Vorgeschichte des Autonomen Zentrums in Wuppertal
Das Kommunikationszentrum ‚das Haus e.V.‘
1974, in der Zeit der ‚Nach-68iger‘ Generation, öffnete in Wuppertal das erster ‚Kommunikationszentrum‘ in Deutschland, die ‚börse‘ am Viehhof ihre Tore. Da auch in Wuppertal der Impuls der vorangegangenen Dekade im Sterben lag, trafen sich in Elberfeld immer mehr Menschen auf der Suche nach Selbstfindung, alternativer Lebensweise und neuen Wegen, ihre Freizeit zu gestalten. Der Ort dafür wurde, mit städtischer Unterstützung, die ‚börse‘. Doch all das spielte sich im Zentrum Wuppertals, also in Elberfeld ab. Der Osten der Stadt, Barmen und Langerfeld, wurde diesbezüglich weit weniger in das Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt. Dort wurde bereits 1973 ein Haus in der Langerfelder Straße von verschiedenen Menschen angemietet und als Kulturzentrum für Treffen, Feste und Konzerte genutzt. Aus dieser privaten Initiative ging schließlich 1975 offiziell der Verein ‚das Haus e.V.‘ hervor. Ziel der Vereinsgründung und damit des Vereins war es, auch in Barmen ein Kommunikationszentrum entstehen zu lassen. Der Unterschied zur ‚börse‘ lag vor allem darin, daß ‚das Haus e.V.‘ vollständig unabhängig von städtischer Finanzierung und Einflußnahme bleiben wollte.
Der Kulturbetrieb in Barmen lief an, aber schon nach relativ kurzer Zeit wurden die ersten Probleme sichtbar. Mit dem wachsenden Veranstaltungsangebot wuchsen auch die notwendigen finanziellen Aufwendungen. Außerdem befand sich das Haus in der Langerfelder Straße in einem Zustand, der eine aufwendige Renovierung unumgänglich machte. Ende 1978 beantragten die ‚HäuslerInnen‘, wie sie sich selbst bezeichneten, einen einmaligen Zuschuß von 30.000 DM bei der Stadt. Die Stadt zeigte sich nicht uninteressiert, zumal auch die Presse die Belange des Vereins zunehmend an die Öffentlichkeit brachte. Der damalige Kulturamtsleiter Schauerte glaubte sogar, daß der Verein in Barmen „vielleicht wichtigere“ Arbeit leiste, als die ‚börse‘ in Elberfeld. 1979 wurde der beantragte Zuschuß dann auch vom Stadtrat bewilligt.
Der bewilligte Zuschuß brachte aber auch mit sich, daß ‚das Haus e.V.‘ sich nun mit bautechnischen Forderungen von Feuerwehr und Bauordnungsamt konfrontiert sah. Ein Nachbar, über dessen Grundstück der von der Feuerwehr geforderte Fluchtweg hätte führen müssen, verweigerte dessen Bereitstellung.
Daran scheiterte der weitere Verbleib des Vereins in der Langerfelder Straße und damit auch die Auszahlung des Zuschusses.
Von der Stadt wurde den ‚HäuslerInnen‘ ein neues Domizil in der Rautentaler Straße 35 angeboten. Doch an diesem Haus wurde schlichtweg schon vor der ersten Besichtigung mit den Abbrucharbeiten begonnen. Auf Seiten der Politik wurde sofort damit begonnen, die Verantwortlichen zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen, doch der Verein war vorerst obdachlos.
Im Mai 1980 fand daher in Wuppertal die erste Besetzung in diesem Zusammenhang statt. Die leerstehende ‚Adler-Brauerei‘ wurde von den ‚HäuslerInnen‘ besetzt um diese vor dem Abriß zu bewahren und um der Forderung nach einem unabhängigen Zentrum erneut Nachdruck zu verleihen, da dem gescheiterten Angebot in der Rautentaler Straße seitens der Stadt keine weiteren gefolgt waren. Das Vertrauen in die Ratsparteien und unbürokratische Hilfe aus dieser Richtung war erschöpft.
Dies war auch die Zeit, in der die inzwischen entstandene Alternativ-Kultur-Szene anfing, sich über die aktive Unterstützung von Kriegsdienstverweigerern, von Anfang an eine zentrale Tätigkeit des Vereins, und kulturpolitische Themen hinaus zu politisieren.
Im Winter 1980 wurde dem Verein erneut ein Haus in der Langerfelder Straße 109 angeboten, und der damalige Kulturdezernent Jüchter versprach bei Genehmigung durch Feuerwehr und Bauordnungsamt finanzielle Hilfe.
Die baulichen Auflagen waren für ‚das Haus e.V.‘ jedoch finanziell und logistisch unerfüllbar und das Haus konnte nie eröffnet werden. Die ‚Adler-Brauerei‘ war inzwischen abgerissen und die versprochene finanzielle Zuwendung seitens der Stadt blieben aus.
1982 wurde der Verein wieder fündig und bezog ein ehemaliges Fabrikgebäude in der Spitzenstraße in Langerfeld. Das Haus entwickelte sich, trotz dauernder Mietstreitigkeiten, begünstigt durch einen nur mündlichen Mietvertrag, zu einem kulturellen und politischen Zentrum im Osten Wuppertals.
Bei der Wuppertaler Politik stieß das Haus immer weniger auf Wohlwollen, was sich wahrscheinlich durch die fortschreitende Politisierung der Szene erklären ließ. So fand beispielsweise in den Räumlichkeiten in der Spitzenstraße das Vorbereitungstreffen für die Demonstration in Krefeld gegen den US – Imperialismus anläßlich des offiziellen Besuchs des amerikanischen Vize – Präsidenten Georg Bush statt. (Bei dem Nachtreffen zu dieser Demonstration in der ‚börse‘ kam es zu 100 Verhaftungen durch die Polizei.)
Im Sommer 1984 hatte der Vermieter der Räumlichkeiten Erfolg und der Verein mußte die Spitzenstraße auf Grund von Vorwürfen wie ruhestörendem Lärm, Verunreinigung und Ähnlichem verlassen. Damit war das Engagement des ‚Haus e.V.‘ im Wuppertaler Osten beendet.
Das erste Autonome Zentrum in Wuppertal
Vom Sommer 1984 bis zum Frühjahr 1986 hatte ‚das Haus e.V.‘ keine selbstbestimmten Räume in denen sich Politik kontinuierlich und in einem breiteren Rahmen als dem von Kleingruppen entwickeln konnte.. Die Szene hatte sich inzwischen radikal politisiert und begriff sich als Teil des autonomen und antiimperialistischen Widerstandes in der BRD.
Viele Menschen haben das Nichtvorhandensein von eigenen Räumen als Mangel empfunden. Jedoch blieb der Anspruch auf selbstbestimmte Räume abstrakt und wurde nicht praktisch angegangen.
Erst die Besetzung eines seit langem leer stehenden Wohnhaus in der Hedwigstraße 12. auf dem Ölberg in der Elberfelder Nordstadt im Februar 1986 löste eine Veränderung dieser Situation aus. Eine kleine Gruppe von Menschen wollte sich auf diesem Weg vorerst einmal Raum zum zusammen Wohnen verschaffen. Die Beschaffenheit des Hauses eröffnete neue Möglichkeiten, und kurze Zeit nach der Besetzung wurde in den unteren Etagen erstmals der Versuch unternommen, ein ‚Autonomes Zentrum‘ (AZ) aufzubauen. Im Gegensatz zum ‚Haus e.V.‘ war die Idee des AZ von vornherein stark politisch geprägt, und nicht mehr rein kulturell. Es wurden eine Kneipe, ein größerer Raum für Veranstaltungen und Konzerte und ein ‚Infoladen‘ eingerichtet. Der ‚Infoladen‘ stellte eine Plattform für den Informationsaustausch innerhalb der Szene und mit vielen anderen sozialen Bewegungen inner- und außerhalb der BRD dar. Somit war er auch eine wichtige Einrichtung für die Vernetzung der Szene.
