Am 13.2. findet, wie seit einigen Jahren leider üblich, in Dresden einer der gröszten Naziaufmärsche in Deutschland statt. Dabei betrauern die NeofaschistInnen die Opfer der Bombardierung Dresdens durch englische und amerikanische Bomberverbände, am 13.2.1945.
Nicht nur der Zustand, dass etwa 6000 Neonazis ungestört durch Dresden marschieren stört uns, auch dass die geschichtsrevisionistische Ansicht, Deutschland mitsamt seinem “Volkskörper” sei ja irgendwie auch nur Opfer des Zweiten Weltrkriegs ist für uns nicht hinnehmbar.
Demonstrationen und Aktionen gegen Naziaufmärsche sind immer wichtig, gerade bei solchen Groszaufmärschen, der von den Neonazis zur Schau gestellte Geschichtsrevisionismus ist aber nicht nur in den extrem rechten Teilen der Bevölkerung zu finden, sondern auch in der Mitte dieser Gesellschaft. Bei den Neonazis ist es nur sehrviel eindeutiger, was sie bezwecken:die Relativierung oder sogar Leugnung der Shoah mit Geschichten vom angeblichen “Bombenholocaust” der Alliierten und der Beschwörung der heldenhaften Masse aus tapferen Opas und häuslichen, anständigen und fleiszigen Omas.
Der bürgerliche Revisionismus ist da viel vorsichtiger: Dresden wird als Stadt voller Zivilisten und vollgepackt mit Kunstschätzen dargestellt, und daher war die Bombardierung “sinnlos”.
Dresden war aber nicht die Opferstadt, zu der sie stilisiert wird. Die NSDAP hatte einen überdurchschnittlich groszen Rückhalt in der Bevölkerung, Dresden war Verkehrsknotenpunkt und als eine der letzten nicht bombardierten Groszstädte eine Art Ausbildungslager für Nachwuchs für Wehrmacht und SS. Und natürlich war auch in Dresden, wie eigentlich überall in Deutschland, eine harte Zeit für alle die angebrochen, die nicht in den “Volkskörper passten”, also vor Allem für Jüdinnen und Juden, Homosexuelle, Sinti und Roma, KommunistInnen und SozialdmokratenInnen, um nur einige der betroffenen Gruppen zu nennen. Wer noch nicht deportiert und vernichtet oder zur Arbeit gezwungen wurde, durfte mit all dem sehr bald rechnen, so wie eine jüdische Familie, der Anfang Februar 1945 mitgeteilt wurde, sie würde am 16. Februar aus Dresden deportiert werden.
Der Vater dieser Familie prophezeite schon fast:
“Jetzt kann uns nur noch ein groszer Bombenangriff retten.”
Und er hatte Recht: im Feuerstrum konnte sich die Familie retten und überlebte fast komplett den Zweiten Weltkrieg und den deutschen Vernichtungswahn.
Nicht zuletzt wird das Schema von “kleiner Gruppe Täter“ und der von-nichts-wissenden Masse von groszen Teilen der bürgerlichen Gesellschaft vertreten.
Ohne groszen Rückhalt in der Bevölkerung hätte das 3. Reich so nicht stattgefunden und ohne brennenden Antisemitismus und völkisches Weltbild der Bevölkerung, also ohne Denunziation von jüdischen Menschen und anderen “Volksschädlingen”, hätte die Shoah so nicht funktioniert.
Die allermeisten Deutschen beteiligten sich an der nationalsozialistischen Infrastruktur und organisierten so die Vernichtung von Millionen von Menschen mit.Also kann von der groszen “Opfergruppe” so nicht geredet werden.
Das alles sind mehr als genug Gründe am 13.2. zu demonstrieren, und eben nicht nur im, für viele Antifaschist_Innen schwer erreichbaren Dresden, sondern überall!
Demonstration gegen Geschichtsrevisionismus und Faschismus!
Naziaufmärsche angreifen und verhindern!
Deutsche TäterInnen sind keine Opfer!
Wuppertal, 13.2.2006, 18:00 Uhr, am Hauptbahnhof
danach Essen und Filme im AZ Wuppertal
Weitere Infos: www.dreizehnterzwoter.blogsport.de // www.venceremos.antifa.net
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