Nach über 45 Jahren Widerstand gegen das unnütze Großbauprojekt des Flughafens in Notre-Dame-des-Landes hat die Bewegung das Scheitern des Projektes erreicht. Der „Ministerrat“ entschied, dass statt des Großflughafens ein Ausbau des bestehenden Flughafens „machbarer“ erschien. Nun wird weiter versucht gegen die „Unrechtszone“ einer „Ultralinken Blackbloc-Szene“ zu hetzen, die die Regierung räumen lassen will. Gegen die Spaltung des Widerstandes und seines Riesenerfolges gegen die Großindustriellen Interessen hat die Vollversammlung der Flughafgegner_innen am selben Tag einen gemeinsamen Text veröffentlicht, indem der Verbleib sämtlicher Bewohner_innen des Gebietes, inklusive der „neuen“ Besetzer_innen, gefordert wird. Für den 10. Februar wird an einer Großmobilisierung festgehalten – zehntausende werden in Notre-Dame-des-Landes erwartet.
César kam nur bis Roanne
Seit nunmehr fünf Jahren ist kein effektiver Bulleneinsatz auf der autonomen Zone erfolgt. Nach dem spektakulären und gewaltsamen scheitern des Bullengroßeinsatzes „OP Cézar“ wurde wiederbesetzt. Seit 2012 sind bis zu 400 Menschen in den besetzten Gebieten ansässig geworden. Das 1600 ha große Gelände setzt sich aus fast hundert „Lebensräumen“ zusammen, aus Hütten, Wagenplätzen, Höfen, besetzten Häusern, Zeltplätzen… Drei Landstraßen sind teilweise komplett der staatlichen Kontrolle entzogen, derzeit sammeln sich zahlreiche Hundertschaftn, der Druck wird erstmals seit dem Fiasko von 2012 vorort spürbarer – Hotels und Feriendörfer werden nach und nach mit Cops belegt.
„Volksbefragungen, Mediationsverfahren – Spaltungsbestrebungen“
Im vergangenen Jahr ergab eine „Volksbefragung“, dass eine knappe Mehrheit in der Umgebung für einen Flughafen sei. Ausschlaggebend waren allerdings fern vom Flughafen gelegene Orte und Städte – im betroffenen Gebiet waren die Dörfer fast geschlossen gegen das Projekt. Daraufhin wurde ein „Mediationsverfahren“ eingeleitet, um zu sondieren, was für kompromisse möglich seien. Die Komission kam kürzlich zu dem Schluss, dass es keinen guten Kompromiss mit Flughafen geben könne, da die Bevölkerung zu gespalten sei. Nun wird zunehmend auf die „radikalsten Elemente“ verwiesen, die auch nach einem geschieterten Flughafen keinen grund mehr hätten vorort zu bleiben. Doch die ZAD ist ein Raum für Leben und Gemeinschaft geworden, der den Flughafen durch seine Heterogenität verhindert hat.
Anhaltende Großmobilisierungen
Im Jahr 2016 gab es gleich zwei mal Mobilisierungen mit über 30.000 Menschen – der Widerstand gegen den Flughafen hat auch in 45 Jahren nichts von seinem Schwung verloren. Mit der drohenden anerkennung der „Erklärung öffentlichen Nutzens“ (dup) des Projektes drohte nun eine gewaltsame Durchsetzung des unbeliebten Großbaus. Diese dup dürfte nun vom Tisch sein, nicht jedoch die Androhung von Bulleneinsätzen. Der französische Staat ist knallhart am Widerstand der Bewegung gescheitert und mit ihm der Vinci-Konzern und seine Freund_innen. Nun würde er gerne seine Hoheit reetablieren – verhindern wir das!
Feiert den Erfolg gegen die Betonwüste auf den Straßen!
Kommt am 10. Februar nach NDDL!
Auf in die Bretagne, die ZAD verteidigen und erweitern!
Autor: az-wuppertal
SONNTAG | 07. Januar 2018 | 14 Uhr | Dessau Hauptbahnhof
Vor 13 Jahren verbrannte Oury Jalloh in Dessau in einer Polizeizelle nachdem er durch Polizeibeamte gewaltsam in Gewahrsam genommen und auf einer schwer entflammbaren Matratze an Händen und Füßen fixiert wurde. Bis heute sind die Brand- und Todesursache nicht aufgeklärt, die offiziellen Ermittlungen gingen bislang immer davon aus, Oury Jalloh habe sich trotz intensiver zweimaliger Leibesvisitationen mit einem dabei übersehenen Feuerzeug selbst angezündet.
Der „rechtsstaatliche“ Umgang mit dem polizeigemachten Verbrennungstod Oury Jallohs war zuletzt durch eine breite mediale und landespolitische Aufmerksamkeit und Aktivität geprägt:
Im April 2017 verwirft der leitende Oberstaatsanwalt in Dessau die 12 Jahre lang von den Behörden aufrechterhaltene Selbstmordthese und leitet Mordermittlungen gegen konkret benannte Polizeibeamte ein. Er regt bei der Bundesanwaltschaft an, diese möge die Mordermittlung leiten. Die Behörde lehnt die Zuständigkeit ab: Die den Beschuldigten zur Last gelegten Taten würden nicht „ausreichen“ um eine Zuständigkeit der Bundesjustiz zu rechtfertigen und ein fremdenfeindliches Motiv wäre nicht erkennbar.
Zur Erinnerung: Wir hatten bereits am 11.11.2013 Anzeige wegen Mordes gegen unbekannte Polizisten beim damaligen Generalbundesanwalt gestellt, da es nicht zu widerlegende Hinweise auf Mord gibt. Auch hier lehnte der Generalbundesanwalt seine Zuständigkeit ab, das Verfahren wurde an Dessau zurückgegeben.
Diesmal jedoch landet die Morduntersuchung bei der Staatsanwaltschaft Halle, die das Verfahren im Sommer 2017 einstellt, weil angeblich die Faktenlage „uneindeutig“ ist und auch keine neuen Erkenntnisse zu „erwarten“ seien.
?ZUFALL? ?IRRTUM? !METHODE!