Nach kurzer Zeit tauchten jedoch die ersten Probleme unter den Besetzern, Nutzern und Besuchern des AZ auf, da es viele Widersprüche untereinander gab, die, solange es keine festen Räume gab, gar nicht erst zu Tage traten, da die Treffen viel seltener und sporadischer stattfanden. Daher wurden die Räume, je länger die Besetzung andauerte, desto weniger für politische Initiativen genutzt.
Nach der Räumung der Hedwigstraße 12 am 22.6. 1986 durch die Polizei waren sich dennoch alle Beteiligten ihrer Bedürfnisse bewußt, so daß selbstbestimmte Räume für die Weiterentwicklung ihrer Politik und ihres Lebens notwendig zu sein schienen.
Kurz darauf fingen aus diesem Grund einige Menschen an, die Kneipe ‚Taubenschlag‘ in Wuppertal Varresbeck als Treffpunkt anzumieten und zu nutzen. Diese Räumlichkeiten entwickelten sich vor allem zu einem Veranstaltungsort für Punkkonzerte, aber nur für den harten Kern der Szene zu einer Art neuem Zentrum für politische Aktivitäten, wohl auch wegen der nicht zentralen Lage in der Nähe des Wuppertaler Bayer – Werks und der Tatsache, daß sich die Räume im Winter nicht heizen ließen. Die Nutzungsintensität ließ nach einigen Monaten stark nach.
Das Bedürfnis nach eigenen, völlig selbstbestimmten Räumen wurde durch diese Lokalität bei den meisten nur unzureichend befriedigt, und da viele durch die Besetzung der Hedwigstraße 12 Erfahrungen mit selbstbestimmten Räumen gemacht haben, war die Anspruchshaltung relativ hoch.
Die Auseinandersetzungen um das Autonome Zentrum in Wuppertal und die verschiedenen Stationen 1986 – 1990
1. Uellendahler Straße 6a
Unmittelbar nach der Räumung des Hauses in der Hedwigstr. 12 wurde in der Wuppertaler autonomen Szene damit begonnen, über neue Räumlichkeiten zu diskutieren. Die Treffen fanden entweder im ‚Taubenschlag‘ oder, wegen der geringen Popularität dieser Einrichtung in den verschiedenen Kneipen der Wuppertaler Nordstadt, besonders dem ‚Hayat‘ und auf der ASTA – Ebene der Wuppertaler Universität statt. Die Diskussionen gestalteten sich sehr schwierig, da es verschiedene Positionen zur Art und Weise der Beschaffung von neuen Räumen gab. Es stellte sich die Frage, ob neue Räumlichkeiten durch eine weitere Besetzung beschafft werden sollten oder ob auch eine Anmietung politisch vertretbar wäre. Über diese Frage drohte sich die Szene in Wuppertal zu zerspalten und wurden somit erst einmal handlungsunfähig, da gemeinsame politische Arbeit mit den zwei unterschiedlichen Lagern, die sich auch maßgeblich über die Frage Besetzung oder Anmietung identifizierten, nicht möglich schien.
Eine Lösung für dieses Problem fand sich erst ein Jahr später, 1987, auf praktischem Wege, als sich die Anmietung von geeigneten Räumen anbot. Nach langen Diskussionen und trotz erheblicher politischer Bedenken seitens der ‚Besetzer-Fraktion‘ wurde im August 1987 das Hinterhaus Uellendahler Straße 6a für ein AZ angemietet. Die Finanzierung erfolgte über relativ kleine Mitgliedsbeiträge von vielen Menschen und über die Einnahmen durch den Getränke- und Essensverkauf und die Eintrittsgelder bei Veranstaltungen.
Trotz aller vorangegangenen Krisen, Spaltungen, Brüche und Diskussionen sahen die Selbsteinschätzungen der Besucher des AZs dahingehend aus, daß man sich untereinander ein ganzes Stück näher gekommen sei. Viele Schwachpunkte in der Organisationsstruktur und im Umgang untereinander waren durch den ersten Versuch ein AZ aufzubauen, die Besetzung in der Hedwigstraße bekannt und konnten somit offen angegangen und unterbunden werden. Ein großer Unterschied zur Hedwigstraße war, daß die Räume in der Uellendahler Straße nicht auch als Wohnraum genutzt wurden, was viele Konflikte gar nicht erst entstehen ließ.
Durch die nun ausreichend vorhandenen Räume festigten sich die Szene-Strukturen und das AZ wurde zum zentralen Anlaufpunkt, über den viele andere politische Organisationen, Initiativen und gesellschaftliche Gruppen mit den Autonomen in Verbindung traten und sich vernetzten. Das Programm, die Nutzung des AZs förderte diese politische Zusammenarbeit und Kontaktaufnahme durch verschiedenste politische Veranstaltungen und Diskussionen, die Kneipe, Konzerte und Discos. So fanden z.B. zentrale Mobilisierungsveranstaltungen gegen die anstehende IWF-Tagung in Berlin im Autonomen Zentrum Wuppertal statt.
Politisch gesehen bildete die autonome Bewegung somit langsam einen ernstzunehmenden Faktor in Wuppertal, was sich u.a. auch dadurch ausdrückte, daß das AZ 1987 erstmals im Verfassungsschutzbericht unter der Rubrik ‚terroristisches Umfeld‘ auftauchte.
Daher dauerte es auch nicht lange, bis der vermeintliche Frieden, der durch die offizielle Anmietung des Hauses geschaffen wurde, ein Ende hatte. Schon kurz nach der Anmietung trat die politische Polizei Wuppertals, der Staatsschutz an den Vermieter Tscharke, ein Versicherungsagent aus Wuppertal Ronsdorf heran und informierte diesen über das AZ und seine Besucher und das diese ehemalige Hausbesetzer seien. Er tauchte dann häufiger, zusammen mit dem Anwalt Niemeyer in der Uellendahler Straße auf um das Haus zu begutachten. Im Oktober 1987 erhielt ‚das Haus e.V.‘, welcher als Mieter und inzwischen auch als Trägerverein des AZs fungierte die erste fristlose Kündigung. Begründet wurde diese mit der Verunreinigung des Hauses, Ruhestörung und ähnlichem. Tscharke warf den Mietern auch vor, „sie seien den westlichen Kulturtechniken nicht mächtig“ (zitiert nach Zeitzünder, April 1988, 2). Die Räumungsklage wurde unter der Bedingung zurückgenommen, daß die Mieter alle Vorwürfe anerkennen und Abhilfe schaffen würden. Im Dezember 1987 erreichte den Verein jedoch schon die nächste fristlose Kündigung. Unter den Autonomen entbrannten daraufhin erneut heftige Diskussionen, inwieweit man sich aus taktischen Gründen auf „ihr scheiß Rechts-System einlassen sollte, das ja doch nur im Interesse der herrschenden Klasse funktioniert“(Kein Tag ohne Autonomes Zentrum, 1989, 2). Die Gespräche führten dazu, daß sich doch dafür entschieden wurde, den juristischen Weg zur Verteidigung des AZs zu beschreiten. Dadurch konnte die Räumung des Hauses letztendlich um ein gutes Jahr verzögert werden.
