Soziales Zentrum Avanti lädt vom 06. bis zum 12. April 2015 zu den Freiraumtagen ein:
Vom 06. bis zum 12. April 2015 laden wir zu den Dortmunder Freiraumtagen ein. Wir möchten diese Tage zur Vernetzung mit den vielen Freirauminitiativen im Ruhrgebiet, in NRW und darüber hinaus nutzen. In dieser Woche wollen wir nicht nur mit einem vielfältigen Programm Themen wie Verdrängung, Leerstand und Freiräume diskutieren und auf die Straße tragen, sondern auch eine gemeinsame Aktionsbasis schaffen, die uns allen in Zukunft neue Möglichkeiten für unsere Kämpfe um Freiräume ermöglicht.
Avanti lebt!
Im letzten halben Jahr wurden in der Dortmunder Nordstadt drei leerstehende Häuser besetzt. Bereits bei der ersten einwöchigen Besetzung im August 2014 zeigte sich, dass in der Nordstadt, dem “enfant terrible” der Stadt Dortmund, die Notwendigkeit eines Raums für unkommerzielle Kommunikation, Kultur und Politik besteht. Daraufhin fanden sich Menschen unterschiedlichster Strömungen unter dem Namen “Avanti” zusammen, um die Eigentums- und Leerstandsproblematik öffentlich zu thematisieren und die Freiraum-Frage zu stellen.
Avanti kämpft!
Nachdem die Stadt am 13.03. der „Avanti“-Initiative eine Absage erteilte und den Prozess für gescheitert erklärte, stellt Kim Wegener von „Avanti“ klar: “Nach der Absage der Stadt ist die eigeninitiative Suche nach Räumlichkeiten für das Soziale Zentrum Avanti umso dringender”. Derweil laufen die Planungen zu den Freiraumtagen auf Hochtouren. Die letzten Lücken im Programm füllen sich allmählich und es geht in großen Schritten auf die Kampagnen-Woche zu. Eine Pennplatzbörse wird gewährleisten, dass auch Menschen von ausserhalb gut untergebracht sind, die täglichen Voküs stärken die Aktivist*innen, gemäß dem Motto: „Ohne Mampf, kein Kampf!“. Ein Info-Büro wird die ganze Woche über versuchen, einen Überblick in Dortmund zu behalten und die Leute auf dem laufenden zu halten.
Kommt nach Dortmund!
Kommt zahlreich nach Dortmund und zeigt euch mit dem Kampf um Freiräume solidarisch. Beweisen wir, dass Avanti nicht zwangsweise ein Gebäude, sondern eine lebendige Idee ist!
Halt dich auf dem laufenden: avantizentrum.noblogs.org
Autor: az-wuppertal
Treffpunkt zur gemeinsamen Anreise aus Wuppertal:
28. März 2015 | 08.40 Uhr (pünktlich!) | City-Arkaden (Wuppertal-Elberfeld)
10 Jahre sind eine Frage der Perspektive – Aufruf zur Demo gegen Rechte Gewalt am 28.03.
Am 04. April 2006 wurde Mehmet Kubaşık in seinem Kiosk an der Mallinckrodtstraße in Dortmund ermordet. Die Schüsse auf ihn waren Teil einer Mordserie, die über mehrere Jahre 9 Opfer zählte, und, wie wir heute wissen, von Neonazis verübt wurde, die sich selber „Nationalsozialistische Untergrund“ nannten.
Die Ermittlungsbehörden erkannten den Hintergrund des Mordes nicht, schlossen einen Zusammenhang mit der Dortmunder Naziszene gar aus. Stattdessen ermittelten sie im Umfeld der Opfer und verdächtigten sie der Verstrickung in kriminelle Machenschaften.
Dabei gab es Grund genug, eine Beteiligung von Neonazis zu vermuten. In den 6 Jahren vor der Tat hatte es in Dortmund bereits 4 Morde durch Neonazis gegeben. Gut ein Jahr vor der Tat war der Punker Thomas „Schmuddel“ Schulz in der U-Bahn Haltestelle Kampstraße erstochen worden.
Wir wollen anlässlich der Demonstration zum 10. Jahrestag des Mordes an Schmuddel auch Mehmet Kubaşık gedenken. Wir nehmen die Jahrestage der beiden Morde zum Anlass, gegen Rechte Gewalt zu demonstrieren und allen Opfern der Neonazis – 184 seit dem Jahr 1990 – zu gedenken.
Die Sonne geht über der Mainmetropole Frankfurt auf. Aus der Ferne sieht man schwarze Rauchschwaden über dem Osten der Stadt aufsteigen. Ein beißender Geruch von verbrannten Plastik und Tränengas liegt in der Luft. An allen Ecken der Stadt kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen der Staatsgewalt und vielen Demonstrierenden. Beispielhaft nur eine Situation.