Wie sich zeigt: Eine kolossale Fehleinschätzung! Denn im Juli 2016 hatte die Dessauer Staatsanwaltschaft eine Transparenzoffensive ausgerufen und Medien, Anwältinnen der Familie und die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh zu einem Brandversuch eingeladen, der schon einen Monat später stattfand – nicht zuletzt, weil der Ermittlungsdruck durch unabhängige und durch Spenden finanzierte Gutachten immer weiter gesteigert werden konnte. Verschiedene Gutachter werteten nun die Ergebnisse des Brandversuches vom 18. August 2016 aus und kamen zu dem Schluss: Das Feuer muss von „dritter Hand“ gelegt worden sein, da verschiedene, durch diesen Brandversuch ermittelte Parameter der Selbstmordthese widersprachen. Diese gutachterlichen Auswertungen waren letztlich der Anlass für die Staatsanwaltschaft Dessau, gegen konkrete Polizeibeamte ermitteln zu wollen.
Aufgrund dieser eindeutigen Beweislage, sowie mit Blick auf zahlreiche weitere Indizien und konkrete Hinweise auf den bzw. die Täter, hat die Initiative beim Generalbundesanwalt Anzeige wegen Mordes im Fall Oury Jalloh eingelegt. https://initiativeouryjalloh.files.wordpress.com/2017/12/pm-7-12-2017-anzeige-gba5.pdf
Diese Aufgabe der Selbstmordthese durch die Staatsanwaltschaft Dessau ist nun jedoch nicht wirklich eine „dramatische Wende“. Ganz im Gegenteil: Die zugrunde liegenden Befunde und Beweise sind lange öffentlich bekannt, wurden während der Ermittlungen und Gerichtsverfahren aber ignoriert oder zurechtgebogen. Die Anwältinnen der Familie Jalloh haben immer wieder entsprechende Nachfragen unternommen, auf die sie keine Antworten erhielten – eine Anzeige wegen Untätigkeit wäre die zwangsläufige Folge gewesen.
Der Mord an Oury Jalloh ist ebenso wenig ein #Einzelfall, wie die Vertuschungsstrategie „Panne“ oder „Versagen“ ist. Da wurden unverhohlen Beweismittel manipuliert und entsorgt, Fakten und Tatsachen zurechtgebogen, Gutachten gefälscht, bewusst fehlinterpretiert oder unterdrückt und der staatsgläubigen Öffentlichkeit eine haarsträubende Story erzählt. Da liegt das offiziell rechtsstaatliche Märchen so offensichtlich fernab objektiver Realität, dass nunmehr minutiös nachvollzogen werden kann, wie dieses Lügenkonstrukt in sich zusammenfällt. Besonders bemerkenswert: Wenn sich ein Staatsanwalt nach über 12 Jahren offiziell von der verordneten Staatsraison trennt, dann wird ihm prompt der Fall entzogen und woanders eingestellt …
Jetzt gilt erst recht: Wir werden nicht locker lassen!
Wir werden nicht locker lassen, dieses rassistische System zu entlarven!
Wir werden nicht locker lassen, die Verantwortlichen zu benennen!
Wir werden nicht locker lassen, diesen Rassismus zu beenden!
Wir haben gesehen, wie unter staatlichem Schutz und Förderung Nazistrukturen entwickelt wurden, wie daraus die Terrororganisation NSU aufgebaut wurde und wie auch hier wieder die Opfer zu Tätern gemacht wurden.
Wir sehen eine immer menschenverachtendere Abschottung der privilegierten Tätergesellschaft gegenüber den systematisch Ausgeplünderten, Ausgegrenzten und Entmenschlichten, die auch vor einer Zusammenarbeit mit Terrorregimen nicht zurückschreckt, sondern regelmäßig sucht.
Wir wissen um ihre Strategien, sich „neue Märkte“ einzuverleiben, indem gezielt Regionen destabilisiert und militarisiert werden. Die Waffenindustrie ist hier nur der erste Profiteur unter vielen. Staatlich genehmigte Waffenexporte in Krisengebiete versinnbildlichen den Zynismus geheuchelter Betroffenheit nach dem nächsten Attentat, Massaker oder Genozid …
Zusätzlich zur Demo rufen wir Euch zu einem dezentralen Aktionstag Oury Jalloh für den 5. Januar 2018 auf, da an diesem Freitag die Behörden des deutschen Rechtsstaates tatsächlich mit Kundgebungen und Aktionen erreicht werden können.An diesem Tag werden mit Unterstützung von CISPM (Coalition International des Sans-Papiers et Migrants) und weiteren solidarischen Organisationen des selbstorganisierten Widerstandes international Aktionen vor den deutschen Botschaften in Dakar (Senegal), Yaounde (Cameroun), Paris (Frankreich), Rom (Italien), London (Großbritannien) und hoffentlich noch weiteren Staaten stattfinden, die auch hier in Deutschland Unterstützung finden sollen. Bitte informiert uns über Eure Aktionen vorab unter initiative-ouryjalloh@so36.net und schickt uns Eure Bilder und Videos der Aktionen auf Facebook (https://www.facebook.com/oury.jalloh.77) und/oder Twitter (https://twitter.com/OuryJalloh) oder per Mail bzw. https://wetransfer.com/.
OURY JALLOH – DAS WAR MORD!
TOUCH ONE – TOUCH ALL!
Durch den breiten Protest gegen Kohle 2017, die ausdauernde Waldbesetzung und die Klagen des BUND hat die Klimabewegung erkämpft, dass RWE diese Rodungssaison den Hambacher Wald nicht weiter zerstört. Das ist großartig!
Aber wir sollten weiter wachsam sein!
Denn es ist nicht ausgeschlossen, dass es dennoch in den nächsten Wochen zur Räumung der Waldbesetzung – und im Zuge dessen auch zur Fällung zalreicher Bäume – kommt.
Lasst uns die Zerstörung des Hambacher Waldes nicht tatenlos hinnehmen. Wenn RWE den Wald und die Baumhäuser zerstört, sagen wir: „Ende Gelände!“ und tun das, was wir gut können:
Am zweiten Samstag, nach Beginn der Räumung der Baumhäuser im Hambacher Wald, werden wir mit hunderten Menschen Kohleinfrastruktur blockieren.
Ende Gelände, Hambi bleibt – one struggle, one fight!
