FelS-Intersol, 20.12.2003
Als Kämpfer und Kämpferinnen der bis dato unbekannten EZLN (Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung) in der Nacht vom 31. Dezember auf den ersten Januar 1994 im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas mehrere Bezirkshauptstädte und das regionale Zentrum San Cristobal militärisch besetzten, war das Staunen groß. Seitdem wird von Seiten der EZLN versucht, mit ihren eigenen Inhalten politisch und medial zu intervenieren, während die Regierung die Militarisierung der Region fortsetzt und paramilitärische Gruppen die zapatistische Basis terrorisieren.
Kategorie: Weltweit
Als drittgrößeter Oelkonzern der Welt kann sich ChevronTexaco mit einer Reihe von “Leistungen” brüsten. Besonders augenscheinlich ist die soziale und ökologische Bilanz, die der Konzern nach über 20 Jahren Taetigkeit in Ecuador hinterlassen hat: Riesige zerstörte Waldflächen und weitflächige Kontamination, mit Krankheiten geplagte Gemeinden …
CLEAN UP, PAY UP and NEVER COME BACK!
Als drittgrößeter Oelkonzern der Welt kann sich ChevronTexaco mit einer Reihe von “Leistungen” brüsten. Besonders augenscheinlich ist die soziale und ökologische Bilanz, die der Konzern nach über 20 Jahren Taetigkeit in Ecuador hinterlassen hat: Riesige zerstörte Waldflächen und weitflächige Kontamination, mit Krankheiten geplagte Gemeinden und entwurzelte Indigena-Stämme…
All das lässt sich mit Geld nicht aufrechnen oder wieder gutmachen, doch zumindest stellt eine Strafe etwas Genugtuung fuer die Opfer dar. Die geschätzen Schäden bewegen sich in Milliardenhöhe, doch bis heute wartet die betroffene Bevölkerung auf Entschädigung.
Die folgende Übersetzung eines Textes der ecuadorianischen Gruppe Accion Ecologica gibt nähere Auskünfte über die Verbrechen, die ChevronTexaco an dem Regenwald Ecuadors und seinen Bewohnern begangen hat.
CocaCola: wieder ein Mord
Die kolumbianische Gewerkschaft SINALTRAINAL ( http://www.sinaltrainal.org) gibt einen weiteren Mord an einem ihrer Aktivisten bekannt:
Am 03.12.2003 wurde Jesus Rojas Castaneda erschossen. Zeugin des Attentates war eine ihn begleitende Companera.Er war der Bruder der Frau des Gewerkschaftsführers Juan Carlos Galvis; Vicepräsindent von SINALTRAINAL; Präsident des sektionellen Komitees der vereinigten ArbeiterInnengewerkschaft ; CUTund selbst Coca Cola Arbeiter in der Konzernniederlassung von Barancabermeja.Sein Schwager Galvis war erst am 22.Augus t03 nur knapp einem Anschlag auf sein Leben entronnen.
Mit diesem weiteren Attentat sind 8 Gewerkschaftsführer von SINALTRAINAL ermordet worden oder „verschwunden“.
Die Gewerkschaft klagt Coca Cola – Kolumbien der fortlaufenden Repressionen und Erpressung an; ebenso wie illegaler Geschäftsaufgaben und Neueröffnungen in den Städten Montería, Cartagena, Valledupar, Cúcuta, Barrancabermeja, Villavicencio, Pereira wodurch es zu einer Welle von Entlassungen kam . Zusätzlich gab es in den letzten Tagen ( ! ) starken offensiven Druck auf gewerkschaftliche- sowie soziale AktivistInnen und ihre Familien in Kolumbien.
Diese Lage entlarvt die Politik der Regierung Alvaro Uribes unter Einbindung des Paramilitärs als eine Politik der Vertuschung und der Rechts-Straflosigkeit
Die Gewerkschaft fordert ein mal mehr den Schutz der Leben und die Integrität der AktivistInnen und aller MitgliederInnen der sozialen-und gewerkschaftlichen Organisationen.
( Im argentinischen Netz steht dazu der Kommentar: “ Coca Cola ist eine Pest – und, wievielen Linken schmeckt sie , eh? Redet mit den Müttern “ )
http://argentina.indymedia.org/news/2003/12/157260.php
Sinaltrainal@sinaltrainal.org
am 26. November 2003 wurden die Gefangenen von Thessaloniki entlassen. Die Anklagen bleiben allerdings weiterhin bestehen, sie dürfen das Land nicht verlassen und unterliegen der Meldepflicht.