Auf die zweite Kündigung folgte am 12.3. 1988 die Räumungsklage und im August des selben Jahres erging der Gerichtsbeschluß, daß das Autonome Zentrum die Uellendahler Straße 6a bis spätestens 31.5. 1989 geräumt haben muß.
Am 23.2. 1989 fragte der Trägerverein des AZs, ‚das Haus e.V.‘ in einem offenen Brief an die Stadtverwaltung und die im Rat vertretenen Parteien ob diese dem Verein als Ersatz Räumlichkeiten mit einer Gesamtgrundfläche von etwa 250 m² zur Anmietung anbieten könnten. Das Schreiben wurde solidarisch von 43 verschiedenen Organisationen und Initiativen unterzeichnet. Am 15.3. 1989 erhielt der Verein ein Antwortschreiben, in dem mitgeteilt wurde, daß die Stadt keine Räume zur Verfügung oder Anmietung stellen würde. Für die Autonomen war dies ein klares Zeichen dafür, daß die Stadt Wuppertal sich nicht auf Verhandlungen einlassen würde. Die Grünen waren die einzige Partei im Rat der Stadt Wuppertal, die sich nicht gänzlich gegen, sondern, wenn auch mit einigen Vorbehalten, für ein Autonomes Zentrum aussprachen. So gab es z.B. später, am 17.5. 1989 eine Anfrage seitens der Grünen während einer Stadtratssitzung zum AZ. Vor dem Rathaus hatte sich währenddessen eine Menge von Demonstranten eingefunden und begleitete die Ratssitzung mit einem Trommelfeuer. Die Anfrage der Grünen wurde von allen anderen Ratsparteien abgewiesen.
Am 29.1. 1989 gab es erstmalig den Versuch von ca. 40 Neonazis und rechtsradikalen Fußballfans nach einem Heimspiel des WSV das AZ anzugreifen. Diese Gruppe brachte aber kurz vor ihrem Angriff in Erfahrung, daß sie vor dem AZ von etwa 100 mit Knüppeln und Schildern bewaffneten Menschen erwartet wurde und brachen ihr Vorhaben ab. Das ganze Geschehen wurde von der Polizei beobachtet und es war spätestens jetzt auch auf dieser Seite bewußt, daß die Autonomen durchaus dazu bereit waren, das AZ auch militant zu verteidigen.
Am 25.3. 1989 beteiligte sich eine breite Masse von Menschen aus dem AZ am Wuppertaler Ostermarsch in Barmen, und nutzten diesen um für die Durchsetzung des AZs zu mobilisieren.
Am 31.3 1989 erklärt sich die DKP Wuppertal in einem Brief mit dem Autonomen Zentrum solidarisch und forderte von den politisch Verantwortlichen „alles zu tun, damit auch über den sog. Räumungstermin am 31. Mai 1989 hinaus Eure wichtige politische und kulturpolitische Arbeit fortgesetzt werden kann“ (aus einem Brief der DKP – Wuppertal an das AZ vom 31.3. 1989).
Der Landesvorstand der SDAJ NRW erklärte sich in einem Brief am 11.5. 1989 ebenfalls solidarisch mit dem AZ. „Für den Kampf um selbstbestimmtes Leben, gegen aufkeimenden Neofaschismus und für die antiimperialistische Solidarität gehen vom AZ wichtige Impulse aus, an denen sich auch Genossinnen und Genossen unseres Verbandes beteiligen. Auch kulturell hat das AZ seinen Platz in Wuppertal erkämpft und ist nicht mehr wegzudenken.“ (aus einem Brief des Landesvorstandes der SDAJ NRW an das AZ vom 11.5. 1989).
Am 1. Mai 1989 nahmen an der seit 1986 regelmäßig vom DGB unabhängig durchgeführten autonomen 1. Mai Demonstration etwa 1000 Menschen teil. Damit war diese Demonstration seit Jahren eine der größten die aus den Reihen der Szene organisiert wurde. Sie wurde in diesem Jahr zu einer der zentralen Mobilisierungsveranstaltungen für den Erhalt des Autonomen Zentrums und endete mit einem großen Straßenfest auf dem Ölberger Schusterplatz in der Elberfelder Nordstadt.
Auch außerhalb Wuppertals wurden die Auseinandersetzungen um das AZ beobachtet. Am 23.5. 1989 wurde in Hamburg die Bauwagenburg in der Hafenstraße geräumt. Als Reaktion darauf wurden in der darauf folgenden Nacht in Hamburg über 50 Glasscheiben von Banken und Geschäften eingeworfen. In einem Bekennerschreiben erklärten sich die Täter u.a.. mit dem Autonomen Zentrum Wuppertal solidarisch.
Vom AZ aus wurde in der Zeit nach der Räumungsklage ein Info – Bus eingerichtet, mit dem auf öffentlichen Plätzen und vor Schulen zur Solidarität mit dem AZ aufgerufen wurde.
Des weiteren wurde von der Medieninitiative ‚Halbbild‘ ein Videoband erstellt, welches die politischen Inhalte und das Leben im AZ vermitteln sollte. Dieser Film wurde in den Wuppertaler Kinos im Vorprogramm gezeigt. Auch ein Bündnistreffen der das AZ nutzenden Organisationen und Gruppen und dem AZ nahestehenden Gruppen wurde initiiert, welches unabhängig Initiativen zur Durchsetzung des AZs ergriff.
In den letzten Tagen vor dem Räumungstermin wurden in Wuppertal aus der autonomen Bewegung heraus noch verschiedenste Aktionen durchgeführt um auf die Situation aufmerksam zu machen und um den Protest gegen die bevorstehende Räumung zu artikulieren. So wurde am 25.5. 1989 die Bühne im Opernhaus ‚geentert‘ und ein Punk – Konzert für das AZ veranstaltet. Zeitgleich findet im Wuppertaler Schauspielhaus ein Trommelfeuer statt. Bei beiden Aktionen wurden Flugblätter verteilt. Einen Tag später wurde von den AZ Besuchern auf einer verkehrsreichen Kreuzung in Wuppertal ein Konzert mit klassischer Musik veranstaltet und auch hier wieder Flugblätter verteilt. Am 27.5. 1989 wurde in der Innenstadt ein Frühstück unter freiem Himmel organisiert und anschließend formierte sich eine Demonstration, die dann u.a. durch den Kaufhof führte.
Vor dem Wirksamwerden der Räumungsklage wurde im AZ die Entscheidung gefällt, das Haus in der Uellendahler Straße 6a nicht zu verlassen.
Am 31.5. 1989 wurde die Räumungsklage wirksam und das AZ war somit besetzt. Für den Fall der Räumung wurde jedoch vereinbart, das Haus nicht militant zu verteidigen, den Eingang jedoch trotzdem so gut wie möglich zu verbarrikadieren um die Räumung hinauszuzögern, damit genug Zeit bliebe um möglichst viele Menschen mittels Telefonkette zum AZ zu mobilisieren.