Ein Demonstrationszug läuft auf die Absperrungen der Europäischen Zentralbank (EZB) zu. Parallel greifen weiter hinten Teile der Protestierenden Polizistinnen und Polizisten an, errichten mit Mülltonnen Straßenblockaden und werfen Fensterscheiben ein. An der Spitze des Fingers versucht eine Gruppe Polizistinnen und Polizisten die Protestierenden aufzuhalten, doch ohne Anzuhalten werden die bewaffneten Staatsbeamten weggedrückt. Kurz vor den Absperrungen hält die Demo an und geht nicht in den abgegrenzten Bereich. Ein rot-weißes Absperrband zeigt an, dass ab zehn Metern vor dem mit doppelt Stacheldraht und Betonblöcken gesicherten Hamburger Gitter mit dem Wasserwerfereinsatz zu rechnen ist. Dies unterstreichen auch Lautsprecherdurchsagen der Polizei. Als eine Einheit Polizistinnen und Polizisten versucht die Protestierenden erneut abzudrängen, eskaliert die Situation. Steine und alles was sonst nicht festgebunden ist, wird, von der aufgestauten Wut beschleunigt, den Uniformierten entgegen geschleudert. Nicht lange und das erste Auto brennt. Weitere Polizeifahrzeuge werden für den Schrottplatz vorbereitet. Polizeikleidung und -fahrzeuge bekommen neue Farben. Die Reaktion lässt kaum auf sich warten. Dutzendfach landen Tränengas-Granaten zwischen Protestierenden. Zwischen den aggressiven und den ruhigen Protestierenden. Eine Gaswolke steht über der Straße. Das Atmen wird unmöglich, die Demonstrierenden weichen aus. Die Auseinandersetzungen verlagern sich Richtung Innenstadt. Über viele Stunden folgen Aktionen und Reaktionen.
Doch warum diese krassen Kämpfe zwischen Staat und Protestierenden. Ungefähr 6000 sollen Frühs und Vormittags aktiv gewesen sein. Einige unter ihnen kamen aus Italien und anderen europäischen Ländern. Woher kommt bei vielen die Wut, die sie Steine werfen lässt. Der spanische Europaabgeordnete Miguel Urban berichtet beispielhaft, dass eine Million Spanierinnen und Spanier von der Polizei aus ihren Häusern geräumt wurden. Überprüfen konnten wir die Zahl nicht, aber es gibt 184 Zwangsräumungen. Jeden Tag. Allein in Spanien. Die Verarmung nimmt erschreckende Ausmaße an. Linke Politikerinnen und Politiker, merkt man auf der Pressekonferenz, können viele Zahlen runter beten, die das schreckliche Ausmaß der Verarmung verdeutlichen. Hinter jeder Person, steht aber noch das persönliche Leid. Der verlorene Job, der unbezahlbare Kredit, der gierige Vermieter und die räumende Polizei. Dass dieser persönliche und wirtschaftlich-soziale Abstieg bei vielen zu Unzufriedenheit führt, ist angesichts des Ausmaßes der Verarmung nachvollziehbar. Urban, von der spanischen Bewegung „Podemos“, betont auch, dass die Länder, die Kredite über die Troika bekommen, durch deren Auflagen auch sehr in ihren Handlungsfähigkeit eingeschränkt werden. „Alternative Politiken sind nicht möglich“, betont Urban. Die Programme der EZB würden sich gegen große Teile der europäischen Bevölkerung richten.
Von den militanten Aktionen einiger Protestierender distanziert sich selbst Blockupy. Ähnlich Christoph Kleine von der Interventionistischen Linken (IL), äußerte sich auch Frederic Wester, vom Ums-Ganze-Bündnis: Er habe sich das so nicht vorgestellt. Getrieben von der Kritik aus Politik, Medien und der Frankfurterinnen und Frankfurter, Demoteilnehmende haben sich gewalttätig verhalten. Doch muss, wenn wir über Gewalt sprechen, auch jede Gewalt angesprochen werden. War jede zersplitterte Glasscheibe genauso wie jeder Knüppel- und Tränengaseinsatz gerechtfertigt? Wir sahen blutig geschlagen Demonstrantinnen und Demonstranten. Die Out-of-Action-Zone muss zeitweise überfüllt gewesen sein, so Blockupy-Twitter-Meldungen. Einer von uns musste sich vom Tränengas selbst lange und langsam erholen. Den Filmpirat*innen-Kameramann traf sogar eine gezielter Faustschlag eines Polizisten, der ihn zu Boden gehen ließ. Viele andere Medienvertreterinnen und Medienvertreter mussten auch einige Hiebe einstecken. Um so zynischer klingt die Meldung der Frankfurter Polizei 80 Polizeibeamten seien durch ätzende Reizgase verletzt worden. Nicht verwunderlich, wenn sie dutzende Tränengas-Granaten verschießen und dann ohne Gasmaske durch die Wolke rennen. Zumindest wäre dies eine naheliegende Erklärung.
Nichtsdestotrotz bleiben die Proteste hinter denen in anderen europäischen Ländern zurück. Die sozialen Unruhen in Pariser Vororten, im Gezi-Park oder auf dem Kiewer Majdan haben ganz andere Ausmaße gehabt. Am Abend gab es dann noch eine typische Großstadtdemonstration verschiedenster Gruppen durch die Stadt. 20.000 haben, ohne Auseinandersetzungen, ihren Protest deutlich gemacht. Gleichzeitig scheint es eine verzerrte mediale Wahrnehmung zu geben. Während Tränengasnebel in Istanbul als Frühlingsnebel einer neuen Politik verstanden wurde, sind sie in Frankfurt Zeichen eines „gewaltbereiten Mobs aus ganz Europa“, so Rainer Wendt von der Polizeigesellschaft. Dabei wird verkannt, dass der Protest sich gegen die EZB richtet und nur in zweiter Linie gegen Polizeikräfte. Die EZB, ohne demokratische Legitimation, wird als ein Armutsproduzent Europas wahrgenommen und ist dadurch das Ziel von sozialen Unruhen. Wenn dann mit 1,3 Milliarden Steuergeldern ein riesiger Neubau entsteht und der gefeiert werden soll, dann müssen sich die Banker bewusst sein, dass sie auch eine Einladung zum Protest ausgesprochen haben. Die sozialen Unruhen kamen in die Stadt in denen sie hergestellt wurden.