Kommunique` der Asamblea/Versammlung zur Unterstützung der Gefangenen von Thessaloniki
Madrid,29.Nov.03:
die Aufrechterhaltung der solidarischen Unterstützung ist weiterhin unbedingt nötig ! Castro/Souleiman Dackdouck kann jeden beliebigen Moment abgeschoben werden! Die Forderung nach politischem Asyl muss weiterhin international unterstützt werden
Von der Notwendigkeit einer klassenkämpferischen Praxis für die Linke
(Sozial-AG von Fels)
Seit einigen Jahren ist Kapitalismuskritik wieder en vogue. Auch innerhalb der radikalen Linken scheint diese nicht mehr mit Ökonomismus assoziiert zu werden. Ganz im Gegenteil: Es wird eine richtige – ergo nicht verkürzte – Kapitalismuskritik eingefordert. Dennoch ist wohl die radikale Linke in Deutschland eine der wenigen, bei welcher die Intervention in das soziale Verhältnis Kapitalismus Skepsis hervorruft. Antikapitalistische Praxis hat scheinbar noch nichts von ihren klischeehaften Auswüchsen der vergangenen Jahrzehnte verloren: Bedeutet das nicht morgens früh aufstehen und schlaftrunken vor Fabriktoren schlecht gelaunten ArbeiterInnen Flugblätter in die Hand drücken? Oder endet man nicht kurz oder lang als reformistischer Gewerkschaftsaktivist? Und überhaupt: Sollte sich eine Linke – besonders in Deutschland – nicht erst einmal ein grundlegendes Verständnis von dem erarbeiten, was Kapitalismus ist, bevor sie praktisch interveniert?
Klassen und Kämpfe
jour fixe initiative, Berlin Anfang November 2003
Die Umwälzung und Abschaffung von Herrschaftsverhältnissen ist das zentrale Anliegen einer Politik der Emanzipation. Während das konservative Denken die Spaltung der Gesellschaft in Arme und Reiche als naturgegeben bestimmt und der Liberalismus diese Spaltung aktiv betreibt, haben sozialrevolutionäre und sozialistische Bewegungen versucht, die gesellschaftlichen Verhältnisse grundlegend zu verändern. Klassenkampf hieß das Losungswort, um die treibende Kraft der Geschichte zu benennen und der Analyse des Kapitalismus eine politische Perspektive zu geben. Dass diese Perspektive ihre Evidenz verloren hat, ist Anlass genug, nach dem Stand der sozialen Kämpfe unserer Zeit zu fragen.
Die Emanzipation des Individuums, die Beseitigung irrationaler und unmittelbarer Gewaltverhältnisse und die Rationalisierung der materiellen Produktion waren Möglichkeiten und Versprechen der bürgerlichen Revolution. Doch unter den Bedingungen der kapitalistischen Produktionsweise stieß die freie Entwicklung des Individuums immer wieder an Grenzen, die das Proletariat als revolutionäres Subjekt der Geschichte beseitigen sollte.
Das hat es seit langem nicht gegeben: Seit 1989 hat keine linke Demonstration am oder um den 14. Juli in Paris stattgefunden. Denn am französischen Nationalfeiertag wird zwar des Sturms auf die Bastille gedacht – aber die Medien haben an diesem Tag gewöhnlich nur Augen und Ohren für die Militärparade auf den Champs Elysées. Und ohnehin ist die Hauptstadt um diese Jahreszeit oft schon den TouristInnen überlassen.
Nicht so in diesem Jahr: Auch bei Temperaturen von 35 Grad zog ein flotter Demozug, ohne Genehmigung, aber mit über 3.000 TeilnehmerInnen, drei Stunden lang durch das Pariser Zentrum. Eine bunte Mischung ballte sich hier zusammen, wie eine Zusammenfassung der sozialen Kämpfe in den letzten Monaten. Linke LehrerInnen hatten, obwohl die Schulen Ferien hatten, ihre Streiktransparanten aus dem Mai und Juni mitgebracht. Die ausständischen ArchäologInnen kamen, wie im Frühjahr, im Gallierkostüm und mit einem Pferd. Das Gros der TeilnehmerInnen (75 bis 80 Prozent) aber stellten die Kulturschaffenden, die ihrerseits in diesen Wochen mit einem spektakulären Streik von sich reden machten. Das wirkte sich auch auf die Demokultur aus – zwar ertönte (wie üblich) – der Ruf „en grève“ (im Streik). Aber die Kulturschaffenden, die den Sinn für’s Theatralische haben, rufen ihn nicht einfach; sie stöhnen und röcheln, oder singen und schmettern ihn. In dem Fall mit Unterstützung einer streikende
n Opernsängerin am Mikrophon.
