
Heute am 2. Juni 2025, dem 58. Jahrestag der Tötung von Benno Ohnesorg, fand in Wuppertal anlässlich einer Diskussionsveranstaltung in der Kunsthalle Barmen zum Thema „Herausforderungen im Polizeialltag: Podiumsdiskussion zu Gewalt, Prävention und Perspektiven – Polizeigewalt, Gewalt gegen die Polizei – zwei Seiten eines komplexen Problems“, auf der die Betroffenenperspektive auf dem Podium ausgeblendet wurde, eine Protestaktion statt.
Das eigentliche Kunstwerk „abgebrannter Bullenwagen“ der Künstlergruppe „Frankfurter Hauptschule“ der Ausstellung wurde dazu verhüllt und zu einem temporären Erinnerungsort für die Wuppertaler Opfer von Polizeigewalt umgebaut.



Liebe Wuppertaler*innen, liebe Kunstfreund*innen, liebe Alt-68iger!
Wir erlauben uns, am 2. Juni 2025, an diesem besonderen historischen Tag, dem 58. Jahrestag der Tötung von Benno Ohnesorg, mit einer Kunstaktion zu intervenieren.
Wir waren so frei, das Kunstwerk „abgebrannter Bullenwagen“ zu verhüllen und zu einem temporären Erinnerungsort für die Wuppertaler Opfer von Polizeigewalt umzubauen.
Für Georgios, Max, Alexander! Für alle Opfer staatlicher Gewalt!
Niemand ist vergessen!
Vor diesem Hintergrund möchten wir heute nicht gepflegt über das staatliche Gewaltmonopol in den Händen der Polizei diskutieren.
In Wuppertal gibt es eine traurige Kontinuität tödlicher Polizeigewalt.
Georgios, Max, Alexander, das sind die Namen der Menschen, die in den letzten Jahren während einer sogenannten Maßnahme der Polizei gestorben sind.
Am 7. Dezember 2019 wurde Max in Wuppertal-Wichlinghausen auf offener Straße von der Polizei erschossen, nachdem er mit einem „handelsüblichen 2 Kilo Hammer“ (WZ) Autospiegel abgeschlagen hatte.
Alexander wurde in der Nacht des 12. auf den 13. Juni 2021 in seiner Wohnung in der Tannenbergstraße durch drei Schüsse aus einer Maschinenpistole eines Polizisten getötet. Die Nachbarn hatten die Polizei wohl wegen Ruhestörung gerufen.
Am 1. November 2021 starb Georgios bei einem Polizeieinsatz. Laut Polizei rief ein Taxifahrer die Polizei, da sich seine Fahrgäste, so glaubte er, gestritten hätten. Die Polizei kam, brachte einen der beiden, Georgios Zantiotis, 24 Jahre, gewaltsam zu Boden. Seine Schwester filmte die Situation, auf der Aufnahme sind Schreie zu hören. Die Schwester erklärt, dass Georgios eine frische OP-Narbe hat, die durch die Polizeimaßnahme gefährdet ist. Die Beamt*innen ignorieren die Bitte der Schwester. Sie nehmen Georgios in Gewahrsam und bringen ihn in eine Zelle des Landgerichts. Dort wird eine Blutentnahme unter Zwang durchgeführt – Georgios stirbt dabei. Erst über griechische Medien wird der Tod von Georgios bekannt. Auf die Nachfrage deutscher Medien gibt der verantwortliche Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert an, dass er den Tod von Georgios nicht für berichtenswert gehalten habe.
Und es hat nie aufgehört: Mouhamed Dramé, ein Jugendlicher aus dem Senegal, war am 8. August 2022 in Dortmund von fünf Schüssen aus einer Maschinenpistole der Polizei getötet worden. Am 20. April 2025 wird Lorenz A. in der Oldenburger Innenstadt durch mehrere Schüsse aus einer Polizeiwaffe getötet.