Martin / Filmpirat*innen (cc-by-nc-sa)
Unsere vergangenen Beiträge zu Blockupy 2013 und M31 2012:
Blockupy: Dutzende Verletzte für Vermummung?
Goldene Kartoffel für Bundespolizei Frankfurt
Blockupy der Europäischen Zentralbank
Blockupy und die radikale Linke
M31 – Europäischer Aktionstag gegen den Kapitalismus in Frankfurt/Main
von www.filmpiraten.org
Am Samstag 14.03.15 gemeinsam auf die Straße für ein gleichberechtigtes, respektvolles und menschenwürdiges Zusammenleben!!
Pegida, das rechte Sammelbecken für Nazis, Rassist*innen, Rechts-Populist*innen, National-Konservative, Fussballschlägern und Stammtischparolendreschern, die seit Monaten gegen eine herbei fantasierte und zusammengelogenen „Islamisierung des Abendlands“ auf die Straße gehen und dabei gegen, eine vermeintliche Lügenpresse, den Islam sowie Muslime/Muslimas im allgemeinen und Geflüchtete hetzen, wollen am Samstag ab 15.00 Uhr rund um den Elberfelder Neumarkt in Wuppertal demonstrieren. Angemeldet wurde das ganze von Pegida NRW.
In sozialen Netzwerken schwadroniert Pegida z.Z. von einer „Generalmobilmachung“, bei der sie die vermeintliche „Freiheit Deutschlands“ verteidigen wollen. Sie erhoffen sich die „größte PEGIDA Kundgebung aller Zeiten in den alten Bundesländern“, ist dort zu lesen. Pegida NRW war zuletzt nur noch mit ca. 50 Rassist*innen in Düsseldorf auf der Strasse und nun wollen sie an diesem Samstag in Wuppertal und zum ersten Mal als konkrete Reaktion auf eine Versammlung von Salafist*innen wieder neuen Schwung bekommen und mobilisieren bundesweit.
Dem wollen wir entschlossen entgegentreten!
Zeitgleich haben auf dem naheliegenden Karlsplatz in Elberfeld die Salafisten / Islamisten rund um Sven Lau / Abu Dujana eine politische Kundgebung von 15.00 bis 18.00 Uhr angemeldet, auf der für islamistische Gefangene gesammelt werden soll, die aber ebenso eine Plattform / ein Rekrutierungsfeld für die Unterstützung und den Kampf um einen islamistischen Gottesstaat in Kriegs- und Krisengebieten weltweit, insbesondere in Syrien und dem Irak, ist. Auf religiöser Ebene erkennen sie lediglich und ausschließlich ihre spezifische fundamentalistische Praxis und Auslegung des Islam als die einzige Wahrheit an und diffamieren bzw. verleumden alle anderen vielfältigen Lebarten und Praxen der Religion des Islam als „ungläubig“.
Dieser islamischer Fundamentalismus muss als Bedrohung für emanzipatorische Prozesse überall auf der Welt verstanden und als solche mit antifaschistischem Selbstverständnis bekämpft werden – auch hier vor Ort und so werden wir am kommenden Samstag auch diese Hetze nicht unwidersprochen lassen. Doch: Widerstand gegen religiösen Fundamentalismus geht nur ohne Rassismus, Sexismus und Homophobie.
Wir treten für gleichberechtigtes, respektvolles und menschenwürdiges Zusammenleben ein und widersprechen jeder Form von Auslebung religiöser oder politischer Praktiken, die mit Menschenverachtung, Diskriminierung, Populismus und Intoleranz einhergeht. Wir rufen in diesem Sinne alle Wuppertaler*innen auf, gemeinsam gegen den angekündigten Salafisten- und Pegida-Auflauf auf die Straße zu gehen!
Wir treffen uns in der Elberfelder Innenstadt:
Achtet in den folgenden Tagen auf Ankündigungen!
facebook.com/wuppertalkeinplatzfuer | Twitter: @Nazisweg
Raise your voice! Your body Your choice – Feministische Inhalte auf die Straße tragen!
All-Gender-Demo mit Frauen* Lesben* Trans* Inter*-Block
Demo am Samstag, den 21. März in Münster
11 Uhr Windthorststraße (gegenüber Hauptbahnhof)
1000-Kreuze – Nicht schon wieder!
Auch im März 2015 werden wieder fundamentalistische Christ*innen1 mit weißen Holzkreuzen bewaffnet durch Münster ziehen, um betend, singend und schweigend ihre Verachtung gegenüber allem auszudrücken, was nicht ihren Normen entspricht. Der von „EuroProLife“ organisierte ‚Gebetszug‘ richtet sich in erster Linie gegen Schwangerschaftsabbrüche und damit gegen das Selbstbestimmungsrecht von schwangeren Personen. In der Kritik stehen aber unter anderem auch Verhütung, Sex vor der Ehe, Homosexualität und queere Geschlechtsidentitäten. Der Kampf um reproduktive Rechte dient als Kristallisationspunkt für eine umfassende konservative Kulturkritik an der Gesellschaft. Durch das Aufgreifen von Themen der Familienpolitik und Sexualmoral und das Schüren von Angst vor dem Aussterben des weißen2 ‚deutschen Volkes‘ werden außerdem konservative bis extrem rechte völkische Gesellschaftsbilder produziert und bedient.
Früher wie heute – neuer Anstrich, gleiche Scheiße!
