Heute morgen wurde das Haupttor des Brennelemente Zwischenlager Ahaus für 1 1/2 Stunden erfolgreich blockiert! Die Blockade wurde von den Bullen abgeräumt-16 Leute wurden in Gewahrsam genommen!
2004 ist es nach 6 Jahren Pause wieder soweit: Vorhang auf für eine weitere Aufführung von: Castor Widerstand vs.grüne Männeken vom Atomstaat! Die Erstauführung 1998 war sehr erfolgreich: Es kamen 10.000 Besucher und noch mal 15.000, die – so muß schon fairerweise gesagt werden – von Staatesseite gekauft waren.
Nun soll es wieder soweit sein: Die Verantwortlichen der deutschen Strahlenschutz-Bühnen haben sich überlegt, den Schinken neu aufzulegen und in der zweiten Jahreshälfte 2004 das Stück *Castor aus Rossendorf/Dresden wird mit tausenden Polizisten nach Ahaus geprügelt* in ihr Programm aufzunehmen. Da haben wir den Salat.
Doch einige, so scheint es, haben diese ständig wiederkehrenden Remakes satt.
Sie trafen sich schonmal frühzeitig, um nicht nur ihren Unmut gegen den herrschenden Atomstaat kundzutun, sondern auch durch kreatives Beispiel das Stück kulturell aufzuwerten und vor allem das Ende des Drehbuchs grundlegend zu revidieren. Soll heißen: „Nix kommt an!“
Finster war es in den Städten und Dörfern, kein Hahnenschrei weit und breit, nur das Brummen der Motoren – alte Maschinen aber tüchtig. Und Sie hatten ein Ziel: Im gelblich-gleißenden Scheinwerferlicht des Brennelemente Zwischenlagers Ahaus hielten Sie an, um sich ihrer Fracht zu entledigen. Es waren Fässer, Strohballen massenweise, Teppiche, bemalte Spruchbänder, Besen, Strahlenschutzanzüge und und und!
Die Hausherren waren empört, fanden sie doch den größten und auch einzigen Zugang zu ihrem Reich versperrt.
Ein besonders törichtes Exemplar dieser Gattung macht seinem Ärger Luft und preschte in bester Bulldozermanier, sein KFZ zur Waffe umfunktioniert, auf die Blockade los. Weit kam er nicht. Der Zusammenhalt seiner Kontrahenten war zu groß und mächtig. Dennoch grenzt es an ein Wunder, daß bei dieser Kamikazeaktion niemand zu Schaden kam. Kaum war dieser erste dramatische Höhepunkt überstanden, fanden sich die ersten schlaftrunkenen Ordnungshüter ein. Sie waren zu dritt. Und fragten nach dem Verantwortlichen für dieses Spektakulum. Man verwies freundlich auf den Regisseur auf Bundesebene, womit sie sich bis auf Weiteres zufrieden gaben.
Die Protagonisten gaben weiterhin alles: in der Schule lernten sie so oft, daß Bilder und Metaphern sich einprägen, dem zu Sagenden mehr Ausdruck verleihen, das Blut in Wallung bringen: sie kehrten dreckiges Stroh unter einen Teppich – das Ganze vor einem Atommüllager – verstehste, verstehste.
Okay weiter im Text: Nach und nach kamen dann immer mehr; die Polizei rief Kollegen an, die nach und nach eintrudelten. Dann hatten sie eine Idee! Sie beschlossen, das Stück sei eine Versammlung – die sie wohl selber angemeldet haben müssen, denn von den Akteuren war es niemand! Die Schutzpolizisten gaben Auflage, daß das Stück bis 07:50 Uhr zu beenden sei.
Doch wie es im Theatergschäft nun mal üblich ist, wurde überzogen – und nicht zu knapp!
Dann wurde den Antagonisten plözlich offenbar, daß sie Teil des Stückes geworden waren und Zorn machte sich breit. Man wurde handgreiflich und sperrte kurzerhand das ganze Ensemble in den Kerker. Doch auf dem Weg dorthin geschah Merkwürdiges: die Scheibe des Gefangenen-Transports war weg – einfach rausgefallen! „Sachbeschädigung!“ tobte der eine , „Verrat“ der andere, ein ganz anderer war einfach nur sauer, daß er so selten PolizeiAuto fahren darf und dann so etwas passieren muß. Jetzt kriegt der nie wieder `ne Wanne.
Nach circa einer halben Stunde Aufenthalt im finsteren Verließ der Dunklen Macht erwiesen sich alle Vorwürfe gegenüber den Guten als nicht existent! Sie waren frei – und bereit, erneut auf die Bretter zu steigen die die Welt bedeuten!
VORHANG
Kurze Zusammenfassung des Plots:
Insgesamt dauerte die Blockade ca 1 1/2 bis 2 Stunden. Anlaß ist der durch die Bundesregierung angekündigte Tansport von 18 Castorbehältern aus dem Forsdchungsreaktor Rossendorf in das Zwischenlager Ahaus.
In diesem Zusammenhang sei noch einmal eindringlich auf den kommenden Sonntagsspaziergang an, um und gegen das BZA am 14.12.2003 ab 14:00 Uhr erinnert.
Die in Gewahrsam genommenen sind wohl auf und erwägen rechtliche Schritte einzuleiten, da seitens der Polizei keinerlei Vorwürfe formuliert wurden und das Ganze daher jeder rechtlichen Grundlage entbehrt. Die Verhältnismäßigkeit der polizeilichen Vorgehensweise wird eindeutig in Frage gestellt.
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