Wir wollen damit den Druck auf RWE und die Landesregierung erhöhen, die Waldbesetzung in Ruhe zu lassen indem wir klarmachen: Eine Räumung im Hambacher Wald bedeutet nicht einen, sondern zwei Großeinsätze der Polizei.
Deutlich kleiner, aber genau so entschlossen wie im August und November 2017 wird sich auch diese Ende Gelände Aktion an den erprobten Aktionskonsens halten:
„Wir sagen was wir tun, und tun was wir sagen. Wir werden uns ruhig und besonnen verhalten, von uns wird keine Eskalation ausgehen, wir gefährden keine Menschen. Wir werden mit unseren Körpern blockieren und besetzen.“
Der Hambacher Wald war einst der größte Wald im Rheinland.
Seine Reste sind immer noch ein einzigartiger, 12 000 Jahre alter Lebensraum für besondere und schützenswerte Tiere und Pflanzen. Hunderte Jahre lang wurde er von den Menschen der Region nachhaltig genutzt. 1978 begann Rheinbraun (später RWE) mit der Abholzung für den Tagebau Hambach. Schon damals gab es massiven Widerstand der Anwohner*innen.
Jahrzehntelang schien es jedoch nicht möglich, die jährlichen Rodungen zu stoppen. Im Sommer 2012 jedoch besetzten Klima-Aktivist*innen den Wald. Die Räumung zog sich im November über Tage hin und nur vier Wochen später erfolgte die Neubesetzung an anderer Stelle im Wald. Dies wiederholte sich in den folgenden Jahren immer wieder. Dadurch konnten die Rodungen in den Monaten Oktober bis Februar immer wieder behindert und verzögert werden.
Die Besetzung im Hambacher Wald hat sich zu einem wichtigen Bezugspunkt der globalen Klimagerechtigkeitsbewegung entwickelt. Neben dem Widerstand gegen die Kohleverstromung werden hier Formen des Zusammenlebens jenseits von Kapitalismus und Unterdrückung erprobt.
Apropos Kapitalismus und Unterdrückung:
Wir sind davon überzeugt, dass die NRW-Landesregierung in der Pflicht gewesen wäre, den Hambacher Wald als schützenswertes Flora-Fauna-Habitat an die EU zu melden. Die Aussicht auf Profite aus der Kohle, sowie jahrzehntelange Verflechtungen zwischen Staat und Energiewirtschaft verhinderten dies. Die Geschichte des Braunkohle-Abbaus ist eine Geschichte der Ausbeutung von Arbeiter*innen und Natur. Deshalb sagen wir: Finger weg von der Kohle, Kapitalismus überwinden und hin zu einem guten Leben für Alle!
Diesen Winter scheint es zum ersten Mal konkret möglich, die Vernichtung von weiteren 70 Hektar Wald zu verhindern. Noch nie lebten so viele Menschen wie jetzt in der Besetzung. Die Klimabewegung ist so stark wie noch nie. Der Kohleausstieg wird gesamtgesellschaftlich verhandelt und ist nur noch eine Frage der Zeit.
Auch wenn nur noch weniger als 20 Prozent des ursprünglichen Waldes stehen, bleibt auch dieser Rest absolut schützenswert und darf nicht dem Wahnsinn des Kohlebergbaus zum Opfer fallen!
Wenn RWE tatsächlich die Besetzung räumen lässt, werden wir eineinhalb Wochen später mit einer weiteren Massenaktion zivilen Ungehorsams die Kohleinfrastruktur lahmlegen.
System Change, Not Climate Change!
www.ende-gelaende.org
Block Black Friday
Seit fast vier Jahren kämpfen Beschäftige bei Amazon für die Anerkennung ihrer Forderungen gegenüber der Unternehmensleitung. Längst geht es dabei nicht mehr nur um wenige Euro mehr Lohn, die ein Tarifvertrag absichern würde, sondern um krankmachende Arbeitsbedingungen, entwürdigende Kontrolle und die Respektlosigkeit des Managements.
Mit einer Aktionswoche rund um den Black Friday am 24.11.17 (Amazons internationalem Schnäppchen-Tag) wollen wir die kämpfenden Belegschaften unterstützen. Am Black Friday wollen wir die Wirkung vorweihnachtlicher Streiks durch die Blockade eines Amazon-Standorts verstärken. Das Innenstadt-Verteilzentrum im Berliner Kudamm-Karree garantiert eine Zustellung der dort lagernden Produkte innerhalb von zwei Stunden (für Prime-Kund*innen sogar innerhalb einer Stunde). Eine in den engen Seitenstraßen durchaus angreifbare Garantie! Solidarische Amazon-Kund*innen schicken in dieser Woche vermehrt (versandkostenfreie) Bestellungen ab und wieder zurück und legen den Retouren solidarische Botschaften an die Belegschaft bei. Weitere solidarische Aktivitäten sind zu erwarten.
Die Tyrannei der panoptischen Fabrik
Leistungsverdichtung und körperliche Langzeitschäden prägen die Arbeitssituation in den Amazon-Werken. Amazons lernende Lagersoftware gibt Tempo und Ablauf aller Arbeitsschritte vor und übernimmt damit die „Steuerung“ der Beschäftigten, die zu Werkzeugen reduziert werden: Sie erkennen Signale, scannen Waren, greifen, heben, schieben, laufen – 20 km pro Tag, 200 Päckchen jede Stunde. Algorithmen (Computerprogramme) erfassen zugleich alle Bewegungen, erstellen individuelle Leistungsprofile und errechnen Durchschnittsproduktivitäten – eine total-überwachende (panoptische) Fabrik, in der die permanente Erfassung und Bewertung zu psychischem Druck und Stress führt.
„Wir sind Maschinen, wir sind Roboter. Es ist, als würde man sich selbst an einen Scanner anschließen. Wir denken nicht selber. Vielleicht trauen sie uns es nicht zu, dass wir als menschliche Wesen denken können.“ (Amazon-Mitarbeiter, Wales)
Durch den immensen Fluss an Echtzeit-Daten kann Amazon die Leistung seiner Mitarbeiter bis ins Detail überwachen. Doch es kommen noch perfidere Methoden zum Einsatz: Per Feedback-App sind Mitarbeiter*innen dazu angehalten, sich permanent gegenseitig zu bewerten und anonym beim Chef anzuschwärzen. Intrigen sind an der Tagesordnung. Das „schlechteste“ Mitglied eines Teams droht am Jahresende ersetzt zu werden.
