Hallo,
hiermit wollen wir euch herzlich zur 5. Vollversammlung für autonome Politik in NRW einladen. Stattfinden wird sie am 27.03. um 12.00 Uhr im Autonomen Zentrum in Mülheim.
Dass es sich hierbei bereits um die fünfte AVV handelt, ist für uns durchaus erwähnenswert. Ohne ein vorzeitiges Resümee ziehen zu wollen, finden wir es mehr als erfreulich, dass sich nach fast einem Jahr seit der ersten AVV eine Teilnehmer_innenzahl von knapp unter 100 Personen etabliert hat.
Wir wollen uns dieses Mal vor allem unserer eigenen Demonstrationspraxis widmen. Hierzu möchten wir in großer Runde Erfolge und Misserfolge reflektieren, um einen Blick dafür zu gewinnen, wo und wie es uns möglich ist, politisch handlungsfähig zu sein. Hierzu wollen wir nicht, wie es allzu schnell passiert, nur bundesweite Großereignisse wie etwa den Castor oder den Naziaufmarsch in Dresden ins Auge fassen, sondern vielmehr unseren Fokus auf NRW legen.
Da es auch neben der vordergründigen „Action“ auch noch zahlreiche andere Dinge zu erledigen gibt, wollen wir uns auch mit jenen Gruppen und Ansätzen beschäftigen, die sonst nicht so im Rampenlicht stehen, wie z.B. der EA, Out of Action, oder die Demo-Sanis.
Bisheriger Zeitplan:
12.00 – 13.00 Uhr: Ankommen
13.00 – 16.00 Uhr: Verschärfte Demo- Situation und neue autonome Strategien
PAUSE: Essen von und mit food not bombs aus Bochum
17.00 – 19.30 Uhr: Gemeinsam planen und organisieren: Als AVV handlungsfähig werden!
Nach der AVV ist die Kneipe offen.
Nachdem wir auf der letzten AVV besprochen haben, dass es schade ist, wenn bei den letzten Diskussionen nahezu die Hälfte der TeilnehmerInnen schon auf dem Weg nach Hause ist, war es allgemeiner Wunsch, pünktlich anzufangen und sich vorsichtshalber etwas mehr Zeit zu nehmen. Themen, die am Ende kommen, sind nicht unwichtiger!
Und damit es keiner vergisst: In der Nacht von Samstag auf Sonntag wird die Zeit umgestellt, und zwar um eine Stunde vor. D.h. es ist 13 Uhr, wenn es ohne Zeitumstellung 12 Uhr wäre.
Kommt pünktlich!!!
Weitere inhaltliche Vorschläge oder Ergänzungen an: avvnrw (@) riseup.net
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Diskussionspapier: Verschärfte Demo-Situation und neue autonome Strategien
Unsere Diskussion basiert auf zwei zentralen Einschätzungen:
1. Wir sehen uns bei offen mobilisierten Demonstrationen einem stetig wachsendem Repressionsdruck gegenüber. Die „Kräfteverhältnisse“ kippen zu unseren Ungunsten, was die „Durchsetzung“ unsrer Demonstrationsziele immer schwieriger werden lässt.
2. Trotz steigender Grundskepsis gegenüber dem Konzept „öffentliche Demonstration“ und trotz diverser Versuche etwas anderes zu etablieren, ist es uns in den letzten Jahren nicht gelungen, Ausdrucksformen für unseren Widerstand zu finden, die diesem in seiner Breite gerecht werden. Deshalb können wir es uns nicht „leisten“ Demonstrationen als Aktionsfeld aufzugeben.
Demonstrationen bleiben eine der besten Möglichkeiten auch nicht- oder schwach organisierte Leute in Protest und Widerstand einzubinden < Kleingruppenkonzepte sind aus der Sache heraus eher bereits organisierten Leuten vorbehalten.
Probleme:
Im Vorfeld angekündigte Demos geben der Polizei viel Zeit sich auf die Situation einzustellen. Immer öfter werden die gewünschten Routen von der Polizei im Vorfeld abgelehnt / verboten. Zum Klagen fehlt oft Zeit, Geld, Nerv oder Kompetenz und der Ausgang ist völlig offen. Viele Gerichte teilen die Gefahreneinschätzung der Polizei.
Die stattfindenden Demos werden mit immer restriktiveren und absurderen Auflagen überzogen. Statt sich über die Berechtigung von passiver Bewaffnung und Seilen in den Transpis zu streiten, geht es heute oft darum ob es Seitentranspis überhaupt geben darf oder das Mitführen eines „Erste Hilfe Packs“ ein Indiz für Gewaltbereitschaft ist.
Aufgrund negativer Zahlenverhältnisse, bei denen oft mehr Polizist_innen als Demonstrant_innen anwesend sind, werden Demos oft zu frustrierenden Wanderkesseln, die dann eventuellen Eingriffen durch die Polizei wenig entgegenzusetzen haben.
Das meist ununterbrochene Abfilmen durch die Polizei inklusive Echtzeitauswertung tut sein übriges.
Zu den von außen herangebrachten Problemen gibt es aber auch interne:
Durch die technische Entwicklung diverser neuer Medien und eine gesellschaftliche Veränderung im Umgang mit persönlichen Daten kann heute jede_r zweite mit dem Handy eine Demo von innen filmen und online stellen (o.ä) und leider wird dies auch gemacht.
Dazu bleiben allzu oft auch die Inhalte hinter unseren Ansprüchen zurück, wenn ganze Demospitzen in Fussballmelodien Tiraden über Hurensöhne und Inzestnazis von sich geben.
Trotzdem halten wir Demos für einen wichtigen Teil unserer politischen Arbeit.
Unsre Hoffnung besteht darin eine Demokultur zu finden, die ausgehend von den Zielen und den Wünschen an eine Demo ihren praktischen Rahmen bestimmt und sich entsprechend verhält. Geht es um Masse und Öffentlichkeit oder vielleicht auch um Spontanität, Schnelligkeit oder sogar praktische Ziele? Weiter müssen wir uns am besten bereits im Vorfeld damit befassen wie wir reagieren, wenn uns die Gegenseite zu sehr einschränkt. Wo ist der Punkt erreicht, an dem ein Festhalten an der ursprünglichen Planung keinen Sinn mehr macht? Unter welchen Umständen sind wir nicht mehr bereit zu demonstrieren? Können wir an diesem Punkt schnell und produktiv auf einen Plan B umschalten, der vielleicht noch weniger gewollt ist (z.B. out of control o.ä.)? Wie können wir dafür sorgen, dass unsere Planungen besser koordiniert sind und auch spontane Änderungen noch ausreichend Leute erreichen („neue Medien“)?
Da unser Verhalten natürlich immer wieder zu allen möglichen Formen der Repression führen kann, halten wir den Aufbau / Erhalt eigener regionaler EA Strukturen sowie von Gruppen wie „out of action" für wichtig, da Solidarität immer wieder auch noch lange nach den einzelnen Demonstrationen notwendig ist.
Wir würden uns freuen, wenn wir am 27. 3. an und über diesen Text diskutieren können. Dafür wäre es sinnvoll, wenn ihr ihn in euren Gruppen schon mal vordiskutiert.
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