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Antifaschismus

Kein Raum für die Verdrehung der Geschichte!

NS-Verherrlichung stoppen!
Dem Naziaufmarsch am 13. Februar in Dresden entgegentreten!
Alljährlich im Februar beginnt in Dresden der Reigen der Nazi-Großveranstaltungen. Der Nazi-Pflichttermin in Dresden, bei dem vorgeblich den Toten der alliierten Bombardierung Dresdens im Februar 1945 gedacht werden soll, ist mittlerweile zum größten bundesweiten Aufmarsch geworden. Er dient – wie auch die Aufmärsche in Halbe (neuerdings zweimal jährlich), das Gebirgsjägertreffen in Mittenwald und die Aufmärsche zum Todestag von Rudolf Hess dazu, Traditionslinien zum historischen Nationalsozialismus zu schaffen. Diese Großveranstaltungen fördern die emotionalen Bindungen der TeilnehmerInnen untereinander und schaffen damit einen Zusammenhalt im Sinne einer nationalsozialistischen Identität.
Über ihre innere Wirkung hinaus geht es bei diesen Veranstaltungen jedoch auch immer wieder darum, die Geschichte zu verleugnen und zu relativieren. Der deutschen Gesellschaft soll vermittelt werden, dass der Nationalsozialismus ein System war, in dem vieles gut und richtig war:
Dafür wird der Hitler-Stellvertreter Rudolf Hess, der in den Nürnberger Prozessen als Kriegsverbrecher zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, von den Nazis zum Märtyrer stilisiert, der als „Friedensflieger“ zu unrecht verurteilt wurde.
Dafür werden die Wehrmachtssoldaten und Angehörigen der Waffen-SS, die im Frühjahr 1945 bei einer der letzten Kesselschlachten des Zweiten Weltkrieges starben und nun auf dem größten Soldatenfriedhof in Deutschlands in Halbe liegen, von den Nazis unter dem Motto „Ruhm und Ehre dem deutschen Frontsoldaten“ zu Helden stilisiert.
Dafür werden in Mittenwald am Ehrenmal der Gebirgsjäger die Verbrechen von Teilen der Gebirgsjäger im Nationalsozialismus verschwiegen und Verbindungen zur SS geleugnet.
Und dafür werden die Toten des Bombenangriffs auf Dresden von den Nazis benutzt, einen Opfermythos zu kreieren. Die Alliierten werden einer „sinnlosen“, „kriminellen“ „Massenbombardierung“ beschuldigt, die BewohnerInnen Dresdens und damit zugleich die Bevölkerung Deutschland ausnahmslos als Opfer dargestellt. Mit der Stilisierung des Bombenangriffs zum „Brand“, „Flammenmeer“ oder „Bombenholocaust“ sollen die Verbrechen des Nationalsozialismus und insbesondere der Massenmord an den europäischen Jüdinnen und Juden relativiert werden. Der Holocaust soll damit zu einem von vielen Kriegsverbrechen werden, wie sie von allen Seiten begangen wurden.
Warum gerade Dresden?
Die Bewertung der Luftangriffe auf Dresden war sowohl in der DDR als auch in der BRD politischem Kalkül unterworfen. Bis Ende der 90er Jahre erfolgte in keinem der beiden Länder eine systematische historische Erforschung.
Hatte der erste Nachkriegsbürgermeister Dresdens, Walter Waldauer, noch von einer vermeidbaren aber von deutschen Faschisten provozierten Katastrophe gesprochen, erfolgte in der offiziellen DDR-Politik schon bald ein radikaler Schwenk: Die Bombardierung wurde als verbrecherisch gebrandmarkt. Ziel sei es gewesen, der UDSSR und dem neu zugründenden sozialistischen deutschen Staat nur zerstörte Städte zu hinterlassen.
In der BRD waren es vor allem Faschisten und Revanchisten insbesondere der Vertriebenenverbände, die an die offiziellen Propagandalügen des Göbbels`schen Ministeriums anknüpften und die Bombardierung zur Relativierung der deutschen Kriegsschuld und zum Aufbau eines deutschen Opferbildes benutzten. Diese Propaganda fand offene Ohren und konnte sich beinahe ungehindert in großen Teilen der westdeutschen Gesellschaft festsetzen. Bücher wie das des Holocaustleugners David Irving „Der Untergang Dresdens“ aus dem Jahr 1963 stießen auf breite Akzeptanz und verbreiteten erfolgreich die erfundene und völlig übertriebene Zahl von 250.000 Toten.
Nach 1989 blieb das verbreitete Bild der „verbrecherischen“ Bombardierung mit hunderttausenden Toten zunächst unangegriffen. Das wiedervereinte Deutschland war auf der Suche nach „Normalität“ und im Begriff sich selbst als Opfer zu entdecken, nachdem man die jahrelangen Beteuerungen, man habe die Vergangenheit erfolgreich bewältigt, schließlich selbst glaubte.
Ab 1998 geriet der Jahrestag der Bombardierung Dresdens in das Blickfeld organisierter Neonazis. Dabei bestand in der bürgerlichen Gesellschaft gegenüber den Alt- und Jungnazis sowie Revanchisten, die versuchten, den 13. Februar in Dresden für ihre Propaganda zu nutzen, eine auffällige Untätigkeit: auch wenn man die Nazis als unangenehm empfand, konnten sie sich ungestört an den offiziellen Trauerfeierlichkeiten beteiligen. Da die BürgerInnen selbst engagiert an dem Mythos Dresden arbeiteten – unfähig und unwillig zu objektiver Betrachtung -, konnten sie sich nicht erfolgreich inhaltlich von den Nazis distanzieren.
