommafia am 20. April – RWE-Aktionär*innen blockieren!
Wir sind nicht alle – es fehlen die Gefangenen!
Solidarische Grüße an den 1.Mai Gefangenen aus Wuppertal
Für ein schönes und würdiges Leben für alle! Es lebe die soziale Revolution!
Wir grüßen die autonomen 1.Mai-Demos in Oldenburg, Nürnberg, Hamburg, Berlin, Gent, Zürich, die Euromaydays in Dortmund, Wien, Hamburg und Maribor

Eine Antwort auf „25 Jahre autonome 1.Mai Demo“