Christlich-fundamentalistische Gebetszüge wie der „1000-Kreuze-Marsch“ in Münster oder der „Marsch für das Leben“ in Berlin dienen damit auch als Schnittstellen für verschiedene antiemanzipatorische Teilbereichsbewegungen, die sich in der letzten Zeit in Deutschland und anderen europäischen Ländern entwickelt haben und massiven Zuwachs erhalten. Seien es rassistisch-völkische Äußerungen von sogenannten „Bürgerrechtsbewegungen“ wie auf (PE)GIDA-Demos, offene rassistische Gewalt auf HOGESA-Aufmärschen, Hetze gegen sexuelle und geschlechtliche Vielfalt bei Kundgebungen der „Besorgten Eltern“ oder antifeministische und sexistische Argumentationen bei den „Maskulinisten“ – bei all diesen reaktionären Strömungen werden unter Berufung auf sogenannte ‚alte Werte‘ menschenverachtende Inhalte vertreten. Auch wenn die verschiedenen Strömungen nicht über einen Kamm geschoren werden können, soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass an ihnen allen organisierte rechte Strukturen (z.B. PI News, AfD, NPD) beteiligt sind.
Die Mechanismen, mit denen die verschiedenen Strömungen arbeiten, sind erstaunlich ähnlich: Die (rechts)konservativen Aktivist*innen verstehen sich als Opfer der von emanzipatorischen Bewegungen erstrittenen gesellschaftlichen Veränderungen. Sie sehen sich beispielsweise durch die „Homo-Ehe“, die teilweise Anerkennung von Trans*- und Inter*geschlechtlichkeit oder Frauenquoten bedroht. Weiter sehen sie sich bedroht durch geflüchtete Menschen, die angebliche ‚Einwanderung in das deutsche Sozialsystem‘ oder Angehörige nicht-christlicher Religionen.
7. März // 12:30 Uhr: Nazikundgebung gegen Flüchtlinge in Wuppertal-Vohwinkel verhindern!
14. März // 15:00 Uhr: Pegida NRW ihren Wuppertal-Spaziergang versauen!
Bereits am 07. Februar 2015 hielten die Wuppertaler Nazis eine Kundgebung in Wuppertal-Vohwinkel ab. Die Kundgebung fand in unmittelbarer Nähe des noch nicht bewohnten Übergangsheimes für Geflüchtete in der Edith-Stein-Straße statt.
Die zweite Kundgebung der Nazis am 07. März ist im Gegensatz zur Ersten länger im Voraus angekündigt. Bei der ersten Kundgebung hatten die Nazis sich offensichtlich erhofft, von antifaschistischer Gegenwehr unbehelligt hetzen zu können. Aussagen auf der Facebook-Seite der Nazis von „Die Rechte“ Wuppertal deuten darauf hin, dass sie versuchten mit der Polizei eine Absprache zu treffen, damit diese die Nazikundgebung geheim hielt. Dieses Vorhaben ging nicht ganz auf, denn der Termin der Nazikundgebung wurde zumindest kurz vorher noch bekannt.
Im Vorfeld hatten sich die Nazis bis Ende Januar überraschenderweise gar nicht zu der geplanten Unterkunft in Wuppertal–Vohwinkel zu Wort gemeldet. Erst recht kurzfristig zu einer einberufenen Bürger*innen-Versammlung tauchte eine mutmaßlich von den Nazis erstellte Facebook-Seite auf. Unter dem Motto „Nein zum Asylheim in Vohwinkel“ forderten sie auf, die Bürger*innen-Versammlung zu stören. Dieser Beitrag wurde dann wiederrum auf der offiziellen Facebook-Seite von „Die Rechte“ geteilt. Bei der am Dienstag den 03. Februar 2015 stattfindenden Bürger*innen-Versammlung erschien dann tatsächlich auch eine Handvoll Nazis, denen es aber – auch dank antifaschistischer Gegenwehr – nicht gelang, die Versammlung zu stören. Außerdem kann erfreulicherweise festgestellt werden, dass der Grundtenor der gut besuchten Versammlung recht solidarisch gegenüber den Geflüchteten war.
Bei der ersten Kundegebung gegen die Flüchtlingsunterkunft kamen etwa 25-30 Nazis zusammen. Aufgrund der längeren Mobilisierungsphase der Nazis und der aktuellen Ankündigung von Pegida NRW am 14. März durch Wuppertal zu spazieren, ist es möglich, dass sich diesmal etwas mehr braune Hetzer*innen einfinden werden. Immer offensichtlicher ist auch, dass die Wuppertaler Nazis ohne die tatkräftige Unterstützung, besonders der Dortmunder Nazis nichts zustande bringen würden. Wieder wurde die Lautsprecheranlage aus Dortmund geliefert und ca. 15 der Nazis reisten mit dem Zug an. Den Dortmunder Nazis, die sich massiv um eine Kampagne gegen Geflüchtete in Dortmund bemühen, scheint es sehr wichtig zu sein, die geschwächten Nazi-Strukturen in Wuppertal wieder aufzupäppeln. Ein seltsames Spiel wird auch wieder von der Wuppertaler Polizei betrieben. So hielt sie die Veranstalter*innen der Bürger*innenversammlung am 03. Februar davon ab, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und den Nazis den Zutritt zur Bürger*innenversammlung zu untersagen. Laut Polizei dürfe auf einer öffentlich angekündigten Versammlung niemandem der Zutritt untersagt werden, auch wenn diese privat veranstaltet wird. So musste durch die Veranstalter*innen letzlich auf den Trick, die Versammlung für überfüllt zu erklären, zurückgegriffen werden, um den Nazis die Teilnahme an der Versammlung nicht zu ermöglichen. Später nahm die Polizei auf Zuruf von frustrierten Nazis die Personalien einzelner Antifaschst*innen auf, nachdem diese wieder einmal wahlos von den Nazis ausgewählt und angezeigt worden waren. Beim Einsatz rund um die Nazikundgebung war die Wuppertaler Polizei dann so professionell (wie zuvor in ihrer eigenen Pressemitteilung angekündigt) vorbereitet, dass auch stadtbekannte Nazischläger wie z.B. Mike Dasberg fröhlich Naziordner spielen durften.