Im Jahr 1999 mischten sich „nur“ 200 Nazis unter die Dresdner BürgerInnen vor der Frauenkirche, im Jahr 2000 wurde der erste Aufmarsch der „Jungen Landsmannschaft Ostpreußens“ (JLO) mit bereits 500 Nazis durchgeführt. Angesichts der Stimmung in Dresden wurde auch diesem Aufmarsch fast kein politischer Widerstand entgegengebracht. Dadurch ermutigt, kamen in den folgenden Jahren immer mehr Nazis, bis im Jahr 2005 mehr als 6.000 an dem bislang größten Aufmarsch teilnahmen.
Im Vorfeld des 60. Jahrestages der Bombardierung Dresdens wurde der Umgang mit der immer größer werdenden Nazidemonstration auch in der bürgerlichen Öffentlichkeit stärker diskutiert. Dabei wurde deutlich, wie stark das bürgerliche Bild des Geschehens in Dresden von nazistischen und revanchistischen Vorgaben geprägt war. Als Konsequenz daraus wurde zunächst von der Stadt Dresden eine HistorikerInnenkommission mit der Überprüfung der bekannten Quellen und weiteren Nachforschungen bezüglich der Opferzahlen beauftragt. Sie kam zu dem Ergebnis, dass die Gesamtzahl der Getöteten zwischen 20.000 und 35.000 liegt – also deutlich geringer ist als in der Vergangenheit stets propagiert.
Parallel zur Arbeit der HistorikerInnen wurde die Diskussion über den Umgang mit dem Jahrestag in Dresden fortgesetzt. In der Folge distanzierten sich die Stadt Dresden und zahlreiche bürgerliche Initiativen vor dem Jahrestag 2005 erstmals inhaltlich von der Relativierung der deutschen Kriegsverbrechen. Im Jahr 2006 beteiligten sich immerhin schon Teile des bürgerlichen Spektrums an Blockaden der Nazidemonstration, die allerdings hauptsächlich von linksradikalen AntifaschistInnen getragen wurden.
Die notwendigen Konsequenzen
Dass es heute immer mehr Menschen deutlich wird, dass die bisherige Gedenktradition in Dresden maßgeblich durch Fehlinformationen und Entschuldigungswünsche bestimmt wurde, ist ein deutlicher Fortschritt. Es reicht aber nicht, bei dieser neu gewonnenen Erkenntnis zu verbleiben und keine weiteren Schlüsse daraus zu ziehen. Heute ziehen Neo- und Altnazis den politischen Profit aus den langjährigen, auch durch bürgerliches Gedenken gepflegten Mythen. Dies muss beendet werden. Nur durch aktive Teilnahme an antifaschistischen Gegenaktivitäten kann den GeschichtsleugnerInnen der Raum zur Verbreitung ihrer Propaganda genommen werden.
Wer heute erkennt, dass die bisherige Gedenktradition auch zu einer Relativierung der Verbrechen des Nationalsozialismus beigetragen hat, darf nicht den Fehler machen, dieses Gedenken nunmehr völlig aus dem Zusammenhang zu reißen: Wenn die Stadt Dresden die Erinnerung an die Bombardierung nun auf ein Beispiel für die Zerstörung von Städten durch Krieg, Bürgerkrieg oder Terrorakte reduziert und dabei in eine Reihe mit beispielsweise Bagdad, Hiroshima, New York, Sarajewo oder gar Guernica stellt, so ignoriert sie wiederum die politischen Zusammenhänge.
Während die Toten von Warschau, Leningrad und Coventry Opfer des nationalsozialistischen Angriffs- und Vernichtungskrieges waren, waren die Toten in Dresden Opfer im Krieg zur Zerschlagung der nationalsozialistischen Herrschaft. Ohne eine persönliche Trauer mindern zu wollen, stellen wir fest, dass eine solche Gleichstellung noch immer einem kollektiven Opfermythos dient. Wer diesen Unterschied nicht erkennt und deutlich macht, hat der Propaganda der JLO, der NPD und Kameradschaften nichts entgegenzusetzen!
Die Kampagne NS-Verherrlichung stoppen! arbeitet seit 3 Jahren gegen die nationalsozialistischen Gedenkmärschen zum Todestag von Rudolf Hess in Wunsiedel. Darüber hinaus richtet sich die Kampagne jedoch von Anfang an gegen jede Art der Verherrlichung des Nationalsozialismus und gegen jede Art der Verdrehung und Relativierung der deutschen Geschichte. Darum unterstützen wir den antifaschistischen Widerstand gegen den Naziaufmarsch am 13.02.2007.
Kommt an diesem Tag nach Dresden und stellt euch den Nazis auf ihrem Weg entgegen.
Zusätzlich rufen die Nazis für das Jahr 2007 mit einem „Aktionsbündnis gegen das Vergessen“ zu einer Aktionswoche unter dem Titel „Ein Licht für Dresden“ dazu auf, ihre geschichtsrevisionistische Propaganda auch in anderen Städten zu verbreiten. Am Dienstag, den 13. Februar sollen vor allem in Städten, die durch Luftangriffe stark zerstört wurden, Solidaritätsveranstaltungen für Dresden durchgeführt werden. Wer es also an einem Wochentag nicht nach Dresen schafft, findet die Möglichkeit zu erfolgreichem antifaschistischem Widerstand vielleicht schon vor der eigenen Haustür.
http://www.ns-verherrlichung-stoppen.tk/