Zur Bekämpfung des überdurchschnittlich hohen Krankenstandes von bis zu 20% führte Amazon an einigen Standorten eine „Anwesenheitsprämie“ ein – nicht für jede Mitarbeiter*in einzeln, sondern in Teambewertung. Abteilungen, die in der Summe weniger Krankheitstage auf dem Negativkonto haben, erhalten einen Bonus von 70-150 Euro je Mitarbeiter*in monatlich. Das ist nicht nur Gift für das Arbeitsklima. Es negiert auch Krankheit als normalen Bestandteil des (Arbeits-)Lebens, insbesondere in Folge einer monotonen und einseitigen Arbeitsbelastung.
Fremdbestimmung im digitalen Kapitalismus
Amazon ist stilprägend für ein neues Produktionsmodell, in dem intelligente Informationstechnologie zur effektiveren Unterwerfung menschlicher Arbeit genutzt wird, um neues Wachstum zu erreichen. Die „Industrie 4.0“, die Mensch und Maschine zu einem weltweiten Produktionsprozess optimieren will, versucht die Art, wie wir arbeiten und leben, grundlegend zu verändern. Das betrifft nicht nur die klassische industrielle Produktion, sondern auch die Auslagerung einzelner Tätigkeiten auf sogenannte Crowdworking-Plattformen – letzteres ohne jegliche soziale Absicherung. Im smarten Kapitalismus werden alle Tätigkeiten kleinteilig in einzelne Arbeitspakete zerlegt und unter algorithmischer Regie optimiert und neu zusammengesetzt. Arbeit wird in dieser Form des „Neo-Taylorismus“ weiter enteignet und entwertet.
Die gesteigerte Form der Fremdbestimmung macht bei Amazon nicht am „Werktor“ Halt. Alle werden auch als Nutzer*innen eingebunden in den Prozess permanenter Bemessung und Bewertung – längst nicht mehr nur beim Online-Shopping. Insbesondere Amazons in vielen Diensten aktive künstliche Intelligenz zur Spracherkennung ist ausgelegt auf die Auswertung sämtlicher Lebensregungen. Mit Scoring-Ansätzen der ständigen Bewertung greift Amazon steuernd ein in unsere Informationsbeschaffung, unser Denken. Wollen wir unseren Gegenentwurf einer gesellschaftlichen Teilhabe in weitgehender Selbstbestimmung nicht aufgeben, müssen wir den Prozess der permanenten (Selbst-)Bemessung als Grundlage für (Fremd-)Steuerung angreifen.
Solidarisch gegen die „Arbeit 4.0“
Wir sollten die Kämpfe der picker und packer, die Beschäftigen in der Warenannahme, in Lager und Versand bei Amazon als politisches Feld mit wachsender Bedeutung begreifen. Digitale Techniken des Erfassens, Bewertens und Steuerns bestimmen immer mehr Arbeitsplätze. Das sich verändernde Arbeitsregime stellt eine neue Herausforderung für Arbeitskämpfe dar. Vielfach gibt es für die App-gesteuerten Arbeiter*innen nicht einmal mehr soziale Orte der Begegnung. Die neuen „Dienstboten auf Abruf“ von Deliveroo und Foodora organisieren sich trotzdem europaweit und kämpfen aktuell, wie die Amazon-Streikenden, gegen eine algorithmische Verdichtung und Entwertung ihrer Arbeit und für Selbstbestimmung und gesunde Arbeitsbedingungen.
Weil Amazon als Vorreiter einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung gelten kann, ist es notwendig, die Kämpfe der Beschäftigten wirksam zu unterstützen. Die Erfolge der Kolleginnen und Kollegen bei Amazon werden auch unsere Erfolge sein!
makeamazonpay.org
Am 6. Mai 2013 begann vor dem Oberlandesgericht München der Prozess gegen Beate Zschäpe, André Eminger, Holger Gerlach, Ralf Wohlleben und Carsten Sch. Voraussichtlich im Sommer 2017 wird der Prozess nach etwa 400 Verhandlungstagen zu Ende gehen. Unabhängig davon, welchen Ausgang der Prozess nimmt: Für uns bleiben mehr Fragen als Antworten. Wir werden daher zum Prozessende zusammen auf die Straße gehen. Denn wir werden den NSU nicht zu den Akten legen.
Wir wollen wissen, wer für die Mordserie, die Anschläge und den Terror verantwortlich ist. Die Beschränkung der Bundesanwaltschaft auf das Trio Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe und ihr nächstes Umfeld ignoriert den Netzwerkcharakter des „Nationalsozialistischen Untergrunds“. Der NSU war keine isolierte Zelle aus drei Personen, der NSU war auch mehr als die fünf Angeklagten vor dem Oberlandesgericht. Nicht zuletzt die Arbeit der Nebenklage hat diese Grundannahme längst widerlegt. Ohne militante Nazi-Strukturen wie Blood and Honour, lokale Kameradschaften oder etwa den Thüringer Heimatschutz um V-Mann Tino Brandt und Ralf Wohlleben, wäre der NSU wohl schwer möglich gewesen. Die Aufklärung im Rahmen des Prozesses wurde jedoch konsequent unterbunden, auch durch die eng geführte Anklageschrift der Bundesanwaltschaft und die Weigerung, der Nebenklage komplette Akteneinsicht zu gewähren.
