Her mit dem AZ – und zwar sofort!
Ein autonomes Zentrum in Köln als Ort emanzipatorischer Praxis, politischer Organisation und pyranhabecken für selbstorganisierten, unkommerziellen Hedonismus!
Vor neun Monaten formierte sich nach der Schließung der „Schnapsfabrik“ die Kampagne pyranha für ein autonomes Zentrum (…mit Tanzfläche) – als ein Zusammenschluss aus Gruppen und Einzelpersonen des politischen und kulturellen Spektrums, mit dem Ziel in Köln ein unkommerzielles und selbstverwaltetes Zentrum für Politik, Kunst und Kultur zu schaffen
ein Autonomes Zentrum!
Dies ist in Köln nicht der erste Versuch dieser Art und wir schließen explizit an die vergangenen Versuche an, an denen wir teilweise auch mit beteiligt waren. Die Erfahrung zeigt, dass diese Versuche oft von sehr kurzer Dauer waren. Selbst die zuletzt angemietete und privat finanzierte „Schnapsfabrik“ hat gezeigt, dass ein solcher Ort ständig durch Repression von Stadt und Staat gefährdet ist.
Mit pyranha haben wir uns daher sehr viel Zeit gelassen und zunächst mehrere Monate mit unseren „Autonomen Kulturprogramm“ mit zahlreichen Veranstaltungen im öffentlichen Raum und inhaltlicher Auseinandersetzung für breite Unterstützung und Aufmerksamkeit für unser Anliegen gesorgt. Die Aktionen von Umsonstflohmarkt bis Untergrundlesung, Finanztanz bis Tanzdemo trafen dabei auf überwältigenden Anklang. Anfang August beteiligten sich mehrere hundert Besucher aktiv mit an einer Wochenendbesetzung. Dort haben wir das Leben und den Umgang miteinander in einem AZ erprobt. Jetzt wollen wir nicht länger warten und fangen an unsere Vorstellungen für ein AZ in die Tat umzusetzen.
Wie, watt, wo Autonomes Zentrum?
Ein Autonomes Zentrum, wie wir es uns vorstellen, bedeutet dabei einen Ort an dem jede und jeder sich gleich beteiligen kann auf der Grundlage einer antikapitalistischen Zielsetzung und mit dem aktivem Bestreben Sexismus, Rassismus, Antisemitismus, Homophobie und andere menschenverachtende Denkmuster und Verhaltensweisen zurückzudrängen und zu bekämpfen.
Autonomie verstehen wir als das Bestreben nach Selbstbestimmung, Unabhängigkeit, Selbstverwaltung und Entscheidungsfreiheit. Die Idee ist, den herrschenden Werten und Regeln von Staat und bürgerlicher Demokratie in Form einer gelebten Alternative entgegenzutreten und einen Ort einzurichten, an dem versucht wird gesellschaftliche Zwänge zu überwinden, solidarisch miteinander umzugehen und sich Repression gemeinsam entgegenzustellen.
Antikapitalistisch – geht doch gar nicht?
Wenn wir uns als antikapitalistisches Projekt bezeichnen, ist uns bewusst, dass wir nicht die Möglichkeit haben – aber trotzdem das Ziel verfolgen – uns von kapitalistischen Strukturen frei zu machen. Wir machen uns nicht die Illusion, ein AZ wäre die Lösung aller Probleme, insbesondere nicht die lokale Überwindung des Kapitalismus. Vielmehr verstehen wir darunter einen Ort zur Erprobung einer Praxis für eine spätere freie Gesellschaft. Diese zu erreichen bedeutet emanzipatorische Kleinstarbeit, der dann eine größere Veränderung der Gesellschaft folgen kann.
Emanzipation ist ein kollektiver Prozess und bedarf ebensolcher Orte, an denen man zusammenkommen, sich kennenlernen, informieren, diskutieren und politisch organisieren kann, um in die Gesellschaft und in soziale Kämpfe zu intervenieren und einen Angriff auf die Verhältnisse zu starten.
Unkommerzieller Hedonismus oder Subkultursumpf?
Wenn wir uns schon nicht frei machen können von der kapitalistischen Verwertungslogik, so wollen wir versuchen ein AZ so unkommerziell wie möglich zu gestalten. Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass Angebote, Essen und Getränke und vieles mehr Geld kosten werden – und damit Personen von der Nutzung ausgeschlossen sind, weil sie sich das nicht leisten können oder wollen. Unser Anspruch besteht dennoch darin, die Preise so niedrig wie möglich zu halten bzw. so etwas auch kostenlos hinzubekommen. Es wäre aber falsch zu glauben, ein AZ wäre eine billigere Alternative zur sonstigen – kommerziellen – Partykultur. Die Veranstaltungen leben davon, dass sich alle mit einbringen und sich an der Planung und Durchführung der Veranstaltungen als auch an der Organisation der Abläufe beteiligen. Das bedeutet eine Menge Arbeit.
Dennoch – oder gerade wegen der ganzen Scheiße – wollen wir einen Ort, wo man für wenig Geld Parties und Konzerte feiern, mit netten Leuten veganes Essen genießen und ein Stück besseres Leben hier und jetzt verwirklichen kann – ohne in der eigenen, alternativen Subkultur zu versumpfen!
Wir wollen ein AZ für größere Konzerte, Convergence Center, VoKü und Café; Gruppenräume und Werkstätten für Kunst und D.I.Y., damit MENSCH sich frei von Verwertungslogik ohne Hierarchien selbstorganisiert gegenseitig etwas beibringen kann.
Gegen den Scheissismus!
Ein AZ als offener Ort, der zum Besuch und mitwirken einlädt, ist niemals frei von Ausgrenzung, Sexismus, Rassismus, Antisemitismus, Homophobie und Hierarchie. Gesellschaftliche Verhältnisse spiegeln sich im persönlichen Verhalten wider und werden durch das persönliche Verhalten reproduziert. Wer die gesellschaftlichen Zustände angreifen will, muss auch die eigenen Verhaltensweisen gegenüber anderen reflektieren. Eine Gesellschaft, in der alle Menschen in Würde leben können, erfordert einen respektvollen Umgang aller Menschen miteinander.
In einem autonomen Freiraum können deshalb unterdrückende oder diskriminierende Ver haltensweisen nicht geduldet werden. Wir verstehen ein autonomes Zentrum als einen Schutzraum, in dem sich alle Menschen ungeachtet ihrer zugeschriebenen und gewählten Attribute frei bewegen können und die Sicherheit haben, bei einem Übergriff von allen unterstützt zu werden!
Trotzdem soll ein AZ nicht Rückzugsraum aus den beengenden und unterdrückenden gesellschaftlichen Verhältnissen sein, sondern der Startpunkt für den Angriff auf selbige.
Also raus auf die Straße am 17. Oktober!
Wir wollen jetzt – gemeinsam mit allen Gruppen und Einzelpersonen, die ein Autonomes Zentrum nutzen und gestalten wollen – ein deutliches Signal setzen. Mit einer Demonstration vom Dom nach Kalk fordern wir lautstark und vielstimmig:
HER MIT DEM AUTONOMEN ZENTRUM – UND ZWAR SOFORT!
Im Anschluss an die Demo kann mensch auf verschiedenste Aktionen (Film, Futter, Diskussion, Konzert, Infoveranstaltung, DIY, etc.) in Kalk gespannt sein, denn Kalk wird zum Autonomen Zentrum!
Mehr unter: http://www.pyranha.info
pyranha – Kampagne für ein Autonomes Zentrum …mit Euch!
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