Seit der Besetzung fanden fast täglich Veranstaltungen, Konzerte, Diskussionen und Discos im AZ statt, auch um möglichst viele Menschen vor Ort zu haben um die Räumung durch die Polizei zu verhindern. Es wurde versucht, jeden Abend etwas zu essen anzubieten, eine sog. ‚Volxküche‘. In den ersten Tagen war die Stimmung schlecht, da die Angst vor der Räumung dominierte. Doch dies änderte sich von Tag zu Tag und das Selbstvertrauen der Besetzer wuchs. Am 3.6. 1989 fand nochmals eine große Trommelaktion auf dem Kerstenplatz in der Elberfelder Innenstadt mit anschließender Demonstration durch den Kaufhof und zurück zum AZ statt.
Am Morgen des 7.6. 1989 wurde das AZ geräumt. Ein Sondereinsatzkommando (SEK) der Polizei sperrte dazu die gesamte Uellendahler Straße (eine Hauptverkehrsstraße) ab und stürmte das Hinterhaus Nr. 6a. 7 Menschen, die die Einsatzkräfte dort beim Frühstück überraschten wurden sofort festgenommen. Eine Demonstration von ca. 50 Menschen, die sich spontan bildete, wurde von der Polizei brutal aufgelöst, wobei eine Frau einen Lendenwirbelbruch erlitt und zwei weitere Menschen festgenommen wurden. Am Nachmittag des selben Tages folgte eine Protestdemonstration mit ca. 500 Teilnehmern, die von der Polizei massiv eingeschlossen und damit zu einem wandernden Kessel wurde. In der darauffolgenden Nacht brannten vor einem Mercedes – Autohaus, welches auch Bundeswehrfahrzeuge reparierte drei Lkws aus und die Scheiben einer Bank wurden eingeworfen.
Die ersten vier Tage nach der Räumung herrschte in der Elberfelder Nordstadt, dem Stadtteil in dem viele Menschen aus der autonomen Szene wohnten, der Ausnahmezustand. An nahezu allen Kreuzungen stand ein Mannschaftswagen der Polizei und durch die Straßen patroullierende Fußstreifen nahmen ständig verdachtsunabhängige und damit zu diesem Zeitpunkt noch rechtswidrige Personalienfeststellungen und Taschendurchsuchungen vor.
An dem auf die Räumung folgenden Samstag eskalierte die Auseinandersetzung mit der Polizei in der Innenstadt. Hier wollte der damalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher anläßlich der bevorstehenden Europawahl eine Rede halten.
„Wir wollten diese Veranstaltung dazu nutzen, einmal um unseren Widerstand gegen das Europa der Bullen und Bonzen, der Faschos und Machos auszudrücken und zum anderen unsere Forderung nach einem Zentrum in der Öffentlichkeit Nachdruck zu verleihen.“ (zitiert nach Kein Tag ohne Autonomes Zentrum, 1989, 4).
Genscher verzichtete angesichts der massiv aufgefahrenen Polizeikräfte und den drohenden Ausschreitungen auf seine Rede. Daraufhin führten die Autonomen die von ihnen schon öfter praktizierte Aktionsform des Kaufhausbesuchs (s.o.) durch. Diesmal schritt jedoch die Polizei ein und prügelte im Kaufhof auf die Demonstranten ein und machte Jagd auf einzelne.
Nach der Räumung wurde jeden Tag auf dem Otto – Böhne Platz in der Nordstadt durch die Einrichtung einer ‚Volxküche‘ Essen angeboten und Präsenz gezeigt, immer observiert und manchmal auch angegriffen von der Polizei.
2. Hochstraße 12 – Muno
Unter den Autonomen war nach diesem gescheiterten Versuch der Etablierung eines Autonomen Zentrums in Wuppertal klar, daß es praktisch unmöglich war, neue, geeignete Räume für ein Autonomes Zentrum auf dem Weg der Anmietung zu beziehen, zum einen, weil die Antwort der Stadt auf die Anfrage nach Räumen eindeutig war und zum anderen weil sich gezeigt hatte, daß auch eine Anmietung überhaupt keinen Schutz vor Illegalisierung bot. Daß es ein neues AZ geben sollte und daß das zu diesem Zeitpunkt nur auf dem Weg der Besetzung zu erreichen war, war unter allen Beteiligten unumstritten.
Die Diskussionen entbrannten nun um den Zeitpunkt der Neubesetzung. Es war umstritten, ob es besser sei, eine längere politische Mobilisierungsphase einzulegen oder ob die beste Mobilisierung eine möglichst schnelle Neubesetzung sei. Die letztere Position wurde schließlich von der Mehrheit getragen und von der Minderheit akzeptiert.
Als geeignete Räumlichkeiten wurde die seit 1 ½ Jahren leerstehende ehemalige Pinsel- und Bürstenfabrik ‚Muno‘ in der Hochstraße 12 in der Elberfelder Nordstadt auserkoren.
Die Besetzung fand dann am Freitag, den 16.6. 1989 statt. Dieses Datum wurde als taktisch kluger Zeitpunkt bestimmt, da an dem darauffolgenden Sonntag, den 18.6. die Europawahlen stattfanden und davon ausgegangen wurde, daß eine Räumung vor diesem Termin nicht durchgeführt würde. Dadurch waren zumindest zwei Tage gewonnen, um mögliche Verhandlungen mit der Stadt und der Wuppertaler Stadtsparkasse aufzunehmen. Die Sparkasse war der Hauptgläubiger der 1 ½ Jahre zuvor in Konkurs gegangenen Bürstenfabrik des Eigentümers Theobald Muno und damit zu Verhandlungen berechtigt.
Der Besetzung kam ein zufällig an diesem Wochenende in Wuppertal stattfindender, bundesweiter Nicaragua – Kongreß zugute, da sich viele der dort anwesenden Menschen mit dem AZ solidarisch zeigten und auch vor Ort erschienen. Praktisch bedeutete dies einen wichtigen, zusätzlichen Schutz vor einer Räumung. Von den Medien, allen voran die ‚Westdeutsche Zeitung‘ (WZ, die einzige lokale Tageszeitung in Wuppertal), wurde dies so dargestellt, daß das AZ Zulauf aus dem gesamten Bundesgebiet hätte, und die Reisechaoten wohl das Sommerloch mit Zoff in Wuppertal füllen wollten.
Von den Autonomen wurde die Besetzung sowohl als subjektiver als auch objektiver Erfolg gewertet. Subjektiv hob sie das Gefühl von Ohnmacht, Zweifel und Ängsten auf. „Sie können uns zwar angreifen, und schlagen, wir stehen aber wieder auf, lernen daraus und machen mit mehr Erfahrung besser weiter. Ja, sie kriegen uns nicht klein. So haben wohl viele von uns gedacht und gefühlt.“ (Kein Tag ohne Autonomes Zentrum, 1989, 6)
Die Annahme, daß es vor der Europawahl zu keiner Räumung kommen würde, bewahrheitete sich. Am Wahltag, Sonntag, wurden einige Wahllokale mit Parolen besprüht und die Türschlösser verklebt. Die Sparkassenfiliale an der Hochstraße, nur etwa 200 Meter von der besetzten Fabrik entfernt, wurde mit der Parole „Her mit der Muno-Fabrik“ (Kein Tag ohne Autonomes Zentrum, 1989, 19) versehen. An diesem Tag wurde im Wuppertaler Schauspielhaus von der Wuppertaler Oberbürgermeisterin Ursula Kraus der ‚Von der Heydt‘ – Kulturpreis verliehen. Dabei gelang es einigen Autonomen, die einleitenden Worte der Preisverleihung zu übernehmen und über die Besetzung zu informieren. Danach wurde die Oberbürgermeisterin zu einem Verhandlungsgespräch aufgefordert, zu dem sie sich auch öffentlich bereit erklärte.