Die Nazis kündigen bereits an, so lange demonstrieren zu wollen, bis das Übergangsheim für Geflüchtete geschlossen wird. Es ist also sehr zu befürchten, dass die Nazis ab den Moment, ab dem die Flüchtlingsunterkunft bewohnt ist, ihre Hetze noch intensivieren werden. Da weitere Unterkünfte in Wuppertal geplant sind, erhoffen sich die Nazis rassistische Stimmung schüren zu können.
Für den 14. März ist außerdem ein Pegida “Spaziergang” in Wuppertal-Elberfeld angekündigt. Pegida NRW mobilisiert bundesweit, es soll laut der Rassist*innen die bisher größte Pegida-Veranstaltung im Westen der Republik werden. Pegida NRW war zuletzt nur noch mit ca. 50 Rassist*innen in Düsseldorf auf der Strasse und erhofft sich durch das neue Format, nun an einem Samstag und zum ersten Mal als konkrete Reaktion auf eine Versammlung von Salafist*innen wieder neuen Schwung zu bekommen.
„Die Rechte“ mobilisiert bereits auf ihrer Facebookseite für den 14. März. Es ist also davon auszugehen, dass unter anderem dieselben Nazis, die am 07. März in Vohwinkel demonstrieren, eine Woche später versuchen als “Patriotische Europäer” durch Elberfeld zu ziehen, um dort unter dem Vorwand einer vermeintlichen Islamisierung des Abendlandes ihre rassistische Hetze zu verbreiten.
Aus antifaschistischer Sicht gilt es, sich jeder Art von reaktionärer Propagada entgegen zu stellen. Ob rassistische Hetze gegen Menschen muslimischen Glaubens und Flüchtlinge oder eine mörderische Auslegung von Religion, in diesem Falle der islamischen!
Am 07. März in Vohwinkel und eine Woche später am 14. März in Elberfeld!
Sammelpunkt für antifaschistischen Gegenprotest ist unter anderem am 07. März um 12:30 Uhr, falls nicht anders bekannt gegeben, die Ecke Gräfrather Straße/Gustavstraße.
Außerdem veranstaltet die Bezirksvertretung Vohwinkel ab 12:00 Uhr eine Kundgebung unter dem Motto “Vohwinkel ist bunt – Flüchtlinge sind willkommen” vor dem Flüchtlingsheim in der Edith-Stein-Str. 49
Heute lokal – Morgen Frankfurt!
Am 18.3.2015 die EZB-Eröffnung blockieren! Das europäische Krisenregime blockieren, sabotieren und markieren!
Einladung zum Sperrmüllfest und zur Wuppertaler Versammlung „Heute lokal – Morgen Frankfurt“
Wir wollen den diesjährigen Auftakt zur Sperrmüllfest-Saison mit einer Versammlung zu den geplanten Aktionen gegen die offizielle Eröffnung der Europäischen Zentralbank verbinden!
Das Sperrmüllest findet am Vorabend der Sperrmüllabholung auf dem Ölberg statt. Diesmal am 4. März 2015. Auftakt ist um 18:00 Uhr am Otto–Böhne–Platz. Die Versammlung beginnt dann um 19:00 Uhr im Café Stilbruch. Im Anschluss an die Versammlung können wir gemeinsam nach Herzenslust den Sperrmüll sammeln und uns gemeinsam dem Tauschrausch frönen!
Das Sperrmüllfest steht wie immer im Zeichen des freien Sperrmülls und gegen die unverschämten Schikanen von Ordnungsamt und Polizei!
In Wuppertal haben wir viele brennende Themen und Auseinandersetzungen:
Von Stromsperren dürften 2014 wieder Tausende in Wuppertal betroffen gewesen sein. Auch hier arbeiten Tausende für Löhne, von denen kein Mensch vernünftig leben kann. Und wir wissen alle von den vielen Tausenden, die sich in Wuppertals Jobcentern quälen lassen müssen. Währenddessen lassen die Herrschenden einen Prunk-Döppersberg errichten und breiten Primark den (blut-)roten Teppich aus. Die Nazis gehen ihren menschenverachtenden Geschäften nach und machen rassistische Stimmung gegen ein geplantes „Flüchtlingsheim“ in Wuppertal-Vohwinkel.
Aber es gibt auch immer Widerstand:
Aktionen am Jobcenter, Demos gegen die Gewalt an Flüchtlingen und gegen die Verdrängung des AZ’s von der Gathe, Kundgebungen gegen das Freihandelsabkommen TTIP, für Solidarität mit Kobanê/Rojava und viele weitere, kleinere und größere, Aktionen.
Das alles ist gut!
Doch es ist auch sonnenklar, dass trotz aller Bemühungen mehr gehen muss!
Vielleicht auch mehr zusammen?
Unsere lokalen Kämpfe ähneln häufig den in anderen Regionen geführten oder sind gar die gleichen Kämpfe an anderer Stelle. Wir glauben, dass es Zeit ist, sich gemeinsam mit vielen Menschen aus ganz Europa in Frankfurt zu treffen um den Herrschenden ihre zynische Party zur offiziellen Eröffnung der EZB zu versauen und ein deutliches Zeichen des Widerstandes in die Welt zu senden und neuen Schwung und Mut für unsere Kämpfe zu gewinnen!
