24. Jahre Autonome 1.Mai Demo in Wuppertal –
Erneut schwere Angriffe auf die Demonstration
Auch dieses Jahr ist es erneut zu schweren Angriffen von Seiten der Polizei auf die ungefähr 500 DemonstrantInnen gekommen. Im Vorfeld der Demonstration hatte sich nach den Massenfestnahmen von 200 Personen im letzten Jahr ein Bündnis von linken Organisationen und Einzelpersonen gebildet, das sich um Deeskalation bemühte hatte. http://erstermaiw.blogsport.de/letztes-jahr/2008/
Vergeblich, wie sich schon auf den ersten Metern der Demo zeigen sollte. Der Demoweg in die Innenstadt war von Polizeifahrzeugen und mindestens 500 Bullen aus Wuppertal, Essen, Dortmund, Düsseldorf und Krefeld abgeriegelt, drei Kamerawagen mit neuester Videotechnik und eine Hundestaffel sollten jegliche Bewegung und politische Artikulation verhindern. Von Anfang setzten die Bullen unter der Führung von Polizeidirektor Wolfgang Lonken und dem Hilfsbullenchef Georg Schulz auf Eskalation.
Die Demo musste sich Meter für Meter durch die Bullenarmada drängen, unter den wachsamen Augen der digitalen Totalüberwachung drängten die uniformierten Gewalttäter mit Greiftrupps immer wieder in die Demo ein, schlugen auf die ungeschützten DemonstrantInnen ein und versuchten Festnahmen wegen Sonnenbrillenvermummungen und anderer schwerer Straftaten durchzuziehen. Wieder einmal schafft sich die Polizei ihre Straftäter selbst. Unter Kontrolle der Videotechnik, verprügelten die Bullen DemonstrantInnen und wer sich dann zu schützen wagt, wird per Videotechnik als Gewalttäter „überführt“ und von den Greiftrupps mit Gewalt aus der Demo rausgeholt. Am Rande der Demo lungerten dann sogar noch vermummte (SEK?)Bullen rum, die dann nach ihrer Enttarnung als Bullen wieder mit Blaulicht verschwanden.
Die Krönung des Tages war aber die Ansage der Bullen, dass alle Transparente als Vermummung und Passivbewaffnung angesehen werden und dann auch durch polizeiliche Schlägertrupps brutal aus der Demo geholt wurden. Dieser neue und ungeheuerliche Angriff auf das Demonstrationsrecht sollte eigentlich auch die Linke insgesamt auf den Plan rufen.
Die Bullen stahlen so fast alle Transparente, politische Inhalte sollten auf dieser Demo keine Rolle spielen dürfen. Die Autonome 1.Mai Demo sollte so im Wanderkessel von einem gigantischen und brutalen Polizeiaufgebot erstickt werden.
Bilanz des Tages: Zahlreiche DemonstrantInnen wurden durch Knüppel, Fausthiebe und Pfefferspray verletzt. Insgesamt 11 Personen wurden festgenommen, einer von ihnen musste von den Bullen ins Krankenhaus gebracht werden. Die Demonstration konnte nur sehr mühsam gegen die Polizeiübermacht durchgesetzt werden und endete trotz allem in einem schönen Straßenfest auf dem Schusterplatz.
Unser herzlicher Dank gilt den vielen GenossInnen aus den umliegenden Städten, den vorzüglichen KöchInnen von Food not Bombs und den DJs „DU & ICH TANZEN JETZT!“ und der Vermittlungsgruppe, die angesichts der frechen und brutalen Polizeigewalt nix zu vermitteln hatte.
Bissige Grüße an den Bullenhund, der seinen Hundeführer angefressen hat. Weiter so!
Der 1. Mai hat deutlich gemacht. Wir müssen uns auf weitere Auseinandersetzungen mit der Wuppertaler Polizei einstellen. Der Kampf ums Autonome Zentrum hat mit der „Jugendschutzrazzia“ gegen das AZ gerade erst begonnen. http://erstermaiw.blogsport.de/2009/03/20/der-graue-block-ein-kleiner-sieg/
In Zeiten der Krise duldet die herrschende Klasse und ihre lokalen Büttel keine unkontrollierten Strukturen und Lebensweisen.
Lasst uns die Kämpfe daher auch inhaltlich und praktisch ausweiten. Kämpfen wir entschlossen gegen die Faschisten!
Schluss mit der Gängelung beim Arbeitsamt.! Kein Pardon für ein Euro Job-Ausbeuter und Lohndumping! Her mit dem bedingungslosen Existenzgeld!
Freiheit für den Sperrmüll! Hinweg mit dem Kommunalen Ordnungsdienst und dem Zoll und seinen schlecht uniformierten Häschern!
Retten wir die Molche auf dem Scharpenacken und verhindern wir den Neubau des Jugendknasts und der Bereitschaftspolizei!
Erinnern wir uns an Bert Brecht: das Unrecht hat Name und Adresse(n).
Für einen widerständigen und unruhigen Sommer
Achtet auf Ankündigungen!
Straße frei- nicht nur für den 1.Mai!
P.S.
„Uns gehört die Stadt“, diese alte Parole aller sozialen Kämpfe gilt es wieder zu beleben, Gegenwehr und Aufbau neuer solidarischer Strukturen gehören zusammen.
In diesem Zusammenhang haben wir letzte Woche Freitag auf dem Otto-Böhne-Platz das Projekt „La quarta settimana“, die vierte Woche fortgesetzt. Die Aktion ist inspiriert von den „vierte Woche“ Aktionen der Prekären in Italien, die-wie die meisten von uns-am Ende des Monats kein Geld mehr in der Tasche haben. Sie treffen sich regelmäßig in der vierten Woche zu gemeinsamen Menüs und abschließenden Einkaufstouren und Kinobummel, um ihr Recht auf Teilhabe am gesellschaftlichen Leben durchzusetzen. Wir wollen uns ab jetzt jeden letzten Freitag im Monat auf dem Otto-Böhne-Platz treffen, um in Zeiten von Hartz VI, Kurzarbeit, Niedrigrenten, Studiengebühren und 1 Euro Jobs uns gemeinsam ein köstliches Menü umsonst und draußen zu kochen. Hierzu sind alle mit Kindern und Enkelkindern herzlich eingeladen. Bringt eure Küchenmesser, etwas eßbares, was Ihr erübrigen könnt, Appetit und Hunger und gerne auch die ein oder andere Gitarre oder Gedichte mit.
Laden wir unsere Nachbarinnen und Nachbarn ein, uns gemeinsam einen Ort des Austauschs zu schaffen, gutes Essen und guter Wein in gemeinsamer öffentlicher Runde sind die Vorraussetzungen für einen Widerstand mit langem Atem, wilden Aktionen und guten Argumenten.
Die Auseinandersetzungen, die jetzt wichtig sind, finden auf der Straße, in den Ämtern und Betrieben und in den Köpfen und Herzen, bei den Diskussionen in Wohnzimmern, Kneipen, Zentren oder wo auch immer statt.
Lassen wir uns nicht entmutigen und vereinzeln.
Ansonsten besucht und erschafft eure selbstverwalteten Strukturen und vor allem:
Nicht betteln und bitten, sondern mutig gestritten.
Liebe Grüße und immer wieder:
Heraus zum 1.Mai
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