Noch an dem Abend des selben Tages kamen die Oberbürgermeisterin Kraus, die Vorsitzenden der im Stadtrat vertretenen Parteien (SPD, CDU, FDP, GRÜNE), der Direktor der Stadtsparkasse Wuppertal und Polizeipräsident Horst Köhler zu einer Art Krisensitzung zusammen um das politische Vorgehen abzustimmen. Dort wurde beschlossen, den von den Autonomen geforderten Verhandlungen bezüglich einer legalen Nutzung des Fabrikgebäudes zuzustimmen und eine Delegation zu empfangen. Bei den von offizieller Seite sogenannten ‚inoffiziellen Gesprächen‘ am Montag den 19.6. 1989, welche jedoch sehr öffentlichkeitswirksam gestaltet waren, wurde die Delegation des AZs lediglich aufgefordert, die Muno-Fabrik friedlich zu verlassen. Es fanden also in diesem Sinne keine Verhandlungen statt. In der WZ und der BILD wurde jedoch am darauffolgenden Tag vom Scheitern der Verhandlungen berichtet.
Für die Autonomen war nun klar, daß keine politische Lösung des Konfliktes angestrebt wurde und mit einer baldigen Räumung zu rechnen war.
In der Zeit, die zwischen der Besetzung und dem ‚Verhandlungsgespräch lag, kam es bloß zu einer öffentlichkeitswirksamen Aktion, einer Kundgebung vor der Sparkassenfiliale in der Hochstraße, die aber, laut einer Selbsteinschätzung der Szene vom Ausdruck eher schwach war, da alle „wie das Kaninchen vor der Schlange“ (Kein Tag ohne Autonomes Zentrum, 1989, 7) auf das Ergebnis der Verhandlungen warteten. Die Selbsteinschätzung sahen des weiteren so aus, daß man gerade diese Zeit hätte nutzen müssen, um die Forderungen nach einem Autonomen Zentrum massiv in die Öffentlichkeit zu tragen und die Mobilisierung zur Muno-Fabrik weiter voranzutreiben. Daher war auch die Stimmung nach den gescheiterten Gesprächen bei der spontan für Dienstag Abend den 20.6. 1989 angesetzte Demonstration eher bedrückt. Die Autonomen sahen im Nachhinein das einseitige Hoffen auf ein positives Verhandlungsergebnis als Fehler an, aus dem man jedoch lernen würde.
Am 20.6. 1989 solidarisierte sich auch das Wuppertaler Friedensforum in einem Brief an den Polizeipräsidenten, die Ratsfraktionen, die Gewerkschaft der Polizei, die Wuppertaler Presse und den Infoladen mit dem AZ: „Das Wuppertaler Friedensforum schließt sich den vielfältigen Protesten gegen die gewaltsame Räumung des Autonomen Zentrums an der Uellendahler Straße an. Wir verurteilen auch das äußerst brutale Vorgehen der Polizei bei der anschließenden spontanen Demonstration gegen diese Räumung. Die Polizisten provozierten Rangeleien und prügelten auf DemonstrationsteilnehmerInnen und unbeteiligte BürgerInnen ein. Eine Teilnehmerin mußte mit angebrochenem Lendenwirbel in ein Krankenhaus eingeliefert werden. (…) Wir fordern daher den völligen Verzicht auf polizeiliche Gewaltmaßnahmen. (…) Wie viele andere Organisationen und Gruppen haben auch wir ein Interesse, Räume des AZs für eigene Veranstaltungen zu nutzen und fordern die Stadt Wuppertal auf, dem Autonomen Zentrum einen unbefristeten Mietvertrag zur Verfügung zu stellen.“ (aus einem Brief des Wuppertaler Friedensforum vom 20.6. 1989)
Der Dienstag nach dem Verhandlungsgespräch wurde den Besetzern noch zugesprochen, um das Haus zu verlassen, also rechneten alle damit, daß die Räumung wohl in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch stattfinden würde. Es wurde für jede Nacht seit der Besetzung eine Nachtwache eingerichtet, so daß das Haus zu keinem Zeitpunkt leer stand.
Am Mittwoch Morgen, den 21.6. 1989 um 4.20 Uhr wurde in der Muno-Fabrik der Alarm mittels der auf dem Dach montierten Werkssirene ausgelöst, da ein Wachposten auf einer Brücke über der in der Nähe liegenden Autobahn 46 das Anrücken des Räumkommandos der Polizei beobachtet hatte.
Die meisten sich in der Fabrik befindlichen Menschen schliefen auf dem Flachdach des Gebäudes, fünf befanden sich noch in der Kneipe im Erdgeschoß, zwei schliefen im zweiten Stock. Für die Besetzer war es sehr wichtig gewesen, von dem Anrücken der Polizei einige Minuten vor deren Eintreffen zu wissen, da es ihnen die Möglichkeit für einen geordneten Rückzug aus dem Gebäude verschaffte. Im Haus versammelten sich alle auf dem Dach, um damit zu beginnen, an der Gebäuderückseite hinunter zu klettern. Einige bewarfen die SEKs der Polizei vor dem Haus von der vorderen Dachkannte aus mit Farb- und Wasserbeuteln und mit Sand. Dies hatte jedoch in keinster Weise Einfluß auf das Vorgehen der Einsatzkräfte. Vom Dach sind dann alle über die Hinterhöfe geflüchtet. Ein großer Schwachpunkt und Fehler an diesem Morgen war, daß zwei Menschen im Haus nicht rechtzeitig wach geworden sind und wegen zwei von oben abgeschlossenen Zwischentüren nicht mehr auf das Dach kamen. Sie wurden von der Polizei im Haus körperlich mißhandelt und festgenommen.
Für die Räumung setzte die Polizei zwei Räumpanzer ein, mit denen sie die verbarrikadierten Türen und Fenster im Erdgeschoß einrammte. Des weiteren schossen sie fünf Blendschockgranaten, welche laut einem wissenschaftlichen Gutachten auch auf drei Meter Entfernung noch lebensgefährliche Verletzungen verursachen können auf das Dach und in das Haus. Da die Polizei zu keinem Zeitpunkt wissen konnte, daß sich nur noch zwei Menschen in der Fabrik befanden, ist festzustellen, daß sie bei diesem Einsatz Tote oder zumindest Schwerverletzte in Kauf nahmen. Es war das erste mal, daß in der BRD diese Waffe bei einer Häuserräumung eingesetzt wurde. Im Zuge der Räumung wurden die ersten zwei Stockwerke des Nachbarhauses, ein ganz normales Wohnhaus, gleich mitgestürmt und völlig demoliert. Das gleiche geschah mit sämtlichen Fahrzeugen, die vor und gegenüber der Fabrik geparkt waren. Unmittelbar im Anschluß an die Räumung wurde das angrenzende Stadtviertel, der Ölberg, von Polizeieinheiten durchkämmt, die nach den geflüchteten und verdächtig aussehenden Personen suchten. Daran schloß sich wieder, wie nach der Räumung des AZs in der Uellendahler Straße, ein einwöchiger Belagerungszustand der Nordstadt durch die Polizei an. Alle ‚verdächtig‘ aussehenden Personen, auch viele unbeteiligte Bürger wurden ständig kontrolliert und durchsucht.