Es geht uns um die Entschädigung der Betroffenen, Überlebenden und Hinterbliebenen sowie die Würdigung ihrer Perspektive in der Debatte. Es war gerade auch das Umfeld der Mordopfer, das früh darauf bestand, eine rassistische Motivation für die Taten in die Ermittlungen einzubeziehen. Etwa auf den Schweigemärschen in Kassel und Dortmund, die unter dem Motto „Kein 10. Opfer!“ die Aufklärung der Mordserie forderten. Stattdessen richteten sich die Untersuchungen vornehmlich gegen das Umfeld der Opfer und Betroffenen. Immer wieder gerieten auch Hinterbliebene der Ermordeten ins Visier der Behörden. Aus der deutschen Mehrheitsgesellschaft konnten sie keine große Anteilnahme erwarten: als Menschen mit Migrationsgeschichte durften sie nicht einfach Opfer sein – etwas potentiell Kriminelles, irgendwie Gefährliches musste doch an ihnen haften. Dies zog sich wie ein roter Faden durch die Ermittlungen, sowohl bei den „Česká-Morden“ als auch bei den Anschlägen des NSU, etwa auf die Kölner Keupstraße, und das obwohl zum damaligen Zeitpunkt keinerlei Verbindung zwischen den Taten zu bestehen schien. Doch es gab diese Verbindung: die Ermordeten, die Verletzten, die Attackierten waren durch ihre Migrationsbiografie ins Visier des rassistischen Terrors geraten. Und es waren rassistische Ressentiments bei Polizei und Sicherheitsbehörden, welche die Ermittlungen in die Irre führten, es waren rassistische Klischees, die Presseberichterstattung und Öffentlichkeit dazu brachten, die fantastischen Erzählungen von mafiösen und kriminellen Verstrickungen der Betroffenen zu verbreiten.
Wir müssen über Rassismus reden. Rassismus ist ein gesellschaftliches Problem. Und das gilt wortwörtlich: Diese Gesellschaft hat ein Rassismusproblem, und zwar ein gewaltiges. Rassismus wird dabei fälschlicherweise oft nur bei klassischen Neonazis verortet. Ebenso findet sich Rassismus auch jenseits der sogenannten neuen Rechten, die sich hinter den Bannern von AfD, Pegida und Konsorten versammeln. Rassismus findet sich in Ämter- und Behördenpraxis, Polizeiarbeit, der Art wie gesellschaftliche Ressourcen und Teilhabe verteilt werden. Rassismus findet sich in marktschreierischen Wahlkampfauftritten wie auch in subtil und vornehm formulierten Leitartikeln. Rassismus zieht sich durch die ganze Gesellschaft: Weil die Gesellschaft, wie sie derzeit eingerichtet ist, Hierarchie, Ausbeutung und Ausgrenzung zwingend hervorbringt und legitimieren muss. Weil eine von Herrschaft durchzogene Gesellschaft, in der Ressourcen und Positionen ungleich verteilt und umkämpft sind, nicht allein durch den Bezug auf eine angebliche gemeinsame „Kultur“ zusammengehalten werden kann, sondern die Abwertung anderer „Kulturen“ benötigt. Weil die „eigene“ Identität stabilisiert wird, indem negative Elemente auf die Projektion der „Anderen“ abgewälzt werden.
Wir fordern die Abschaffung des Verfassungsschutzes. Der Verfassungsschutz wusste nicht zu wenig, sondern zu viel. Das wurde bereits in den ersten Wochen nach der Selbstenttarnung des NSU deutlich. Doch während Image und Legitimität des Inlandsgeheimdienstes zumindest zwischenzeitlich Schaden nahmen und und viele Stimmen bis weit ins bürgerliche Lager seine Abschaffung forderten, ging er letztlich doch unbeschadet aus der Affäre und steht mittlerweile wahrscheinlich sogar besser da als zuvor. Er konnte nicht nur seine gesellschaftliche Reputation wiederherstellen, sondern sogar seine Befugnisse ausweiten. Für uns ist die Sache jedoch nicht erledigt: Für uns bleiben Fragen: Fragen bezüglich der wiederholten, planmäßigen Vernichtung relevanter Akten; Fragen zur Rolle des Verfassungsschützers Andreas Temme, der sich im Internetcafé Halit Yozgats aufhielt, als dieser ermordet wurde, und angeblich nichts bemerkt haben will; Fragen zu V-Mann Piatto, der schon 1998 wichtige Hinweise über die untergetauchten Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe weitergab; Fragen zu Ralf Marschner, der als V-Mann Primus im Kontakt mit den Untergetauchten gestanden haben soll. Die Liste ließe sich lange fortsetzen. Im Kampf gegen rechte Strukturen schließen wir uns nicht den wiederkehrenden Rufen an, der Verfassungsschutz solle künftig bitte auch diese oder jene rechte Gruppe beobachten. Nazis sind auch ohne Gelder, Aufbauarbeit und logistische Unterstützung des Geheimdienstes gefährlich genug. Mindestens diese Lehre sollte aus dem NSU gezogen werden.
Wir wehren uns gegen rassistische Stimmungsmache und Gewalt. Der NSU war nicht die erste Neonazi-Terrororganisation und es sieht auch nicht so aus, als sei er die letzte gewesen. In den letzten Monaten laufen und liefen mehrere Prozesse gegen Zusammenschlüsse wie die „Oldschool Society“ oder die „Gruppe Freital“. Daneben häufen sich die Meldungen von immer neuen Waffenfunden bei rechten Strukturen, immer neue gewaltbereite rechte Organisierungsansätze sprießen regelrecht aus dem Boden. Die Zahl der Brandanschläge und rassistischen Übergriffe ist in den letzten Jahren gravierend angestiegen. Und während sich der nette Herr von nebenan im Internet mit „Migrantenschreck“ genannten Schusswaffen eindeckt, legen die Entscheidungsträger_innen mit dem Abbau des Asylrechts und neuen Integrationsgesetzen vor, setzen Ausländerbehörde und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge auf Abschreckung, werden Sammelabschiebungen auf den Weg geschickt und Abschiebelager hochgezogen.
Nach vier Jahren lässt sich ein frustrierendes Fazit ziehen. Noch immer wird rechte Gewalt verharmlost, noch immer darf sich der Verfassungsschutz als Beschützer inszenieren, noch immer hat diese Gesellschaft Rassismus nicht überwunden, noch immer ist es nötig auf den institutionellen Rassismus in Deutschland hinzuweisen, wie das erst jüngst die UN und Nichtregierungsorganisationen getan haben und wie es Selbstorganisierungen von Betroffenen nicht erst seit gestern tun. Es wurden von Seiten der Mehrheitsgesellschaft keine erkennbaren Lehren aus dem NSU gezogen. Höchste Zeit also, dass sich das ändert. Initiativen wie „Keupstraße ist überall“ oder das „NSU-Tribunal“ und die zahlreichen Vereinigungen die lokal im Zusammenhang mit der Aufarbeitung des NSU zusammen kamen, haben vorgemacht wie es geht.
