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Umstrittenes Pfingsttreffen – Opfer von Kriegsverbrechen kommen nach Mittenwald

Garmisch Partenkirchner Tageblatt 20.5.2003
Mittenwald. – Je näher das traditionelle Pfingsttreffen des Kameradenkreises der Gebirgstruppe am Hohen brendten in Mittenwald rückt, desto mehr nimmt auch der Widerstand zu. Die antifaschistische Vereinigung „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ (VVN) will zeitgleich mit einer Reihe von Vorträgen auf die umstrittene Rolle der Gebirgstruppen während des Zweiten Weltkrieges aufmerksam machen.
Hintergrund der Aktivitäten des VVN bildet die Brendtenfeier des vergangenen Jahres. Damals waren zwei Teilnehmer aus Österreich mit Hakenkreuzabzeichen erschienen, woraufhin die Vereinigung – erfolglos- Strafanzeige erstattet hatte (wir berichteten).
„Unser Ziel ist es nicht, das Treffen zu verhindern, sondern auf die Opfer der ersten Gebirgsdivision in Griechenland aufmerksam zu machen“, betont dabei der VVN-Landessprecher Ulrich Sander. So sind neben Zeitzeugen und griechischen Opfergrupen internationale Historiker eingeladen, die nicht nur über das brutale Vorgehen der deutschen Wehrmacht in Griechenland referieren werden, sondern auch – gerade – die umstrittene Rolle der Gebirgstruppen in dieser Zeit unter die Lupe nehmen wollen. Prof. Argyris Sfountouris von der Universität Athen, ein Überlebender des Massakers deutscher Soldaten im griechischen Dorf Distomo, wird nach Auskunft Sanders über Entschädigungsforderungen griechischer NS-Opfer sprechen ud Prof. Schminck-Gustavus von der Universität Bremen sich mit dem Thema „Verbrechen der Gebirgsjäger in Greichenland“ auseinandersetzen. Der Frage, wie eine Verfolgung der Täter auch 60 Jahre nach dem Ereignis noch aussehen kann – und wie diese bisher vernachlässigt worden ist – wird sich Prof. Ludwig Elm von der Universität Jena widmen. Zu Wort kommen soll am 7. Juni in der Mittenwalder TSV-Halle auch ein italienischer Widerstandskämpfer, der Massenerschießungen griechischer Zivilisten durch deutsche Soldaten überlebt hat. Für Sander ist klar, dass das Bekenntnis der Gebirgstruppen zu den „guten Traditionen deutschen Soldatentums“, wie es im Einladungsschreiben des Kameradenkreises heißt, angesichts des Geschehenen mehr als fragwürdig sei, vielmehr als blanker Zynismus gewertet werden müsse.
(Rafael Sala)