10 Jahre Verfassungsschutz-Spitzel gegen die linke Szene in Wuppertal und Solingen.
Einladung zu einer Kampagne bis zur Auflösung des Verfassungsschutzes
Liebe Freund*innen und Genoss*innen,
Wir haben euch im Juni 2020 mitteilen müssen, dass Jan (Johannes) Pietsch als V-Mann des Verfassungsschutzes von Juni 1989 an bis Ende Januar 1999 auf unsere Strukturen in Wuppertal und seit dem Solinger Brandanschlag vom 29. Mai 1993 auch auf die linken Strukturen in Solingen angesetzt war. Er hat für den VS-NRW und den Wuppertaler Staatsschutz spioniert. Er hat sich 10 Jahre lang in zahlreiche politische Strukturen, persönliche Beziehungen und sogar in Familien eingeschlichen und die persönlichsten Lebensgeschichten der politisch engagierten Menschen in unserer Region in zahllosen Einzelfällen an den VS verraten. Mit wechselnden Aufträgen hat er uns als Spitzel im Auftrag des Staates willkürlich ausgekundschaftet und beschlichen, behorcht und belauert, beschattet und beschissen.
Unsere komplette Erklärung findet ihr unter: http://antifacafewuppertal.blogsport.eu/archives/1427
Wir sind sehr nachtragend…
Diesen Angriff auf uns und unsere Strukturen wollen wir auch nach über 20 Jahren nicht unbeantwortet lassen.
Zum einen, weil die Verantwortlichen des Geheimdiensteinsatzes gegen uns, bisher ungestört ihre staatliche Pensionsleistungen verzehren. Zum anderen haben die Geheimdienstoperationen gegen die linke Szene nie aufgehört. Gleiches gilt für die Operationen des VS zum Schutze von Nazistrukturen. Wir werden die verhängnisvolle Rolle von VS-Spitzel Bernd Schmitt im Zusammenhang mit dem Solinger Brandanschlag nie vergessen. Genauso wenig wie die zahllosen V-Männer, die das Umfeld des NSU erfolgreich infiltriert hatten, aber keinen der Morde verhindert haben.
Wir laden daher zu einer gemeinsamen Kampagne gegen den Verfassungsschutz ein. Ein Kristallisationspunkt soll dabei der 29. Mai 2021, der 27. Jahrestag des Solinger Brandanschlags sein. Wir möchten Euch in den nächsten Monaten auf eine Zeitreise in die 90iger Jahre mitnehmen. Wir werden uns die vom VS infiltrierten und geförderten Nazistrukturen wie die NF und Hak Pao, aber auch die zahlreichen Opfer rechter Gewalt der Neunziger nochmal genauer anschauen. Wir wollen bis zum 29. Mai 2021 die beiden Themen: Verfassungsschutz gegen die linke Szene und Verfassungsschutz als Unterstützer von Nazistrukturen bearbeiten und in einer gemeinsamen „Kampagne bis zur Auflösung des Verfassungsschutzes“ bündeln.
Zum einen wollen wir auf Veranstaltungen, in Filmen und Podcasts berichten, was uns in den 90igern mit dem VS-Spitzel Jan Pietsch passiert ist und diskutieren, wie wir mit solchen Infiltrationen in der Zukunft umgehen können. Wir möchten Erfahrungen aus anderen Städten hören und in eine lebendige Diskussion kommen.
Zum anderen ist die Unterwanderung und Unterstützung der Nazistrukturen durch VS und Staatsschutz heute nicht ungefährlicher geworden. Die Berichte über „Einzelfälle“ reißen nicht ab. Schon lange müssen wir von Nazi-Strukturen auch in den Sicherheitsorganen ausgehen.
Wir laden daher dazu ein, in den nächsten Monaten den politischen Druck auf die Geheimdienste und ihre (polizeilichen) Unterstützer und gleichzeitig den Kontakt zu den Betroffenen faschistischer Gewalt zu suchen und die Solidarität zu verstärken. Gestartet sind wir am 13. November 2020 mit einem Gedenkaktion für Karl-Hans Rohn, der vor 28 Jahren in Wuppertal von Nazis, die in der Nationalistischen Front (NF) organisiert waren, brutal zusammengeschlagen und mit Schnaps angezündet wurde. Karl Hans Rohn starb nur wenig später beim Transport nach Venlo, wo die Mörder seine Leiche aus dem Auto warfen.
Am 27. Dezember 2020 möchten wir vor dem Neusser Amtsgericht an den Duisburger Sahin Calisir erinnern. Am 27. Dezember 1992 hatten der Solinger Nazihooligan Klaus Evertz und Lars Schoof von Hak Pao mit ihrem Auto auf der A 57 „Jagd auf Ausländer“ gemacht. Sie versuchten ein Auto mit türkischen Menschen zu rammen. Der Fahrer Sahin Calisir sprang in Panik aus dem Auto und wurde von einem nachfolgendem Auto überfahren und getötet. Der Fahrer Evertz, bereits als rechter Hooligan einschlägig vorbestraft, erhielt nur 15 Monate Haft.
Wir planen zudem eine Reihe von Veranstaltungen und politischen Initiativen bei den direkt Verantwortlichen. Z.B. bereiten für den 27. Jahrestag des Solinger Brandanschlags eine Tagung, eine Gedenkveranstaltung in Solingen und einen anschließenden Autokorso vor, der uns Betroffene des Verrats von der Haustür von Jan Pietsch zu den Häusern der Staatsschützer Udo Stürmer und Hans-Peter Meinecke, vor das Haus des V-Mann-Führers „Hans“ und zu den Häusern des VS-Leiters Fritz-Achim Baumann und des Innenministers Herbert Schnoor führen wird.
Die Wahrheit wird uns nicht davon laufen!
Nichts und Niemand ist vergessen!
„Bei uns hieß er Jan Pietsch!“ 10 Jahre Verfassungsschutz-Spitzel gegen die linke Szene in Wuppertal und Solingen. Kampagne bis zur Auflösung des Verfassungsschutzes
Autonome Antifaschist*innen aus den Neunzigern – Herbst 2020 im Bergisches Land
Für weitere Informationen und zur Kontaktaufnahme steht folgende E-Mail-Adresse zur Verfügung: carolinagross@riseup.net