Wir wollen mit euch die aktuelle Situation in Wuppertal besprechen und euch über die geplanten Aktionen rund um den 18. März in Frankfurt informieren.
Mittwoch, 4. März 2015 | ab 18:00 Uhr: Sperrmüllfest – Otto–Böhne–Platz | 19:00 Uhr: Versammlung „Heute lokal – Morgen Frankfurt“ – Café Stilbruch (direkt am Otto–Böhne–Platz)
Refugees Welcome! – Kein Platz für Nazis!
Keine Nazikundgebung am 07. Februar in Wuppertal-Vohwinkel!
Am Samstag, den 07. Februar 2015, haben die Nazis von „Die Rechte“ von 13:00 bis 18:00 Uhr eine Versammlung in der Edith-Stein-Str./ Ecke Gustavstr. angemeldet.
Unter dem widerlichen Motto „Nein zum Heim“ wollen sie gegen das geplante Flüchtlingswohnheim in Wuppertal-Vohwinkel aufmarschieren.
Da die Nazis eine Versammlung für 50 bis 80 Teilnehmer*innen angemeldet haben, kann davon ausgegangen werden, dass auch „Die Rechte“ aus Dortmund und Hamm anreisen werden, um gegen die Flüchtlinge zu hetzen. Beide Kreisverbände der Rechten gingen aus den 2012 verbotenen Nazigruppierungen „Nationaler Widerstand Dortmund“ und der „Kameradschaft Hamm“ hervor. Gerade die Dortmunder Nazis um Dennis Giemsch, Michael Brück und Lukas Bals unterstützen die Wuppertaler Nazis bei ihren lokalen Hetz-Aktionen und sind für ihre gewaltsamen, rassistischen Übergriffe und Bedrohungen gegen Journalisten*innen und Antifaschisten*innen bekannt [1]. Erst im Dezember 2014 skandierten die Dortmunder zusammen mit den Wuppertaler Nazis Parolen in denen sie den vom NSU in Dortmund ermordeten Mehmet Kubaşik und den vom Dortmunder Nazi Sven Kalin ermordeten Punker Thomas „Schmuddel“ Schulz verhöhnten. [2]
Seit Ende Januar 2015 hetzen die Nazis bereits im Internet über Facebook konkret gegen die Unterbringung von Geflüchteten in Vohwinkel. Letzten Dienstag kam es dann am Rande einer Bürger*innen-Versammlung, bei der besprochen wurde wie die bald ankommenden Geflüchteten unterstützt werden können, zu Bedrohungen der Besucher*innen durch die Nazis Mike Dasberg (verurteilt wegen schwerer Körperverletzung auf dem Vohwinkler Flohmarkt [3]), Daniel Borchert, Paul Breuer (Angeklagter im §129-Verfahren gegen das Aktionsbüro Mittelrhein [4]) und Kevin Koch (Angeklagter im „Cinemaxx-Überfall-Prozess“ [5]) .
Lassen wir den Nazis keinen Platz in Vohwinkel!
Üben wir wichtige und ernsthafte Solidarität mit den Geflüchteten!
Die Polizei hat den Nazis den Platz direkt vor der Kirche in der Edith-Stein-Straße überlassen. Hier wollen sie ihre Versammlung abhalten.
Kommt alle um 12:00 Uhr nach Vohwinkel und lasst es nicht zu, dass die Nazis ihre widerlichen Parolen und Ihre Hetze öffentlich verbreiten können!
“Erinnern heißt handeln!” (Esther Bejarano)
70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz – Holocaust-Gedenktag in Wuppertal 2015 – Gedenktag für alle Opfer des Nationalsozialismus.
Gedenkrundgang zum 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz
27.01.2015 | 17:00 Uhr | S-Bahnhof Wuppertal-Steinbeck
Wir treffen uns zum Gedenkrundgang durch die Elberfelder Südstadt um 17:00 Uhr am Deportations-Mahnmal am S-Bahnhof Steinbeck.
Mit dabei wird auch die ehemalige Partisanin Fania Branzowskaja sein.
Kommt bitte – wenn möglich – in Gruppen! Naziprovokationen werden nicht geduldet…
Thematisch geht es u.a um die Wuppertaler Deportationen, die vom Steinbecker Bahnhof abgingen, um den jüdischen Widerstandskämpfer Yzchok Gerzst, der kurz vor der Befreiung von Auschwitz auf dem Todesmarsch Richtung Westen ermordet wurde, um die Sozialdemokratin Maria Runkel, die an der Blumenstraße die Kneipe “Zum Reichsbanner” betrieb und im Kampf gegen die Nazis in der Südstadt breite und militante Bündnisse schloss und zur Not auch ihre Pistole unter der Theke hervorholte. Und wir wollen an Paul Paetzel erinnern, der als Schwuler von den Nazis verfolgt wurde. 1942 wurde er im KZ Sachsenhausen im Alter von 26 Jahren nach nur etwa zwei Monaten ermordet. Zum Abschluss wollen wir zum ehemaligen Wohnhaus von Joseph Goebbels in der Holzerstrasse gehen…
Begegnung mit der Partisanin Fania Branzowskaja (Vilnius, Litauen)
27.01.2015 | 19:30 Uhr | Citykirche Wuppertal-Elberfeld
Musikalische Umrahmung mit Roswitha Dasch und Katharina Müther – Die Moderation übernehmen Roswitha Dasch und WIR-gegen das Vergessen
Fania Branzowskaja ist eine der letzten noch lebenden Zeug_innen der Shoah in Litauen. Sie war 19 Jahre alt und wollte Lehrerin werden, als die Wehrmacht am 22. Juni 1941 in ihre Heimatstadt Vilnius einfiel, das auf Jiddisch Wilne heißt und bis dahin als „Jerusalem des Nordens“ galt.