Am 7. Mai 2025 wurde ein 67 jähriger Tamile von der Wuppertaler Polizei lebensgefährlich mit einem Taser verletzt. Der Mann musste reanimiert werden und in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Den Taser ausgelöst hat nach einer Zeugenaussage ein für seine Übergriffe stadtbekannter Polizist. Wir möchten von der Staatsanwaltschaft wissen, ob dieser Polizist an der Aktion beteiligt war? Und warum die 10 am Einsatz beteiligten Polizisten einen körperlich deutlich unterlegenen Menschen nicht anders festnehmen konnten? Der Beamte steht seit einigen Jahren wegen polizeilicher Übergriffe in der öffentlichen Kritik. Sein Verhalten während der Engelsdemo, während der Amoklage am WDG und zuletzt wegen eines Polizeieinsatzes im Restaurant Valencia in der Südstadt. Die von verschiedenen Akteuren unterstützte Dienstaufsichtsbeschwerde hat offensichtlich noch keine Konsequenzen gehabt. Wir fordern eine lückenlose Aufklärung! Und wir hoffen, dass der Mensch nach dem Polizeieinsatz wieder gesund wird.
In allen Fällen ermittelte übrigens die Wuppertaler Staatsanwaltschaft und die Polizei Hagen. In allen Fällen wurden die Ermittlungen schnell eingestellt.
Wir werden keine Ruhe geben und die Namen und Geschichten derer, die in Gewahrsamssituationen – in Polizeistationen und -fahrzeugen,
Gefängnissen, Abschiebehaft, Wohnunterkünften für geflüchtete Menschen, Psychiatrien und Krankenhäusern – verletzt oder getötet wurden, nicht vergessen!
Gerechtigkeit für Georgios, Max, Alexander und alle, die in den letzten Jahren auf brutale Weise in staatlicher Obhut zu Tode gekommen sind!
Die oben kurz geschilderten Geschehnisse bilden nur einen winzigen Bruchteil der grausamen Wirklichkeit der deutschen Polizeiarbeit ab.
Wir müssen uns an den Gedanken gewöhnen, dass die Polizei für sehr viele Menschen eben keine Sicherheit bedeutet. Das liegt u.a. daran, dass die Polizei in der derzeitigen, extrem ungerechten Gesellschaft diese Aufgabe gar nicht erfüllen soll. Wir brauchen in Deutschland eine Diskussion, wie Sicherheit für alle Menschen gewährleistet werden kann. Das bedeutet darüber zu sprechen, wie wir die Polizei entwaffnen und letztlich überwinden können.
Wir freuen uns aber , wenn unter den Bullen vereinzelt antifaschistisch gesinnte Menschen sind, die nicht alles mitmachen, die den „Kollegen“ widersprechen oder bei gewalttätigen Übergriffen in den Arm fallen. Diese wenigen Demokrat*innen im Polizeiapparat werden in einer zugespitzten gesellschaftlichen Situation vielleicht noch wichtig sein
Gleichzeitig hält sich bekanntlich unser Mitleid mit gewalttätigen, durchgeknallten und zum Teil rechtsradikalen Polizist*innen und Polizeinetzwerken, „Staatschützern“ und VS-Agenten in engen Grenzen.
Trotz unserer grundsätzlichen Kritik an der Polizei brauchen wir nach Todesfällen im Polizeigewahrsam und polizeilicher Gewalt genaue Recherchen mit anschließenden gezielten politischen Kampagnen gegen die verantwortlichen Täter*innen. In diesen Sinne schließen wir uns auch der Kampagne gegen Patrick Grö. an, ihn endlich aus dem aktiven Polizeidienst zu werfen.
Kämpft mit uns gegen Polizeigewalt!
Kämpft mit uns gegen Faschisten und Islamisten!
Antifaschismus ist notwendig! Freiheit für alle Antifa-Gefangenen!
Verteidigt mit uns das Autonome Zentrum !
Kommt zu den Aktionstagen am 5.9-7.9.2025 nach Wuppertal
Es grüßt der AK Aktionskunst „AZ bleibt an der Gathe!“