Am Tag der Urteilsverkündung wollen wir mit euch auf die Straße gehen. Denn für uns bedeutet das Ende des Prozesses nicht das Ende der Auseinandersetzung mit dem NSU und der Gesellschaft, die ihn möglich machte:
Kein Schlussstrich! – NSU-Komplex aufklären und auflösen!
Verfassungsschutz auflösen – V- Leute abschaffen!
Dem aktuellen rassistischen Terror gegen Flüchtlinge und MigrantInnen entgegentreten!
Rassismus in Behörden und Gesellschaft bekämpfen!
Mehr Informationen findet ihr unter www.nsuprozess.net
3.-5. November 2017
Bonn/ Rheinisches Braunkohlerevier
Hier wird das Klima verhandelt:
Schickes Ambiente, wohltemperierte Konferenzsäle. Schön weit weg von da, wo es stinkt, qualmt und raucht – den Schloten, Kohlegruben und Fracking-Bohrungen. Und noch weiter entfernt von den Leidtragenden des Klimawandels. So fanden Klimagipfel bisher statt. Doch diesmal wird alles anders. Wenn Tausende Delegierte aus der ganzen Welt im November zum UN-Klimagipfel (COP 23) in Bonn zusammenkommen, fressen sich nur 50 Kilometer entfernt die gigantischen Kohlebagger weiter in die Erde.
Die Klimazerstörung um die Ecke
In Deutschland findet die Weltklimakonferenz statt – zugleich sind wir Weltmeister im Braunkohle verbrennen. Die Präsidentschaft der Konferenz haben die Fidschi-Inseln inne, deren Küste langsam im Meer versinkt. Hier, in den Kraftwerken des Rheinischen Reviers wird das Klima verheizt. Währenddessen müssen auf den Fidschis, Tuvalu und Kiribati Menschen ihr Zuhause verlassen.
Auf dem Klimagipfel in Bonn kann die Welt erkennen, wer für den Klimawandel verantwortlich ist, wer profitiert und wer leidet. In der Kohlegrube können die Menschen die Zerstörung sehen. Hier wird so deutlich wie nie, was zu tun ist: Kohle, Uran, Öl und Gas blockieren, damit sie im Boden bleiben – hier und überall.
Hier wird das Klima verhandelt
Die globale Erwärmung erfordert Handeln im Turbogang. Doch die Klimaverhandlungen sind im Schneckentempo unterwegs – gebremst von Großkonzernen und kapitalistischer Profitlogik. Deutschland ist da kaum besser als die USA: So viel die Bundeskanzlerin auf internationalem Parkett von Klimaschutz redet – zuhause lässt sie die Kohlekraftwerke weiterlaufen. Während selbst weichgespülte Klimaziele den Lobbyinteressen geopfert werden, wird die historische ungleich größere Verantwortung des globalen Nordens für den Klimawandel einfach geleugnet.
Aber nicht mit uns! Wenn in Bonn der Klimagipfel startet, tragen wir den Kampf gegen den fossilen Wahnsinn und für Klimagerechtigkeit dorthin, wo das Klima wirklich verhandelt wird: in Europas größte Kohletagebaue. Da, wo Politik untätig bleibt, nehmen wir den Kohleausstieg selbst in die Hand. Mit über tausend Menschen gehen wir in die Grube, setzen uns vor die Bagger und stoppen die Klimakiller.
Wir können auch November!
Vom Wetter reden, wenn es um´s Klima geht? Wir lassen uns beim Kampf gegen die Klimazerstörung von ein bisschen Jahreszeit nicht abhalten. Schon die riesigen Proteste gegen Castor-Transporte im Wendland haben gezeigt: Wir können auch November!
Mit Ende Gelände haben in den letzten zwei Jahren tausende Menschen aus ganz Europa Widerstand gegen die Kohle geleistet. Während der Weltklimakonferenz in Bonn schreiten wir mit Menschen aus der ganzen Welt zur Tat – mit Bäuer*innen aus dem globalen Süden oder Gipfel-Delegierten aller Länder, mit Climate Warriors aus dem Pazifik oder Mitgliedern von Umweltverbänden – und auch mit dir wollen wir in die Grube. Gemeinsam sagen wir: Für Kohlekraftwerke und Klimazerstörung ist hier ENDE GELÄNDE! Statt um CO2 zu feilschen, kämpfen wir für ein Klima der Gerechtigkeit – vom 3. bis 5. November 2017 im Rheinland!
Aktuelle Infos: www.ende-gelaende.org
WE’LL COME UNITED! PARADE 16.9. IN BERLIN
Wir geben nicht auf! Wir erinnern uns an den September 2015. Hunderttausende öffneten die Grenzen Europas. Sie waren nicht aufzuhalten, weil sie sich nicht aufhalten ließen. Sie gingen einfach los. Sie setzten sich in Bewegung, um anzukommen. Vom Budapester Bahnhof zur österreichischen Grenze. Bewegungsfreiheit blieb keine Forderung mehr. Die Bewegung nahm sich ihre Freiheit. Für ihr Recht auf Rechte, für ihr Recht auf Anwesenheit, auf Schutz, Hilfe und Zukunft. Der „March of Hope“ bleibt ein unvergessliches Ereignis in der langen Geschichte der Kämpfe für das Recht auf Flucht und Migration. (…)
Auch heute sind wir immer noch viele. Wir sind immer noch da, vielleicht sind wir sogar mehr geworden. Tagtäglich versuchen wir, uns dem Unrecht der Ordnung zu widersetzen. Die kleinen und großen Proteste sind Teil unseres Lebens geworden. Die Hoffnungen des Jahres 2015 sind noch nicht besiegt. Denn sie haben ihren Weg in das solidarische Handeln Abertausender in Deutschland und Europa gefunden.
Eine Woche vor der Bundestagswahl wollen wir uns zeigen.
Wir alle – gemeinsam auf der Straße in Berlin. Wir wollen den Platz für all jene Stimmen und Geschichten öffnen, die sonst nicht gehört werden oder ungehört bleiben sollen. (…) Alle sollten kommen, die es nicht weiter ertragen, dass an den europäischen Grenzen die Menschen im Elend verweilen, verzweifeln oder sterben. (…) Jetzt ist es Zeit, gemeinsam unsere Stimmen zu erheben. Wir sind viel mehr als wir denken!
