60 Jahre NATO – ein Grund zum Feiern?
Vom 3. – 5. April feiert die NATO in Straßburg, Baden-Baden und Kehl ihren 60. Geburtstag. An den Kriegshandlungen dieses Militärbündnisses, das im Namen sogenannter Werteverteidigung, aber auch Rohstoffsicherung in letzter Zeit immer mehr Kriege führt, ist seit 1999 auch die Bundeswehr mit Auslandseinsätzen in aller Welt beteiligt.
Die Geburtstagsfeierlichkeiten des Kriegsbündnisses nimmt der Kongress zum Anlass, sich mit der zunehmenden Militarisierung der Welt, aber auch unseres Alltags auseinanderzusetzen. Was hat sich in den letzten Jahren vor allem in Deutschland und Europa verändert? Immer selbstverständlicher wird es, dass die Bundeswehr an Schulen, Arbeitsämtern und auf Stadtfesten präsent ist. Immer häufiger übernimmt sie bei Großereignissen polizeiliche Aufgaben. Immer beliebter wird es, Krieg am Computer zu spielen. Immer mehr sollen wir durch Worte und Bilder, in denen Tod und Verletzungen von Soldaten allerdings durch Abwesenheit glänzen, von der Notwendigkeit der Kriegsführung und Aufrüstung überzeugt werden. Gleichzeitig übernehmen Unternehmen wie die DHL großzügig Aufgaben für die Bundeswehr und die NATO, wird Kriegsführung zu gewinnbringendem Unternehmertum. Bestimmte Menschenrechtssituationen in anderen Ländern müssen als Legitimation zur Kriegsführung des Westens herhalten. Tod, Vertreibungen und Vergewaltigungen der Menschen vor Ort und die Zahl ziviler Opfer dienen zwar als Rechtfertigung des Westens, werden jedoch durch die geführten Kriege meist nur verlagert und verschlimmert. Die in der Folge entstehenden Flüchtlingsströme sind in den Krieg führenden Ländern allerdings unerwünscht. Der Militarisierung und Aufrüstung stand seit der Gründung der Bundeswehr in den 50er Jahren bis weit in die 1980er Jahre hinein eine breite antimilitaristische Bewegung entgegen, die von der Friedensbewegung über konservative KriegsgegnerInnen bis hin zur militanten Bewegung getragen wurde. Heute dagegen gibt es trotz der zunehmenden Kriegsbeteiligung der Bundeswehr im Ausland und ihrer bedrohlichen Präsenz im Inneren nur sehr vereinzelt und gesellschaftlich kaum wahrgenommen Proteste und Gegenbewegungen. Wie konnte eine zunehmend zustimmende, zumindest aber akzeptierende Haltung der hiesigen Zivilbevölkerung gegenüber Militarisierung und Krieg hergestellt werden, die auch weit in die Linke hineinreicht? Was steht einer breiten antimilitaristischen Haltung und Praxis eigentlich entgegen? Wie lässt sich eine Handlungsfähigkeit gegen Militär und Krieg wiederherstellen und wie lassen sich unsere Handlungsoptionen konkret erweitern und gestalten?
Unter diesen Fragestellungen werden VertreterInnen verschiedener antimilitaristischer Initiativen und Gruppen in den Veranstaltungen die aktuellen Kriegspolitiken und Strategien von Bundeswehr und NATO beleuchten. Dabei sollen gleichzeitig aktuelle Kampagnen und Aktionsformen gegen die zunehmende Militarisierung und den Umbau der Bundeswehr zur kriegsführenden Armee vorgestellt werden. Denn Beispiele wie die aktuelle Kampagne gegen DHL, die sich gegen die Privatisierung von Krieg und die Auslagerung von Kriegslogistik in den privatwirtschaftlichen Sektor am Beispiel des Transport- und Logistik-Unternehmens DHL wendet, zeigen, dass ein breites Feld an Protesten und Gegenwehr gegen den herrschenden Kriegszustand möglich sind und sich mit etwas Phantasie und Tatendrang erweitern lassen. In einer Mobilisierungsveranstaltung auf dem Kongress wird der aktuelle Stand der Protestvorbereitungen, der geplanten Demonstrationen, Blockaden und Aktionen gegen die Feierlichkeiten der NATO in Strassburg, Baden-Baden und Kehl sowie Anreisemöglichkeiten und die Unterbringung auf Camps vorgestellt. Daneben wird es während des Kongresses genug Räume und Zeit für weitere Diskussionen, zum Austausch und zur Vernetzung geben.
Auftakt am 27.2. um 19:30 Uhr:
»ICH KANN DOCH DA NICHT EINFACH ZUSEHEN…«
Zwischen westlichem schlechten Gewissen und der Unaushaltbarkeit zunehmender Militarisierung: was verhindert angesichts zunehmender Bundeswehreinsätze im In- und Ausland eine klare antimilitaristische Haltung der Linken?
Workshops am 28.2. ab 10:00 Uhr:
»60 JAHRE NATO – 60 JAHRE GEGENPOSITIONEN?«
Die Rolle der NATO und warum Antimilitarismus heute kein Thema mehr ist
»BOMBENKRIEG IM POSTPAKET«
Zivilmilitärische Zusammenarbeit von Bundeswehr,
Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen
»GUTE KUMPELS – TODSICHERE JOBS«
Rekrutierungsstrategien der Bundeswehr
»KRIEG ALS FLUCHTURSACHE«
Menschen in Krisengebieten als Legitimation von
NATO-Kriegen und als unerwünschte Flüchtlinge
»BILDERKRIEGE & KRIEGERBÜRGER«
Die Normalisierung von Krieg in Medien, Sprache und öffentlichem Raum
»Mobilisierungsveranstaltung«
‚Yes we can – Den NATO-Strategen das Handwerk legen‘
Infos zu den Protesten gegen den NATO-Geburtstag
http://bundeswehrwegtorten.blogsport.de
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