„Was vielen bei der Räumung durch den Kopf ging, oder danach, war, daß das ein Kriegseinsatz war, der gegen uns gerichtet gewesen ist. Daß wir alle für drei Monate oder länger nur noch an Urlaub denken sollen, und uns nicht mehr trauen sollen, den Mund noch aufzumachen. Auch Nachbarn ging das durch den Kopf, daß, wo sie den Bulleneinsatz von ihren Fenstern aus beobachtet haben, an Krieg gedacht haben. Da hat auch niemand von uns dran gedacht, daß die Räumung in einer solchen Schärfe ablaufen würde. Daß es wohl so oder noch härter bei einer Räumung der Hafenstraße aussehen wird, aber nicht hier in Wuppertal.“ (Kein Tag ohne Autonomes Zentrum, 1989, 16)
Die Autonomen schätzten die Situation so ein, daß dieser Polizeieinsatz in seiner Härte ein Zeichen setzen sollte, um Menschen von weiteren Besetzungen in Wuppertal und anderen Städten abzuschrecken.
Noch am Tag der Räumung führte die Szene eine Protestdemonstration durch die Elberfelder Nordstadt durch, an der sich etwa 300 Menschen beteiligten. Am 28.6. 1989 veranstaltete der Wuppertaler Einzelhandelsverband ein ‚City – Fest‘ in der Elberfelder Fußgängerzone. Während der Einweihung eines neuen Brunnens wurde die anwesende Oberbürgermeisterin Kraus von einigen Menschen aus der autonomen Bewegung nach ihrer politischen Verantwortung für die Eskalation der Auseinandersetzung um das AZ gefragt, woraufhin diese sich wortlos abwandte und überstürzt verschwand.
Ansonsten ging das polizeiliche Konzept der Einschüchterung aber auf, und viele an der Besetzung beteiligte Menschen mußten ihre gemachten Erfahrungen erst einmal individuell verarbeiten. Kollektive Diskussionen gab es zunächst nicht und viele Menschen, die erst durch die Besetzung ihren Zugang zur autonomen Szene gefunden und sich solidarisiert haben, zogen sich gänzlich zurück. Erst nach zwei Wochen setzte wieder ein gemeinsamer Diskussionsprozeß und die kollektive Verarbeitung der Erlebnisse ein. Auf dieser Basis sollte dann überlegt werden, wie man mit einer neuen politischen Mobilisierung für das Autonome Zentrum beginnen könnte. Es wurde auch beschlossen, die im Herbst 1989 anstehenden Kommunalwahlen politisch für die Durchsetzung des AZs zu nutzen.
Der Inhalt des folgenden Abschnitts ist einem Text zur Einschätzung der politischen Situation um das Autonome Zentrum nach der Räumung entnommen, welcher von einigen Besetzern verfaßt wurde. Ein Zeitzeuge berichtete aber, daß diese Einschätzungen weitestgehend mit denen der ganzen autonomen Bewegung in Wuppertal übereinstimmten.
Die am Anfang der Schaffung eines Autonomen Zentrums gesetzten Ziele konnten im Ansatz verwirklicht werden. Die Menschen in der Szene um das AZ sind sich alle ein ganzes Stück näher gekommen und aus relativ losen Zusammenhängen hat sich eine starke Struktur entwickelt. Auch die Bündnisarbeit hat sich kontinuierlich entwickelt (antifaschistische Mobilisierungen, Anti – IWF – Kampagne, Solidarität mit den politischen Gefangenen im Hungerstreik, Tradition einer autonomen 1, Mai Demonstration mit anschließendem Straßenfest).
Das AZ ist bis zum Zeitpunkt der Räumung in der Hochstraße zum Ausgangspunkt für entschlossenen Kampf gegen Faschismus geworden, an dem sich viele unterschiedliche Menschen beteiligten, da die Szene erreichbar war für diejenigen, die die Politik der Autonomen näher kennenlernen wollten oder die keine Lust auf kommerzialisierte Kultur hatten (Kneipe, Disco, Konzerte, Feste)
Insgesamt betrachtet ist die autonome Bewegung in Wuppertal über das AZ zu einer ernstzunehmenden politischen Kraft geworden. Daher reagierten auch die herrschenden politischen Kräfte mit aller Härte und Unnachgiebigkeit auf die Forderung nach Räumen für das AZ. Ihnen war nicht entgangen, welche starke, politische Initiative vom AZ ausgegangen ist. Und sie waren sich auch bewußt, welche Bedeutung ein solches Zentrum für die Weiterentwicklung des autonomen und antiimperialistischen Widerstandes in der BRD hatte.
Mit dem massiven Einsatz von Repressionsmitteln setzten die Herrschenden auf Abschreckung, Demoralisierung und die Isolierung der Szene von der Bevölkerung, was ihnen in Teilen auch gelungen ist. Insgesamt herrschte in der Wuppertaler autonomen Bewegung das Bedürfnis nach Erholung und Entspannung. Durch den individuellen Rückzug ins Private fanden viele wichtige Plena nicht statt und dringend notwendige Diskussionen kamen nicht zustande. Dadurch ist auch viel an politischem Boden, der durch die Besetzungen gewonnen wurde wieder verloren gegangen. Die Demoralisierung in der Szene drückte sich dadurch aus, daß es wenig Zutrauen in eine schnelle Neubesetzung gab. Das, was bei der Besetzung der Muno – Fabrik von allen als positiv empfunden wurde, nämlich daß die beste Mobilisierung für das Autonome Zentrum die Besetzung selbst war, wurde nun von vielen in Frage gestellt. Das Zutrauen in die eigene politische Kraft im Gegensatz zur militärischen Stärke des Staates hatte stark gelitten und die Durchsetzungskraft der Bewegung wurde von vielen angezweifelt. In wie weit das Konzept der Isolierung der Szene von der Bevölkerung durch die Härte des Räumungseinsatzes aufgegangen war, ließ sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht einschätzen. Offensichtlich war jedoch schon, das es zu einer Polarisierung der Bevölkerung gekommen ist und das viele Menschen die Dimensionen, die diese Auseinandersetzung angenommen hatte nicht mehr begreifen konnten. Hier lag es nun an den Autonomen selbst, mit guten und verständlichen Informationen auf die bei den Menschen entstandenen Fragen einzugehen.
Auf der Ebene der kommunalen Politik taten sich im Verlauf der Auseinandersetzung um das Autonome Zentrum immer mehr Widersprüche auf. Der Wuppertaler Polizeipräsident Horst Köhler sprach sich am Morgen nach der Räumung der Muno – Fabrik in einem Radiointerview dafür aus, den Autonomen Räumlichkeiten für ein AZ zur Verfügung zu stellen, aus Gründen der besseren Überwachbarkeit und der Fürsorge für die öffentliche Ruhe und Ordnung. Die Polizei hätte ihre Aufgabe erfüllt und es sei nun die Politik gefragt, eine Lösung für den Konflikt zu finden.
Ein weiterer Widerspruch tat sich wohl auch zwischen dem Wuppertaler Einzelhandelsverband und der politischen Führungsebene der Stadt auf. Bürgermeister Drees (CDU), der als Mitglied im Einzelhandelsverband dessen Interessen im Stadtrat vertrat, sprach sich ebenso wie Köhler für die Bereitstellung von Räumen aus, da die anhaltenden Aktionen und Demonstrationen in den Einkaufszonen von Elberfeld und Barmen und die massive Präsens der Polizei die Bürger und potentiellen Konsumenten irritierten und verschreckten. Eine weitere Gewinneinbuße hätte nur durch eine politische Lösung verhindert werden können. Es lag nun an den Autonomen, diesen Widerspruch weiter zu verschärfen.