Sie wurde Zeugin von Pogromen, der Errichtung der beiden Ghettos und fortlaufenden „Aktionen“, in deren Folge die Deutschen zehntausende jüdische Männer, Frauen und Kinder im nahen Paneriai (jiddisch: Ponar) durch litauische Kollaborateure erschießen ließen.
Unter dem Eindruck der Verbrechen schloss sich Fania Branzowskaja1942 der jüdischen Widerstandsgruppe Fareinikte Partisaner Organisatzije (FPO) an. Sie agitierte für diese, „organisierte“ Lebensmittel und half, Waffen ins Ghetto zu schmuggeln, nachdem die FPO-Führung entschieden hatte, einen Aufstand vorzubereiten. Als Mobilisierungsparole wurde „Liza ruft!“ vereinbart, eine Reminiszenz an Liza Magun, eine Meldegängerin der FPO, die die Deutschen erschossen hatten.
Als die Deutschen am 23. September 1943 begannen, auch das sog. große Ghetto zu liquidieren, ließ die Leitung der FPO den Aufstandsplan fallen, um kein Blutbad auszulösen, und wies ihre Mitglieder an, sich zu den Partisan_innen durchzuschlagen, die in den großen Waldgebieten östlich und südlich von Vilnius operierten. Fania Branzowskaja entkam in letzter Minute zusammen mit ihrer Kameradin Doba Develtof. Ihre Eltern und ihre kleine Schwester musste sie zurücklassen – diese wurden von den Deutschen verschleppt und später ermordet.
Bei den Partisan_innen erlernte Fania Branzowskaja den Umgang mit Schusswaffen und Sprengstoff und führte verschiedene Sabotagemissionen aus. Im Juli 1944 beteiligte sie sich mit ihrer Einheit an der Befreiung von Vilnius durch die Rote Armee.
Fania Branzowskaja, geborene Jocheles, war die einzige ihrer Familie, die die Shoah überlebt hatte. Sie heiratete Mikhail Branzowski, an dessen Seite sie gekämpft hatte, und engagierte sich beim Wiederaufbau Litauens unter sowjetischer Führung. Nach dem Tod ihres Mannes 1985 und dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde ihr das Gedenken an die Shoah und den Widerstand gegen die deutschen Besatzer zur Lebensaufgabe.
Heute ist Fania Branzowskaja 92 Jahre alt und lebt in einer kleinen Hochhauswohnung. Sie hat zwei Töchter, von denen eine nach Israel ausgewandert ist. Dreimal in der Woche betreut sie die Bibliothek des Jiddischen Instituts der Universität in Vilnius. Drei weitere Tage engagiert sie sich im Zentrum der Jüdischen Gemeinde.
Verein zur Erforschung der sozialen Bewegungen im Wuppertal e.V.
In Kooperation mit dem Verein „Mizwa – Zeit zu handeln“ und der Citykirche Wuppertal-Elberfeld.
Terminübersicht
25.01.2015
16:00 | Citykirche Elberfeld | “Todesanzeigen oder Nachrufe verboten.” Deserteure und Fahnenflüchtlinge in Wuppertal
27.01.2015 – 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz – Holocaust-Gedenktag in Wuppertal
17:00 Uhr | Treffpunkt am Deportations-Mahnmal am S-Bahnhof Steinbeck
Gedenkrundgang
19:30 Uhr | Citykirche Elberfeld
Begegnung mit der Partisanin Fania Brancovskaja (Vilnius, Litauen)
Musikalische Umrahmung mit Roswitha Dasch und Katharina Müther – Die Moderation übernehmen Roswitha Dasch und die Erinnerungswerkstatt.
19:00 Uhr | Börse
Szenische Lesung des Exil-Dramas »Professor Mamlock« des jüdischen Schriftstellers Friedrich Wolf
30.01.2015
17:00 Uhr | Lichthof Rathaus Barmen
Eröffnung der Neofaschismus in Deutschland – Ausstellung
03.02.2015
19:30 Uhr | Stilbruch, Otto Böhne-Platz Wuppertal-Elberfeld
Otto Weidt und sein Berliner Netzwerk zur Rettung verfolgter Juden in der Zeit des Nationalsozialismus.
Veranstaltung mit dem Historiker Robert Kain (Berlin)
12.02.2015
19:00 Uhr | Gemeindesaal der Johanneskirche am Friedenshain
Deutsche Sinti und Roma: Als Minderheit anerkannt, von der Mehrheit abgelehnt? Jacques Delfeld, Referatsleiter für Antirassismusarbeit am Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg
28.02.2015
15:00 Uhr | Treffpunkt Haltestelle „Obere Rutenbeck“/Küllenhahnerstr.
Gedenk-Wanderung zum 70. Jahrestag des Burgholz-Massakers
22.03.2015
14:00 Uhr | Mirker Bahnhof
Vergessene Orte – Nordbahn-Trassen-Fahrradtour auf den Spuren der NS-Zeit
20.01.2015, München // 9 Uhr Aktionstag vor dem OLG, 17.30 Uhr Bundesweite Demonstration
Die Keupstraße ist bekannt als florierende Geschäfts- und Wohnstraße der „türkischen Community“ in Köln – weit über die Stadtgrenzen hinaus. Am 9. Juni 2004 explodierte dort eine vom „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) gezündete Nagelbombe. Dieser Anschlag sollte in der Straße möglichst viele Menschen töten und verletzen sowie ihre Geschäfte und Häuser zerstören. Nur durch glückliche Zufälle gab es dabei keine Todesopfer.