We’ll come United! (Der ganze Aufruf: welcome-united.org)
WE’LL COME UNITED AKTIONSTAGE IM TAL
Viele in Wuppertal mit und für Refugees tätige Gruppen, Initiativen und Einzelpersonen unterstützen den Aufruf zur Demo-Parade in Berlin und zu den WE’LL COME UNITED-Aktionstagen ab dem 2. September. Mit unserem Programm in den ersten beiden Septemberwochen wollen wir dazu beitragen, den rassistischen Diskurs zu durchbrechen, den zu uns geflüchteten Menschen Gehör zu verschaffen und Wuppertal zu einer echten „Stadt der Zuflucht” zu machen. Gemeinsam wollen wir am 16. September nach Berlin fahren, um einen unüberseh- und unüberhörbaren Beitrag aus unserer Stadt einzubringen.
- Für das Recht zu gehen und zu kommen: Stop the dying!
- Für das Recht zu bleiben: Stop the fear!
- Für das Recht auf Solidarität: Break the silence!
- Für das Recht auf Rechte: Stop Racism!
- Für das Recht, nicht gehen zu müssen: Stop global injustice!
- Für das Recht auf Teilhabe: Wuppertal zur Stadt der Zuflucht machen!
Erklärung – Soligruppe Unabhängige Medien Freiburg:
Am Freitag, den 25. August durchsuchten Bullen des LKA-Baden-Württemberg auf Anordnung des Bundesinnenministeriums vier Privatwohnungen und Wohngemeinschaften, sowie das Autonome Zentrum KTS in Freiburg. Bei den Razzien wurden unter anderem zahlreiche Speichermedien und Technik-Gegenstände beschlagnahmt – Festnahmen gab es keine. Die Aktion galt vermeintlichen Betreiber_innen der nun verbotenen Plattform linksunten.indymedia.org.
Die Website zeigt zur Zeit eine statische Seite. Unseres Wissens nach hatten die Behörden zu keinen Zeitpunkt Zugriff auf die technische Infrastruktur. Indy linksunten hat mehrfach betont, dass sie keine IP-Adressen speichern. Sogar das „Kennzeichen“ des seit fast zwanzig Jahren existierenden internationalen Netzwerks für unabhängige Medienarbeit wurde von den Behörden unter Strafe gestellt, wenn es in Kombination mit dem Schriftzug linksunten.indymedia.org verwendet wird.
linksunten.indymedia.org existiert seit nunmehr neun Jahren als mehrsprachiges, unabhängiges Nachrichtenportal für linke Bewegungen im Südwesten und darüber hinaus. Auf dem Portal wird per Open-Posting über Themen wie Antifaschismus, Ökologie, Antikapitalismus, Feminismus, Antirassismus und weitere soziale Kämpfe berichtet. Neben kritischer Berichterstattung zu Großereignissen wie Gipfelprotesten etwa in Hamburg oder Strasbourg gibt es hier Informationen „von unten“ – eine offene Plattform ohne kommerzielle oder parteipolitische Interessen. Über die Jahre hat es sich zu einem der bedeutendsten autonomen Nachrichtenportale im deutschsprachigen Raum entwickelt – kein Wunder, dass das Projekt den Behörden ein Dorn im Auge ist.
Wie die Faust aufs Auge passt nun die koordinierte Großrazzia des Innenministeriums. Dieses versucht, im Vorfeld der Bundestagswahlen mit Bezug auf den „entfesselten linken Extremismus“ nach den Hamburger G20-Protesten die Akzeptanz eines tatsächlich entfesselten Polizeistaates auszubauen. Dass die Bullen nun nach der Durchsuchung „Waffen“ präsentieren, ihre Präsenz in der Stadt ins Unerträgliche steigern und die Angriffe auf unsere Genoss_innen zum „großen Schlag gegen Links“ stilisieren ist die Propaganda eines autoritären Systems, das Gegenöffentlichkeit und kritische Berichterstattung um jeden Preis in die Schranken weisen will.
Indymedia zu illegalisieren ist der Versuch, soziale Bewegungen mundtot zu machen und einzelne Aktivist_innen einzuschüchtern. Doch wir werden trotz der Regierungen, die diesen und andere Staaten mit Gewalt möglich machen, weiterhin für freie Meinungsäußerung und freie Medien kämpfen. Wir werden solidarisch mit unseren Genoss_innen, deren Freiheiten heute vom Staat angegriffen worden sind, zusammenstehen.
Harte Zeiten erfordern unabhängige Berichterstattung!
Getroffen hat es einige – gemeint sind wir alle!
HANDS OFF INDYMEDIA!
Demoaufruf für Samstag den 9.9.17 um 19 Uhr
in Freiburg im Breisgau – Treffpunkt Bertoldsbrunnen
Am Morgen des 25.08.2017 hat das Bundesinnenministerium das Nachrichtenportal linksunten.indymedia.org verboten. Indymedia linksunten ist seit mehreren Jahren eine unabhängige, mehrsprachige Website für linke Bewegungen im ganzen deutschsprachigen Raum und darüber hinaus.
Zeitgleich zu dem Verbot gab es in Freiburg Razzien in vier Privatwohnungen und im Autonomen Zentrum KTS. Bei den Razzien wurden verschiedene Speichermedien, Laptops, Geld, und vermeintliche Waffen (Sprühdosen, Rohre, Handschuhe, Messer, …) beschlagnahmt. In der KTS wurde sehr viel Geld grundlos gestohlen. Das Autonome Zentrum wurde verwüstet, alle Türschlösser zerstört und sogar Tresore aus der Wand gerissen.
Das Verbot und die Razzien, so kurz vor der anstehenden Bundestagswahl, sind ein Angriff auf die gesammte linke Bewegung. Dieser Angriff auf Einzelpersonen und das Nachrichtenportal Indymedia sind von der Regierung ein strategischer Schachzug, um sich nach den G20-Protesten als Law-and-Order Partei zu stilisieren.
Getroffen hat es einzelne, gemeint sind wir jedoch alle!