Die Polizei kesselte am Ende den Zug kurzzeitig vor dem Panthéon (dem „laizistischen Tempel“, unter dem die republikanischen Größen ruhen) ein, ließ die Beteiligten aber – einzeln und ohne Transparente oder Aufkleber – in Ruhe abziehen. Eine Stunde später kam es nochmals zu Reibereien, als die abziehenden DemonstrantInnen einige hundert Meter weiter, vor der Kathedrale von Notre Dame, auf ihrerseits protestierende UnterstützerInnen von José Bové stießen. Diese hatten, unabhängig von der 14. Juli-Demo, ein Protest-Picknick für die Freilassung des linken Bauerngewerkschafters unter dem Eiffelturm durchgeführt. Nachdem die beiden Protestgruppen zusammen gefunden hatten, kesselte die Polizei sie kurzfristig ein, sah sich aber ihrerseits von weiterenden Demonstrierenden umringt. Am Ende löste sich, gegen 19 Uhr, die ganze Versammlung auf.
Auch sonst ist in diesem Monat vieles ungewöhnlich. Alle Kulturfestivals von nationaler Bedeutung, die in Frankreich normalerweise den Juli begleiten, sind seit Donnerstag letzter Woche annulliert – aufgrund des Ausstands, der in der französischen Kulturwelt weite Kreise zieht. Das hatte es nicht einmal im Zuge der Schockwelle des Mai 1968 gegeben; damals war etwa das Theaterfestival von Avignon gestört, aber nicht abgesagt worden. (Siehe Hintergrundtext vom 10. Juli)
Der Leiter des verhinderten Kulturereignisses von Avignon, Bernard Faivre d’Arcier, hat übrigens in einem Interview in „Le Monde“, das am Donnerstag abend – am selben Tag, an dem er die Brocken hingeworfen hatte – mit den Worten geendet: „In drei Wochen bin ich nicht mehr Direktor (Anm.: da er pensioniert wird), dann werde ich mich gern auf die Seite der Streikenden stellen und ihnen unter die Arme greifen.“
Dagegen entschieden sich die ausständischen Kulturschaffenden in den letzten Tagen dafür, dass das Opfernfestival Les Chorégies in Orange unbedingt stattfinden solle. Denn Orange wird seit 1995 vom rechtsextremen Bürgermeister Jacques Bompard, ein Parteifreund von Jean-Marie Le Pen, regiert – und da der Front National seit damals einen Kleinkrieg gegen die Kulturwelt führt, hätte er nur darauf gewartet, das Festival ausfallen zu sehen. Diesen Gefallen wollte ihm niemand tun.
Bei den Ausständischen handelt es sich um intermittents du spectacle (von intermittence, Diskontinuität). So heißen die meist diskontinuierlich beschäftigten Kulturschaffenden, etwa SchauspielerInnen im Theater, aber auch Bühnenbauer und Toningenieurinnen, die zwischen zwei Aufführungen keinen Broterwerb haben und deswegen (bisher jedenfalls) nach Sonderregeln aus der Arbeitslosenkasse alimentiert werden.
Das besondere Statut, das diese Unterstützung ermöglicht, ist eine jener sozialen Errungenschaften, die vom Front populaire (auf deutsch sehr grobschlächtig mit „Volksfront-Regierung“ übersetzt) von 1936 übrigbleiben. Sie ist in dieser Form europaweit einmalig. Doch vor allem in den 90er Jahren – in denen die Zahl der LeistungsempfängerInnen stark anwuchs – waren es die Arbeitgeber, die sich ihrerseits die Existenz dieser Unterstützungsmöglichkeit zunutze machten, um möglichst viele dauerhafte in kurzlebige Arbeitsplätze zu verwandeln ; die Zahl der Unterstützungsempfänger wuchs von 50.000 (1991) auf heute 100.000. Daher rührt ein Fehlbetrag in der Arbeitslosenkasse, der in den letzten Jahren gewachsen ist. Dieser beträgt derzeit circa 760 Millionen Euro, bei Gesamtausgaben in diesem Sektor von 1 Milliarde Euro.
Deswegen soll diese Unterstützung jetzt drastisch reduziert werden – nicht durch Eindämmen der, von allen Politikern und Beobachtern konstatierten, „Missbräuche“ durch Arbeitgeber, sondern allein auf Kosten der abhängig Beschäftigten. Die Unterstützung soll um ein Drittel gekürzt werden. Ferner sieht ein Abkommen zwischen Arbeitgebern und rechten Minderheitengewerkschaften, das durch die Regierung unterstützt wird, neue Aufnahmekonditionen vor, die gut 30 Prozent der heute Anspruchsberechtigten ganz aus der Unterstützung herausfallen lassen würden. Gerade die prekärsten Kulturschaffenden und die jungen KünstlerInnen am Anfang ihres Schaffens würden damit ihrer Existenzgrundlage beraubt.
Am 14. Juli in Paris führten die Demonstranten deswegen schwarzen Trauerflor – aufgrund der Temperaturen meist in Form schwarzer Regenschirmen, seltener in Form von Kostümen. Symbolisch führten sie kleine Guillotinen mit, und einige hatten sich symbolisch in schwere Ketten gelegt.
Bernhard Schmid, Paris