Das Attentat auf die Keupstraße ist Teil der Mord- und Anschlagserie des NSU und offenbart ihre rassistische Logik. Die vom Bombenanschlag in der Kölner Probsteigasse betroffene deutsch-iranische Familie sowie die Opfer der NSU-Mordserie Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık und Halit Yozgat, haben sich mit ihren Familien ökonomisch gefestigte Existenzen in der Bundesrepublik aufgebaut. Ihre Biografien zeugen von einer gesellschaftlichen Realität, in der migrantisches Leben ein historisch gewachsener, prägender und dauerhafter Bestandteil ist. Gerade für diese Perspektive steht die Keupstraße symbolisch. Und genau dieser Perspektive galt der NSU-Terror.
Lange wurde der rassistische Hintergrund auch von linken und antirassistischen Gruppen nicht zur Kenntnis genommen. Dabei zeigt uns der Bombenanschlag auf die Keupstraße deutlich, wie der tödliche Rassismus von Neonazis im Zusammenspiel mit staatlichen Ermittlungsbehörden, Geheimdiensten, Medien und Öffentlichkeit in der gesamten NSU-Mordserie funktioniert hat. Die rassistischen Morde und Anschläge fanden durch die Verfolgung der Behörden ihre Fortsetzung: Bis zur Selbstenttarnung des NSU im Jahr 2011 ermittelten sie in erster Linie gegen die Opfer sowie deren Angehörige und deren Umfeld. Das Wissen und die Perspektiven der Betroffenen ignorierten sie ebenso wie deutliche Indizien für eine rassistische Tatmotivation. So kann zu Recht behauptet werden: „Staat und Nazis – Hand in Hand“. Die Medien und die Öffentlichkeit flankierten dieses Bündnis mit dem Gerede von „kriminellen Ausländermilieus“ und „Dönermorden“. Diese Opfer-Täter-Umkehrungen sind keine Ausnahmefälle: Betroffene rassistischer Gewalt stehen immer wieder – so haben es auch die Anschläge von Lübeck, Mölln und Hattingen gezeigt – im Fokus der Verdächtigungen. Für Gerechtigkeit und Aufklärung müssen sie gegen politischen, juristischen und gesellschaftlichen Widerstand kämpfen.
Vor diesem Hintergrund hat sich in Köln die Initiative „Keupstraße ist überall“ gegründet, um in Vorbereitung auf die Verhandlungstage im NSU-Prozess in München aktiv zu werden. In vielen weiteren Städten haben sich ebenfalls Gruppen und Initiativen zusammengefunden, um den NSU-Komplex aufzuklären, seine gesellschaftliche Dimension sichtbar zu machen und die Betroffenen des rassistischen Terrors solidarisch zu begleiten. Gemeinsam mobilisieren wir nun nach München, um Solidarität mit den mehr als 30 Nebenkläger_innen und Angehörigen der Opfer zu demonstrieren. Wir protestieren gegen ihre jahrelange rassistische Ausgrenzung und Diskriminierung und fordern eine schonungslose Aufklärung: Wer gehört(e) alles zum NSU? Wie viel Staat steckt in ihm und welche Rolle spielen Politik, Polizei und Geheimdienste?
Deshalb brauchen wir die Unterstützung von allen gesellschaftlichen Gruppen, denen bewusst ist, dass der Gerichtsprozess alleine nicht ausreichen wird, um die Geschichte der Mord- und Anschlagserie und die jahrelangen Drangsalierungen der Betroffenen und Angehörigen aufzuklären und die Ursachen des rassistischen Terrors zu beseitigen. Mit einem Aktionstag (am Tag X) sowie einer dauerhaften Anwesenheit während der gesamten Verhandlung der Keupstraße wollen wir mit Vielen vor und im Gericht ein sichtbares Zeichen setzen! Jahrelang wurden die Betroffenen aus der Keupstraße und die Opferangehörigen in ganz Deutschland terrorisiert. Jetzt ist der Moment gekommen, geschlossen und unmissverständlich in München unserer Wut und Empörung Ausdruck zu verleihen.
Der NSU hat sein Ziel nicht erreicht: Migrantisches Leben ist eine Realität in Deutschland, die weder durch rassistischen Populismus, noch durch Bomben- und Mordanschläge ausgelöscht werden kann. Sie ist integraler Bestandteil einer Gesellschaft, die sich nicht durch Terror spalten lässt. Die Keupstraße geht in die Offensive: Sie ist heute ein Ort, an dem rassistischer Terror angeklagt wird und solidarische Bündnisse geschmiedet werden. In diesem Sinne: Keupstraße ist überall.
Am Ende des ersten Verhandlungstages zu dem Attentat in der Keupstraße, am 20.1.2015, werden wir gemeinsam in München demonstrieren. Vor dem Gerichtsgebäude wird ab 9 Uhr eine Dauerkundgebung stattfinden. Ab 17.30 Uhr demonstrieren wir vom Gerichtsgebäude in der Nymphenburgerstraße bis zum Karlsplatz/Stachus. Nach der Demonstration ist ein Treffen aller Beteiligten in den Räumen von Werkmünchen an der Dachauerstraße 114 (Trambahn-Haltestelle Leonrodplatz) geplant.
Bundesweites Aktionsbündnis „NSU-Komplex auflösen!“
www.facebook.com/keupstrasseistueberall | www.twitter.com/keupstrasse
Initiative Keupstraße ist überall: http://keupstrasse-ist-ueberall.de