Auch innerhalb der SPD, die im Wuppertaler Stadtrat die Mehrheit stellte entwickelten sich konträre Meinungen. Dort hatte sich eine starke Minderheit gebildet, die die Meinung vertrat, den Autonomen sollten von Seiten der Stadt Räume zur Verfügung gestellt werden. Auch hier lag es an der autonomen Bewegung, Initiative zu ergreifen um das Kräfteverhältnis in der SPD entsprechend zu verschieben.
Die GRÜNEN hatten aus Unterschiedlichen Gründen, zum einen aus Solidarität mit der autonomen Szene, zum anderen aus taktischen Überlegungen heraus (die ‚weiche Linie‘ der Aufstandsbekämpfung – Integration statt Konfrontation) die Forderung nach Räumen für ‚das Haus e.V.‘ in ihr Wahlkampfprogramm für die Kommunalwahl im Herbst 1989 aufgenommen. Dies war hauptsächlich der Parteibasis der GRÜNEN zu verdanken, denn die Parteiführung stand den Autonomen immer mehrheitlich politisch distanziert bis offen bekämpfend gegenüber. Jetzt ging es darum, politischen Druck auszuüben, damit die Parteibasis gegenüber der Führung durchsetzen würde, daß die Forderung nach einem AZ als ein Essential in den möglicherweise stattfindenden Koalitionsvertrag mit der SPD aufgenommen würde.
Sehr wichtig für die Mobilisierung für das Autonome Zentrum war die Initiierung des Bündnistreffens. Das Ergebnis war für Wuppertaler Verhältnisse erstaunlich, ein Brief an die Stadt Wuppertal und die im Rat vertretenen Parteien mit der bedingungslosen Forderung nach Räumen für das AZ wurde von 43 verschiedenen Gruppen, Organisationen und Initiativen unterzeichnet (s.o.). Verschiedene Organisationen schrieben unabhängig Flugblätter und Aufrufe und in den jeweiligen Publikationen erschienen Artikel, in denen zur Durchsetzung des AZs aufgefordert wurde. Nach der Räumung in der Uellendahler Straße und dem harten Polizeieinsatz im Kaufhof anläßlich des Genscher Besuchs gab es eine eigenständige Bündnisaktion, die sich gegen die Medienhetze der WZ richtete.
Die Anzahl von Menschen, die von den einzelnen Bündnispartnern zu Aktionen und Demonstrationen mobilisiert werden konnte, war nicht sehr hoch, aber dennoch wäre es wohl ohne ihre Hilfe nicht möglich gewesen, die politische Führung in Wuppertal zumindest im Ansatz in die Defensive zu drängen. Außerdem hatte das Bündnis eine ganz wichtige Funktion darin, die Strategie der Herrschenden, die Autonomen von der Bevölkerung zu isolieren zu durchbrechen. Die Lügen, die Hetzkampagnen, der militärische Räumungseinsatz und die massive Polizeipräsenz haben über die Erfahrungen, die die Menschen aus dem Bündnis mit den Autonomen in Diskussionen, bei Aktionen und Demonstrationen gemacht haben viel von ihrer martialischen Wirkung verloren, und das hat sich weit über den Kreis von Menschen, die in direktem Kontakt zur Szene standen fortgesetzt.
Es mußte versucht werden, die Widersprüche, die sich auf der Ebene der Kommunalpolitik aufgetan haben weiter zu verschärfen und eine noch breitere Trägerschaft für die Forderung nach Räumen zu gewinnen.
Als sehr aufbauend und Mut machend haben die Autonomen die breite Solidarität aus allen möglichen Richtungen empfunden. Viele Menschen, die am Wochenende der Besetzung der Hochstraße 12 am Nicaragua – Kongreß teilgenommen haben, haben das AZ besucht. Nach der Räumung gab es viele Anfragen von diesen Menschen, die genaueres wissen wollten und wie es weiter gehen sollte.
Die Demonstrationen und Aktionen wurden immer von vielen Menschen aus den umliegenden Städten unterstützt. Frei Radios aus Freiburg, West-Berlin und Zürich haben zum teil mehrere Sendungen über die Auseinandersetzung um das AZ ausgestrahlt. In der gesamten autonomen Szene der BRD tauchten immer wieder in allen möglichen Publikationen, Flugblättern Aufrufen und Bekennerschreiben zu militanten Aktionen Solidaritätsbekundungen zum Autonomen Zentrum in Wuppertal auf.
Dennoch ist die Wuppertaler Bewegung ihrer Informationspflicht gegenüber den solidarischen Menschen in Wuppertal und der ganzen BRD nicht zu genüge nachgekommen. Das sollte sich ab diesem Zeitpunkt ändern und es wurde beschlossen, vielfältige Informationsveranstaltungen durchzuführen.
Das Bewußtsein für die Notwendigkeit von Autonomen Zentren war bundesweit gewachsen. Bundesweite Solidarisierung für die Durchsetzung von AZs war ein wichtiger Faktor für den Erfolg der autonomen Bewegung. Vor allem die Durchsetzung der besetzten Häuser in der Hafenstraße in Hamburg hat dies verdeutlicht. Was das praktisch bedeutet hat, mußte regional und bundesweit diskutiert werden.
Im August 1989 wurde beschlossen, die Muno – Fabrik in der Hochstraße noch einmal zu besetzen, was dann am 11.8., zeitgleich mit der Geburtstagsfeier der Stadt Wuppertal mit dem Motto „Wir sitzen alle an einem Tisch“ auch geschah. Für den Fall der umgehenden Räumung wurde in einem Flugblatt damit gedroht, die politisch dafür verantwortlichen während des Jubiläumsfestes zu ‚besuchen‘.
Die erneute Räumung der Fabrik erfolgte jedoch postwendend. Am 12.8. 1989 hielt ein Pkw vor dem Gebäude und der Fahrer täuschte Motorprobleme vor. Dann sprang plötzlich ein SEK der Polizei von der Ladefläche des hinter dem Pkw zum Stehen gekommenen Lkw und stürmte blitzartig das Haus. Alle Menschen, die sich im und vor dem Gebäude aufhielten, sowie die völlig unbeteiligten Bewohner des angrenzenden Mietshauses wurden festgenommen. Drei Wochen später wurde das noch gut erhaltene Fabrikgebäude im Auftrag der Stadtsparkasse, die zuvor noch behauptet hatte, nicht zu Verhandlungen berechtigt zu sein, abgerissen.
Am 8.6. 1990 kam es noch einmal zu einer symbolischen Besetzung des Geländes der abgerissenen Muno – Fabrik. Es wurde ein großes Zeltdach errichtet und ein Fest gefeiert. Um 1 Uhr nachts, nach dem Ende der Party, rückte die Polizei mit einem großen Aufgebot an, sperrte das Gelände weiträumig ab und begann mit Unterstützung des Technischen Hilfswerks (THW) das errichtete Zeltdach wieder einzureißen.
