Gestern wurde in Berlin die taz besetzt, die offene Uni an der Humboldt eröffnet, neulich wurde eine Weihnachtstanne an der Spitze gekürzt, und am Samstag beteiligten sich mehr als 30000 Menschen an der Demo in Berlin – trotz Dauerregen. Die Studierenden lassen sich viele verschiedene Aktionen einfallen, und machen vermehrt deutlich, daß sie über den Rand des Mensatellers hinausblicken.
Sie verknüpfen die Kürzungen im Bildungsbereich mit dem Sozialabbau, nicht nur auf ihren Flugblättern. Und es geht gegen mehr als die Agenda 2010 und die Gesundheitsreform. Die Gesetzesänderungen, die nun unter Rot-Grün durchgepeitscht werden, hätte Kohl nie geschafft (schon bei der Streichung des Zahnersatzes regte sich damals Widerstand). Die Oppositionellen von gestern sind die SparerInnen von morgen? PolitikerInnen können so viel Bauchschmerzen haben, wie sie wollen bei dem was sie tun, denn die Welt ist so gemein weil es den Kapitalismus gibt (siehe Besetzungserklärung: http://www.taz.de/pt/2003/12/16/a0121.nf/text).
Es ist die unerbittliche Logik des Neoliberalismus, die in Frage gestellt werden muß, hier und heute. Eine andere Welt ist möglich, aber nicht als Phrase. Wir können sie selbst gemeinsam aufbauen, indem wir fragend voranschreiten. Wir setzen uns in Autonomen Seminaren zusammen und diskutieren über Göttin und die Welt. Und wir sind damit nicht alleine, denn an vielen Orten finden Menschen, dass sie die Nase voll haben.
„An jedem beliebigen Ort der Welt, zu allen Zeiten, rebelliert ein beliebiger Mann oder eine beliebige Frau und zerreißt am Ende das Kleid, das der Konformismus gewoben und der Zynismus grau gefärbt hat. Ein beliebiger Mann oder eine beliebige Frau mit einer beliebigen Hautfarbe und einer beliebigen Sprache sagt ihr ‚Ya basta!‘ (Es reicht!). Ya basta zur Lüge. Ya basta zum Verbrechen. Ya basta zum Tod. ‚Schluss mit dem Krieg‘, sagt und erklärt ein beliebiger Mann und eine beliebige Frau. An einem beliebigen Ort der Welt auf irgendeinem der fünf Kontinente entscheidet ein beliebiger Mann oder eine beliebige Frau, sich der Macht zu widersetzen und einen eigenen Weg zu suchen, der nicht zu einem Verlust der Würde und Hoffnung führt. Ein beliebiger Mann oder eine beliebige Frau beschließt, zu leben und ihren Teil der Geschichte zu erkämpfen. Schluß damit, daß die Macht ihre Schritte diktiert, Schluß damit, daß die Macht ihr Leben verwaltet und ihren Tod beschließt. Ein beliebiger Mann oder eine beliebige Frau antworten auf den Tod mit Leben. Und auf den Alptraum, indem sie träumen, gegen den Krieg kämpfen, gegen den Neoliberalismus, für die Menschheit…“ (Chiapas, Erklärung der EZLN, Mexiko 1996).
„Es reicht!“ sagen auch hierzulande viele. Sie haben ebenfalls die Nase voll, und erleben im Alltag wie alles teurer wird. Am stärksten betroffen sind die Ausgegrenzten und die Armen. In Berlin soll zum Beispiel ab 1.1.04 schon wieder das Sozialticket bei der BVG (Nahverkehr) abgeschafft werden. Und immer mehr Studierende ahnen, daß die Forderung nach weniger Kürzungen in der Bildung verkürzt ist, weil dies als mehr Kürzungen woanders ausgelegt werden könnte. Deshalb gilt es, sich mit anderen gesellschaftlichen Gruppen zu unterhalten, über ihren Alltag, wie sie ihn erleben, und zu überlegen, was alle für alle tun könnten, am besten in selbst geschaffenen, offen zugänglichen Freiräumen.
Offene Uni an der HU Berlin: http://de.indymedia.org/2003/12/70115.shtml
taz besetzt: http://germany.indymedia.org/2003/12/70072.shtml
http://www.allefueralle.tk
Kategorien