Solidarität mit den Gefangenen! Kundgebung vor den Knästen in Aachen und Rheinbach und Diskussionsveranstaltung in Köln am 26.September 2009
Knäste und die damit zusammenhängenden Repressions- und Unterdrückungsmechanismen stellen für viele immer noch ein thema dar, mit welchem sich lieber nicht beschäftigt wird und es werden keine Gedanken über die Sinnhaftigkeit und Funktion von Knästen verschwendet. Außerdem besteht die Denkweise, daß diejenigen, die in den Knästen eingesperrt werden, dort schon zu Recht sitzen würden und es auch verdienen – sonst wären sie dort ja nicht gelandet. Aber sie sind Gefangene dieses Systems, des kapitalistischen Systems.
Unzählige Gefangene sitzen in Deutschen Knästen, weil sie im Supermarkt geklaut haben, sei es durch eine gewisse Notwendigkeit (bzw. Armut) oder einfach nur aus dem Bedürfnis heraus sich auch mal was anderes gönnen zu wollen; weil sie „Schwarz“ gefahren sind oder wegen Verstössen gegen das Betäubungsmittelgesetz (BtmG).
Der Knast hat die Aufgabe die Gesellschaft in „gute“ und „schlechte“ Bürger_innen zu spalten, in diejenigen, die sich an die von den Herrschenden vorgegebenen Gesetzte und regeln halten und die Anderen, die der Gesellschaft und dem autofokusiertem Zusammenleben schädlich sind. Um zu strafen und abzuschrecken gibt es eine Vielzahl von Unterdrückungsmechanismen, an deren Spitze der Knast steht. Dazu werden immer neue Gesetze und ausgefeiltere Methoden der Überwachung entwickelt, welche zusätzlich ein Klima der Angst erzeugen, welches es ermöglicht die Disziplinierung, Unterdrückung und Kontrolle der Gesellschaft voranzutreiben, was lediglich zur Festigung der macht von denjenigen dient, die sie inne haben. Die Rechtfertigung dafür wird durch die hetze von Medien und Politiker_innen aufgrund einer vermeintlichen Bedrohung der Gesellschaft durch Terrorist_innen geschaffen. Indem aber Menschen in den Knast gesperrt werden, wird nur von den wahren Kriminellen und Terrorist_innen abegelnkt, die, welche uns tagtäglich unsere Freiheit und Leben nehmen. Diejenigen, welche dieses System der Ausbeutung und Unterdrückung aufrecht erhalten und unterstützen.
Wir erklären uns solidarisch mit den Inhaftierten, was aber nicht bedeutet, daß wir jedes Mal 100%ig mit ihren Aktionen, Positionen, Analysen einverstanden sein müssen. Solidarität heißt für uns, ihnen Unterstützung zu geben, weil sie gegen dieses System kämpfen und eine ähnliche gesellschaftliche Utopie wie wir haben/einfordern. Allerdings scheinen uns die gründe für ein oftmals unsolidarisches Verhalten – hier in Deutschland – leider ziemlich klar zu sein: hier fehlt einfach eine Bewegung, welche die Abschaffung aller knäste und Zwangsanstalten und darüber hinaus die freilassung aller Gefangenen, und nicht nur der „politischen“, fordert. Wenn wir uns die Arbeit der politischen Gruppen und im Speziellen die Antirepressionsarbeit anschauen, stellen wir immer wieder fest, daß eine allgemeine Kritik an dem ganzen Strafsystem, an der Justiz, an den Knästen fehlt. Dieses verhalten wollen wir am 26. September versuchen zu durchbrechen, in dem wir vor den Knästen in Aachen und rheinbach Kundgebungen abhalten und am Abend in Köln eine Diskussionsveranstaltung veranstalten werden.
Wir werden die Kundgebungen speziell vor den Knästen in Aachen und Rheinbach abhalten, denn dort werden unsere Freunde und Weggefährten, die beiden spanischen Anarchisten José Fernandez Delgado und Gabriel Pombo da Silva, von den Klauen des unmenschlichen Knastsystems festgehalten. Beide haben es geschafft aus der isolierenden und folternden Gewalt der Knäste in Spanien zu fliehen, mit welcher sie über 20 Jahre lang konfrontiert waren (davon ein Großteil der Zeit im FIES-Isolationssystem), weil sie die freiheit lieben und sich die ganzen Jahre danach gesehnt haben.
Seit 5 Jahren sind sie in Deutschland inhaftiert, weil sie sich am 28. Juni 2004, zusammen mit Bart de Geeter und Gabriels Schwester Begonia, einer Polizeikontrolle in Aachen widersetzt haben, in deren Folge es zu einer kurzzeitigen Geiselnahme kam. Für sie gab es in diesem Moment keine andere Möglichkeit als so zu handeln, angesichts der Tatsache von vielen weiteren Jahren hinter grauen Mauern. Am 28. September 2005 wurde José zu 14 jahren, Gabriel zu 13 Jahren verurteilt.
Die solidarischen Aktionen und Handlungen von Seiten der deutschen Linken liessen und lassen immer noch sehr zu wünschen übrig. Es wurde sich lieber von der ganzen Geschichte distanziert, da mensch nichts mit „Kriminellen“ und „Geiselnehmern“ zu tun haben wollte und will. Das Ganze natürlich ohne auch nur einen Blick auf die Hintergründe und das, was im Vorfeld geschah, zu werfen und das sie sich ebenso im Kampf gegen Repression und Gefängnisse, gegen Armut und Ausbeutung, gegen Ausgrenzung und verfremdung befinden.
Unsere Solidarität an diesem Tag gilt aber nicht nur ihnen, sonder allen kämpfenden gefangenen und denen, die unter ihrer schweren Last des Weggesperrtseins zu leiden haben.
Treffpunkt für die Kundgebungen ist in Aachen in der Krefelder Straße 251 um 11 Uhr und in Rheinbach in der Aachener Straße 47 um 14.30 Uhr.
Die Diskussionsveranstaltung wird in Köln im Unicum (Alte Mensa) in der Universitätsstraße 15 ab 18 Uhr stattfinden.
Für eine Gesellschaft , in der es keine Knäste braucht!
Freiheit für alle!
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