3. Alte Feuerwache an der Gathe
Im Herbst 1989 wurde von den Autonomen in Wuppertal die ‚Liste für ein Autonomes Zentrum – AZ‘ initiiert, die am 1.10. 1989 zur allgemeinen Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen antrat. Für den Ausgang dieser Wahl war das Ergebnis, welches die Liste erzielte marginal und unbedeutend. Es ging aber auch zu keinem Zeitpunkt darum, relevante Wahlergebnisse zu erzielen, zumal auch weite Teile der autonomen Szene das parlamentarische System als solches kategorisch ablehnten. Sie verschaffte der autonomen Bewegung jedoch die Möglichkeit offiziell Plakatflächen auf dem gesamten Stadtgebiet zu nutzen und die Forderung nach einem Autonomen Zentrum wirksam in die Öffentlichkeit zu tragen, was der Hauptgrund für die Initiierung der Liste war.
Ende 1989 wurde bekannt, daß die Wuppertaler Berufsfeuerwehr zum 1. Oktober 1990 neue Gebäude in der August – Bebel Straße beziehen würde. Damit tat sich die Frage auf, was mit dem alten, relativ großen und verschachtelten Gebäudekomplex der alten Feuerwache an der Gathe in der Elberfelder Nordstadt, unweit des alten AZs in der Uellendahler Straße geschehen würde. Seitens der Stadt gab es Überlegungen, Teile des Gebäudekomplexes auf Grund von akutem Wohnraummangel für die Unterbringung von Asylbewerbern und Aussiedlern zu nutzen. Diese Überlegungen wurden jedoch wieder verworfen, da sich herausstellte, daß die in Frage kommenden Gebäude von ihrer Bausubstanz her zu marode waren und ein entsprechender Umbau sich nicht rentiert hätte. Des weiteren gab es Pläne, auf dem Gelände ein multikulturelles Bürgerzentrum und eine große Sporthalle zu errichten. Die für dieses Vorhaben veranschlagten Kosten beliefen sich auf ca. 20 Millionen DM, die zu diesem Zeitpunkt in der kommunalen Kasse nicht zur Verfügung standen. Es zeichnete sich ab, daß diese Projekt frühestens 10 Jahre später zu finanzieren sei. Daher reduzierte sich das Konzept vorerst darauf, einen Großteil der Gebäude abzureißen und nur das recht gut erhaltene Hauptgebäude mit dem Spritzenturm und ein Nebengebäude in der angrenzenden Markomannenstraße stehen zu lassen.
Im Januar 1990 nehmen die Autonomen, vertreten durch den Trägerverein ‚das Haus e.V.‘ Verhandlungen mit der Stadt, bzw. der regierenden SPD bezüglich der Nutzung eines Gebäudes der Feuerwache für ein Autonomes Zentrum auf und stellten einen Antrag an die SPD, mit der Bitte, diesen weiterzuleiten.
In zwei Gesprächen mit dem SPD Fraktionsvorsitzenden Ulrich Zolldan und seiner Vertreterin Ursula Schulz wurde von seiten der SPD der Wunsch nach einer politischen Lösung und der ‚Befriedung‘ der Situation geäußert. Als möglicher Nutzer der Feuerwache konnte den Autonomen nur das Nachbarschaftsheim genannt werden, welches aber nur bestimmte Teile des Komplexes benötigte. Dies schien ein erstes, überraschendes Ergebnis der widersprüchlichen Meinungen bezüglich des Autonomen Zentrums zu sein, die sich seit der Räumung der Muno – Fabrik auf kommunaler Ebene aufgetan haben. Unmittelbar nach den Gesprächen wurde jedoch bekannt, daß die SPD Ratsfraktion einen Antrag in die Verwaltung einreichte, in dem sie die Nutzung der abzureißenden Gebäude für die Unterbringung von asylsuchenden Flüchtlingen vorschlug. Des weiteren fing die SPD an, fieberhaft nach Gruppen zu suchen, die ein Interesse an der vorübergehenden Nutzung der Gebäude hätten. Es wurde eine Legitimation gesucht, um dem AZ keine Räumlichkeiten zur Verfügung stellen zu müssen. Daraufhin stellte der Trägerverein ‚das Haus e.V.‘ am 28.5. 1990 erneut einen Antrag an die Verwaltung, ein Gebäude zur Verfügung zu stellen. Die ‚Liste für ein Autonomes Zentrum – AZ‘ formulierte am 30.6. 1990 einen Bürgerantrag, in dem die SPD aufgefordert wurde, ihre versprochene Zusage vom Januar einzuhalten. Als Antwort wurde in einem Brief von der SPD eine lange Liste von Interessenten für die Nutzung der Feuerwache aufgeführt. Außerdem bezog sich der Brief auf den Antrag vom 28.5. 1990 – der Antrag vom Januar wurde also nicht an die Verwaltung weitergeleitet.
Am 29.8. 1990 wurde auf einer Ausschußsitzung für Bürgeranträge über den Antrag des ‚Haus e.V.‘ für den Erhalt des Haus 1 der Feuerwache und die Zurverfügungstellung beraten. Mit den Stimmen von der SPD und den GRÜNEN wurde die Zulassung des Antrags beschlossen. Das Haus 1 war ein kleineres, freistehendes Gebäude neben der Realschule Friedrichstraße, welches weder der Planung der Turnhalle im Weg stand, noch „einen Konkreten Wert für die Stadt darstellt“ (Ulrich Zolldan, Fraktionsvorsitzender der SPD – Wuppertal)
Auf der Stadtratssitzung vom 3.9. 1990 wurde dann mit der Mehrheit von SPD und GRÜNEN dem Erhalt des Haus 1 der Feuerwache zugestimmt. Die Entscheidung über die Nutzung des Gebäudes wurde jedoch in die Ausschüsse vertagt. Auch hier zeichnete sich wider ab, daß die Bemühungen, die Entstehung eines Autonomen Zentrums zu verhindern noch nicht aufgegeben waren. Es gab seitens der Stadt den Hinweis, daß möglicherweise noch andere Standorte für ein AZ außerhalb der Nordstadt in Frage kämen. Für die Autonomen signalisierte dies, daß versucht wurde, sie aus dem Stadtteil, in dem sich die autonome Szene seit Jahren bewegte und in dem es einen gewissen Rückhalt gab zu verdrängen. Sie ließen verlauten, daß dies für sie völlig indiskutabel sei. Der Ausschußsitzung vom 18.9. 1990 lag ein Brief des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes (DPWV) vor, in welchem dieser sich bereit erklärte, als Mittler in der Sache der Vergabe der Räumlichkeiten an ‚das Haus e.V.‘ zu fungieren, indem er als offizieller Mieter des Hauses die Räume an ‚das Haus e..V. untervermieten würde. Die Begründungen für dieses Angebot seitens des DPWV lauteten darauf, daß auch „ ‚unbequemen Bürgern dieser Stadt‘ eine Chance gegeben werden sollte“ und „man solle sich doch an die vor 10 Jahren aufgekommene Kinderladenbewegung erinnern, die sich bis zum heutigen Zeitpunkt auch zu etablierten Einrichtungen entwickelt haben und aus dem jetzigen Stadtbild nicht mehr wegzudenken seien.“ (aus einem Brief des DPWV an die Ausschußsitzung der Stadt Wuppertal vom 18.9. 1990, zitiert nach einer Erklärung von ‚BesucherInnen des AZ‘ zur aktuellen Situation) Der Antrag wurde mit einer Mehrheit verabschiedet und in den Rat der Stadt getragen.
Am 24.9. 1990 beschloß der Stadtrat mit den Stimmen von SPD und GRÜNEN, das Haus 1 für ein Autonomes Zentrum, bzw. dem DPWV zur Verfügung zu stellen.