Wir rufen international sämtliche Linken und emanzipatorischen Strukturen dazu auf entschlossen auf die Straße zu gehen, um für unabhängige und selbstbestimmte Medien zu demonstrieren. Wir lassen uns nicht einschüchtern von den Repressionen gegen Personen und Strukturen. Im Gegenteil – wir blicken entschlossen und kämpferisch in die Zukunft!
Gemeinsam gegen Repression und Hetze – unabhängige Medien verteidigen!
Wir sind alle Indymedia linksunten!
Kommt zahlreich nach Freiburg
Spendenkonto
Es werden dringend Gelder gebraucht.
Spenden für Antirepressionskosten können auf folgendes Konto überwiesen werden.
Empfänger: Rote Hilfe OG Stuttgart
IBAN: DE66 4306 0967 4007 2383 13
BIC: GENODEM1GLS
Stichwort: linksunten
24.-29. August und 3.-5. November 2017 im Rheinischen Braunkohlerevier
Kohle muss im Boden bleiben, um den Klimawandel aufzuhalten. Doch Deutschland ist bei der Braunkohleförderung weiterhin Weltmeister! Während Politik und Konzerne untätig bleiben, nehmen wir den Kohleausstieg selbst in die Hand. Im August werden wir Kraftwerke durch Blockaden von der Kohlezufuhr abschneiden. Und wenn im November in Bonn die Delegierten zum UN-Klimagipfel zusammentreffen, kommen wir zurück in die Grube. Wir zeigen, wo in Deutschland das Klima verhandelt wird.
Wir sagen Ende Gelände!
Im Herbst 2017 finden die internationalen Klimaverhandlungen zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens in Bonn unter der Präsidentschaft Fidschis statt. Doch direkt nebenan befindet sich eine der dreckigsten CO2-Quellen Europas – die Braunkohletagebaue mit ihren Kraftwerken im rheinischen Revier.
Während sich Deutschland auf internationalem Parkett gerne als Energiewende-Musterland präsentiert, wird innenpolitisch der Kohleausstieg verschleppt. Dabei ist klar: Um die schlimmsten Folgen der globalen Erwärmung zu verhindern, muss die Kohle im Boden bleiben! Sofort!
Deshalb stellen wir uns jetzt der Kohleindustrie in den Weg und bekämpfen die Klimakrise dort, wo sie befeuert wird. Seid dabei, wenn es das nächste Mal heißt: „Ende Gelände – Kohle stoppen. Klima schützen!“
Für ein Klima der Gerechtigkeit
Im Rheinischen und Lausitzer Kohlerevier, sowie dem Kohlerevier in der Umgebung von Leipzig, werden Dörfer abgebaggert, Wälder gerodet und Menschen aus ihrem Heim verdrängt. Klima, Kultur und Natur werden dem Profit von Energiekonzernen geopfert. Die Konsequenzen dieser verfehlten Politik werden nun auf die Beschäftigten und die Bevölkerung abgewälzt.
Global sind die Folgen der Klimakrise unübersehbar geworden: Pazifische Inselstaaten – wie auch Fidschi – sind vom Untergang durch den Meeresanstieg bedroht, Hurrikans und Dürren nehmen zu. Schon heute zerstören die Folgen des Klimawandels die Lebensgrundlagen vieler Menschen im Globalen Süden und verschärfen die sozialen, ökonomischen und politischen Situationen vor Ort. Damit ist der Klimawandel ein weiterer Faktor von Fluchtursachen.
Das nehmen wir nicht länger hin – wir wollen eine gerechte und lebenswerte Welt für alle!
Systemwandel statt Klimawandel
Ohne die Überwindung des Kapitalismus, seinem Wachstumszwang und Ausbeutungsmechanismen, ist weder eine ernstzunehmende Bekämpfung der Klimakrise noch globale soziale Gerechtigkeit möglich. Solange Energieriesen, wie RWE, E.on, Vattenfall, EPH und EnBW die Energieversorgung bestimmen können, verfolgen sie damit ihre eigenen Profite.
Wir brauchen eine basisdemokratische und dezentrale Energiewende, in der Menschen über Verbrauch und Produktion selbst entscheiden. Ein tiefgreifender sozial-ökologischer Wandel ist nötig, um ein gutes Leben für alle zu erreichen!
Unser Ungehorsam ist legitim
Wir müssen jetzt aktiv werden, um die insbesondere von Menschen im Globalen Süden geforderte 1,5 °C Marke effektiv durchzusetzen. Wir stellen uns jetzt gegen die Zerstörung in den Braunkohlerevieren. Wir können nicht auf internationale Klimagipfelwarten.
Globale Klimagerechtigkeit bedeutet, dass Deutschland sofort aus der Kohle aussteigt!
Unsere Aktionen zivilen Ungehorsams mögen nicht legal sein, aber legitim sind sie allemal. Wir kündigen sie offen an, denn wir sind der festen Überzeugung, dass unser Handeln angesichts der klimawandelbedingten Gefahren dringend notwendig ist.
Wir sind Teil einer globalen Klimagerechtigkeitsbewegung
Rund um die Welt kämpfen Menschen gegen den fossilen Kapitalismus. Sie stoppen Kohlekraftwerke in Indien, Pipelines in den USA, Kohlehäfen in Australien, Fracking in Brasilien und Ölbohrungen in Nigeria. Auch hier zeigen die Aktionen der letzten Jahre, dass wir gemeinsam und entschlossen viel erreichen können: 2015 blockierten über tausend Menschen den Tagebau Garzweiler im Rheinland. 2016 legten in der Lausitz mehrere Tausend aus verschiedenen Ländern Kohleinfrastruktur still.
2017 kommen wir ins Rheinland zurück und werden vielfältiger! Im Rahmen der Aktionstage vom 24. bis 29. August werden ganz verschiedene Akteur*innen zeigen, dass der Widerstand gegen Kohleenergie viele Gesichter hat: Lokale Initiativen, mehrere Klimacamps, Umweltorganisationen, libertäre Kleingruppen und Klimaaktivist*innen aus ganz Europa werden den sofortigen Kohleausstieg einleiten.
Im August und im November heißt es: Ende Gelände für die Kohle! Schaffen wir ein Klima der Gerechtigkeit!
Organisiert euch – werdet kreativ – kommt mit uns ins Rheinland!
Klimacamp im Rheinland
18. bis 29. August im Rheinland